(Re)-Integration in den Arbeitsmarkt
Mit der 5. und 6. IV-Revision ist die (Re)-Integration von Menschen mit Behinderungen in den Arbeitsmarkt in den Fokus gerückt. Das Ziel von Staat und Wirtschaft, tausenden Menschen mit einer Leistungsbeeinträchtigung eine Arbeit zu verschaffen, steht. Doch was gibt den Betroffenen der Weg zurück ins Arbeitsleben?
Die Rückkehr an den Arbeitsplatz kann schwierig sein, lohnt sich aber durchaus. (unsplash)
2022 wird die Weiterentwicklung der Invalidenversicherung (IV) in Kraft gesetzt. Dabei soll Individualisierung vorgebeugt sowie Eingliederung verstärkt werden.
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Eigenverantwortlich für den Lebensunterhalt sorgen
Der Begriff «Integration» umschreibt ein weites Feld. Einerseits ist er eng verknüpft mit der Frage der Chancengleichheit, andererseits mit der Problematik von prekären Verhältnissen, Armut und Ausgrenzung. Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung sind davon besonders stark betroffen. Die verschiedenen staatlichen und politischen Institutionen verfolgen mit der Integration verschiedene Interessen.
Sozialversicherungen, wie die IV, verstehen unter Integration in erster Linie die Teilnahme am Arbeitsmarkt. Integration bezieht sich hier auf Arbeitsmarktfähigkeit, Vermittelbarkeit und die Fähigkeit, den eigenen Lebensunterhalt zumindest teilweise wieder selber zu bestreiten.
Gerade der letzte Punkt sollte denn auch ein gewichtiger Punkt für Menschen mit Behinderungen sein, sich bietende Möglichkeiten für einen (Wieder)-Einstieg ins Berufsleben auch zu nutzen. Zwar ist eine teilweise Einkommenssicherheit nicht die einzige Voraussetzung, um Notlagen zu vermeiden, mit Arbeit bestehen aber zumindest finanzielle Ansätze, die persönliche Situation zu verbessern.
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Gesteigertes Selbstwertgefühl
Doch weder für Menschen mit, wie auch Menschen ohne Behinderung, ist die Arbeit nur allein zum Geld verdienen und zur Güterherstellung gedacht. Menschen bedürfen einer Aufgabe, um glücklich sein zu können. Denn durch die Arbeit fühlen wir uns nützlich, wodurch sich wiederum unser Selbstwertgefühl steigert. Und ein ausgewogenes Selbstwertgefühl gehört zu den Grundmerkmalen einer psychisch stabilen Persönlichkeit.
Viele Menschen definieren sich über ihren Beruf. Zwar hat sich in den letzten Jahrzehnten gerade die europäische Gesellschaft gewandelt. Heute lebt man nicht mehr in erster Linie um zu arbeiten, man arbeitet vielmehr für ein Leben, für die Selbstverwirklichung oder die Unterhaltung. Einen «Wandel von einer Mentalität des Überlebens zu einer Mentalität des Erlebnis», hat dies der Theologe Hans Küng einmal genannt.
Entsprechend hat die Arbeit auch als Identitätsstifter eingebüsst. Nichts desto trotz verleiht sie aber auch heute noch einen Teil der Identität und der Persönlichkeit. Die Arbeit und das entsprechende Einkommen bestimmt weiter die Stellung des Einzelnen in der Gesellschaft.
Und vor allem bedeutet Arbeit eine bessere Eingliederung in die Gesellschaft. Arbeit, eine Tätigkeit und eine regelmässige Aufgabe geben unserem täglichen Dasein einen Sinn: Wer keinen Job hat, verliert oft auch seinen geregelten Tagesablauf und läuft Gefahr, in die gesellschaftliche Isolation zu geraten, mit weiteren Folgen für die psychische und physische Gesundheit. Arbeit hingegen ist Teil des sozialen Lebens.
Sie bedeutet nicht allein die Erledigung von Aufgaben – häufig zählt das Team, das gemeinsame Erreichen von Zielen. Im Unternehmen gibts Kolleginnen und Kollegen, Partner, ja vielleicht sogar gute Freunde und sicherlich auch Vorgesetzte. Über sie oder mit ihnen zu diskutieren gehört ebenso zum Arbeitsumfeld wie der jährliche Betriebsausflug, das Weihnachtsessen, das Feierabendbier mit Arbeitskolleginnen und -kollegen oder ein Schwatz über den letzten Auftritt der Fussball-Nati in der Kaffeepause.
Herausforderung annehmen
Nicht nur zur finanziellen Entlastung der IV, sondern im Interesse aller Menschen mit Behinderungen, die sich nach finanzieller Unabhängigkeit, sozialer Integration, nach einem neuen Sinn im Leben oder auch nach Spass sehnen, ist zu hoffen, dass die Ziele der IV-Revisionen hinsichtlich einer (Re)-Integration von Menschen mit Leistungseinschränkungen in den Arbeitsmarkt erreicht werden können.