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CDI-HSG Projekt «Inclusion Champions Switzerland»

Handlungsbedarf ist gefragt: Etwa 15 Prozent der Menschen weltweit leben mit einer Form von Behinderung. Viele von ihnen sind mit täglicher Diskriminierung und Stigmatisierung in der Berufswelt konfrontiert. Um dem entgegenzuwirken, hat ein Forscher:innenteam des Center for Disability and Integration der Universität St. Gallen (CDI-HSG) gemeinsam mit dem Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung (EBGB) das Projekt «Inclusion Champions Switzerland» ins Leben gerufen. Ziel des Projekts ist es, die Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung in Unternehmen zu verbessern und durch die Schaffung eines entsprechenden Arbeitsumfelds die Stärken aller Beschäftigten optimal nutzen zu können.

Drei Arbeitskollegen diskutieren an einem Tisch, wobei einer davon mobilitätseingeschränkt ist. | © Gesellschaftsbilder.de

Inclusion Champions Switzerland: ein interessantes Projekt. (Gesellschaftsbilder.de)

Im Jahr 2019 beauftragte das Eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung (EBGB) das Center for Disability and Integration der Universität St. Gallen (CDI-HSG) damit, eine Übersicht («Wirkungslandkarte») über derzeit bestehende Forschungsergebnisse zu Inklusionsmassnahmen in Unternehmen zu erstellen (hier lesen Sie mehr zum Thema Inklusion). Dabei wurde festgestellt, dass es zwar umfangreiche Literatur zu Rekrutierungsmassnahmen gibt, Berichte über Weiterbildung, Mentoring und Belohnungs- und Beförderungssysteme jedoch weitgehend fehlen. 

Genau darauf liegt der Fokus des «Inclusion Champions Switzerland»-Projekts: Bislang untererforschte Bereiche werden untersucht, um wichtige Erkenntnisse über eine erfolgreiche Inklusion von Menschen mit Behinderung zu gewinnen. Dabei konnten namhafte Projektpartner aus der Praxis gewonnen werden, die ihr Engagement bezüglich Inklusion noch vertiefen möchten: ABB, Hitachi Energy, Novartis und die Schweizerische Post.

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Ein Mann hält den Daumen hoch. | © pexels

Ist Inklusion messbar?

Um Inklusion zu messen, wurde der sogenannte «St. Gallen Inclusion Index» entwickelt – ein Messinstrument, das neueste wissenschaftliche Erkenntnisse bündelt und Inklusion auf mehreren Dimensionen misst. Konkret werden vier Dimensionen unterschieden, wobei sich jeweils zwei Dimensionen auf das Individuum sowie zwei Dimensionen auf das Kollektiv (Team/ Organisation) beziehen:

Individuum:

  • Authentizität: «Mein Team ermutigt mich, meine Persönlichkeit zu zeigen.»

  • Zugehörigkeit: «Mein Team gibt mir das Gefühl, ein Teil des Teams zu sein.»

Team/ Organisation:

  • Chancengleichheit: «In meinem Team gibt es für alle Mitarbeiter:innen eine faire Beurteilung ihrer Leistung.»

  • Perspektivenvielfalt: «In meinem Team ermutigen sich die Mitglieder gegenseitig, ihre Meinung zu sagen, auch wenn diese anders ist.»

Bei der Erhebung der Daten wurde darauf geachtet, dass jede Person des Unternehmens die Fragen des St. Gallen Inclusion Index beantwortet, da dieser nicht nur für eine Minderheitsgruppe, sondern für alle Mitarbeitenden relevant sind – schliesslich ist Inklusion ein Thema für alle! 

Auf dem Bild ist das Inklusionsmodell der CDI-HSG zu sehen. | © CDI-HSG Inklusionsmodell des CDI-HSG. (CDI-HSG)

Nach rund zwei Jahren Forschungsarbeit und praktischer Erprobung konnten zahlreiche wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, die sich in drei Hauptbereiche einteilen lassen:

  • 1

    Daten statt Meinungen – eine wichtige Grundlage für Entscheidungen im Unternehmen

    Um auf der Grundlage von Daten, Fakten und Zahlen möglichst effektive Massnahmen ableiten zu können, wurde in den beteiligten Unternehmen des Projekts zunächst ein «Status Quo» der Inklusion erhoben. Zudem können mithilfe des «St. Gallen Inclusion Index» Veränderungen in der empfundenen Inklusion gemessen werden. Insbesondere weil die Daten z.B. nach Alter, Geschlecht und/ oder Behinderung gefiltert werden konnten, war es möglich, spezielle Erkenntnisse zu gewinnen. Somit konnten zielgerichtete Massnahmen entwickelt werden.

    Weil eine grosse Datenmenge erhoben wurde, ist es möglich, dass die Unternehmen ihre Werte mit einem Durchschnittswert ihrer Branche vergleichen. Somit ist eine bessere Einordnung der Ergebnisse gegeben.

  • 2

    Strategie und Systematik – mit dem «3I-Modell» der Inklusion zum Erfolg

    Im Rahmen des «Inclusion Champions Switzerland»-Projekts wurde ein Modell entwickelt, was wichtige Massnahmen zur Förderung von Inklusion im Unternehmen zeigt. Insbesondere Novartis war als Projektpartner an diesem Prozess beteiligt (Co-Creation). Das sogenannte «3I-Modell» der Inklusion beinhaltet sowohl verschiedene Vorschläge, was ein Individuum beziehungsweise ein Team tun kann als auch einen sogenannten «Reifegrad» der Inklusion, der eine Orientierung gibt, inwieweit der Inklusionsprozess bereits etabliert ist. Dieses Modell soll Unternehmen helfen, den Status Quo der Inklusion zu identifizieren und darauf aufbauend verschiedene Inklusionsaktivitäten systematisch abzustimmen und umzusetzen. Die korrekte und stringente Umsetzung solcher Aktivitäten auf allen Ebenen gewährleistet eine aktive Auseinandersetzung mit dem Thema, sodass Inklusion nicht nur ein Schlagwort bleibt. Eine zeitechte Überprüfung verschiedener Massnahmen können mit höheren Werten auf dem «St. Gallen Inclusion Index» nachverfolgt werden. Somit bietet der Index ein Instrument, welches den Fortschritt der Unternehmen auf eine quantitative Weise messen kann.

  • 3

    Stärken im Fokus – positive Ergebnisse einer gezielten Anpassung der Arbeit im Team («Job Crafting»)

    Der stärkenbasierte Ansatz der positiven Psychologie setzt den Fokus auf Ressourcen statt auf Defizite. Dieses Umdenken zeigt sich als besonders wichtig bei Menschen mit Behinderung, da diese oftmals auf ihre Schwächen reduziert werden.

    Job Crafting bezeichnet das aktive und individuelle Gestalten der eigenen Arbeit. Dies wurde bis anhin nur bei Einzelpersonen angewendet, wurde aber durch eine Entwicklung des CDI-HSG Teams auf einen Job Crafting Workshop für Teams ausgeweitet. Dabei werden individuelle Stärken identifiziert, um diese dann mit den Stärken der anderen Teammitglieder zu koordinieren, umzuverteilen und zu erweitern. Das damit geschaffte kollektive Stärkenbewusstsein führt zu einem motivierteren, produktiveren und inklusiveren Arbeitsumfeld. Mit der Auseinandersetzung der eigenen Stärken wird zudem eine höher erlebte Wertschätzung und ein stärkeres Gefühl der Zugehörigkeit herbeigeführt

Zusammenspiel von Wissenschaft und Praxis

Die gegenseitige Bereicherung von Wissenschaft und Praxis wurde während des «Inclusion Champions Switzerland»-Projekts deutlich sichtbar. Für die Praxis ist eine zahlen- und faktenbasierte Grundlage für glaubwürdige und wirksame Inklusionsmassnahmen entscheidend, um eine konsequente und nachhaltige Entwicklung voranzutreiben. Für die Wissenschaft hingegen ist es bereichernd zu sehen, dass Forschungsergebnisse Anklang und Anwendung in der Praxis finden. Das Zusammenspiel der beiden gewährleistet eine evidenzbasierte Umsetzung wichtiger Inklusionsthemen.

Wir danken Miriam Baumgärtner, Christoph Breier und Stephan Böhm von unserem Partnerinstitut CDI-HSG herzlich für den Fachartikel, der im Personalmagazin veröffentlicht wurde. Das Center for Disability and Integration an der Universität St.Gallen (CDI-HSG) forscht zur Integration von Menschen mit Behinderung für eine inklusive Gesellschaft.


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