Hemiparese verstehen und behandeln
Bei Menschen mit Hemiparese macht eine Körperseite nicht mehr das, was sie möchten. Das führt zu erheblichen Einschränkungen in allen Lebensbereichen.
Betroffene einer Hemiparese sind halbseitig unvollständig gelähmt. Eine Physiotherapie kann helfen. (pexels)
Als Hemiparese werden motorische Einschränkungen von Armen und/oder Beinen auf einer Körperhälfte bezeichnet. Wodurch eine Hemiparese ausgelöst wird und welche Therapieansätze es gibt, erfahren Sie in diesem Beitrag.
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Was ist eine Hemiparese?
Eine Hemiparese ist eine unvollständige Lähmung auf einer kompletten Körperseite. Oft ist ein Arm und Bein betroffen, seltener auch das Gesicht. Die betroffenen Muskelgruppen sind nicht vollständig gelähmt, Betroffene können sie noch teilweise bewegen, doch die Muskelkraft ist eingeschränkt. Die Hemiparese ist eine Form der Parese, die eine unvollständige Lähmung oder Schwächung von Muskelregionen bezeichnet. Hemiparesen sind keine Krankheiten im eigentlichen Sinn, sondern vielmehr die Folge von Erkrankungen oder Unfällen.
Symptome
Wie sich eine Hemiparese äussert, kann je nach Art und Ausmass der Schädigung variieren. Typischerweise ist der Arm und das Bein auf der gleichen Körperseite betroffen. Dies führt zu einer starken Einschränkung in der Beweglichkeit, der Koordination und dem Gleichgewicht. Tritt die Hemiparese als Folge eines Schlaganfalles auf, sind zusätzlich die Gesichtsmuskeln betroffen. Diese sogenannte Fazialisparese lässt die Gesichtszüge einfallen und beeinträchtigt die Sprachfähigkeit, wenn Mund und Zunge in Mitleidenschaft gezogen wurden. Ferner kann eine Hemiparese Sensibilitätsstörungen wie Taubheit oder Kribbeln sowie Sehprobleme und eine damit einhergehende, verminderte kognitive Leistungsfähigkeit hervorrufen. In etwa dreissig Prozent der Fälle kommt es zu einer Versteifung und unkontrollierten Anspannung der Muskeln, einer sogenannten Spastik, in anderen Fällen erschlaffen die Muskeln einfach komplett.
Hemiparese oder Hemiplegie: was ist der Unterschied?
Hemiparese und Hemiplegie werden oft synonym als Halbseitenlähmung bezeichnet. Tatsächlich gibt es aber einen wichtigen Unterschied: Eine Hemiparese ist eine unvollständige Lähmung, bei der noch eine gewisse Restfunktion der Muskeln vorhanden ist. Hemiplegie hingegen bezeichnet eine vollständige Lähmung, bei der keine Bewegung mehr möglich ist.
Was sind die Ursachen einer Hemiparese?
Eine Hemiparese entsteht durch die Schädigung einer Gehirnhälfte. Wurde die rechte Hirnhälfte verletzt, ist die linke Körperhälfte betroffen und umgekehrt, steuern die Hirnhälften doch immer die gegenüberliegenden Körperteile. Die Schädigung kann angeboren sein oder durch die folgenden Ereignisse ausgelöst werden:
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Hemiparese nach einem Schlaganfall: Ein Schlaganfall ist eine plötzliche Unterbrechung der Blutversorgung des Gehirns, die zum Absterben von Nervenzellen führt.
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Hemiparese durch Hirnverletzungen: Bei einem Schlag auf den Kopf, zum Beispiel durch einen Unfall, kann auch das Hirn verletzt werden. Auch Hirnhautentzündungen oder Tumore können das Gehirn in Mitleidenschaft ziehen und eine Hemiparese auslösen.
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Hemiparese durch Komplikationen während der Schwangerschaft: Kommt es beim Embryo zu Entzündungen oder Blutungen, kann es ebenfalls zu einer einseitigen Lähmung kommen. Auch ein Sauerstoffmangel bei der Geburt kann für eine Hemiparese verantwortlich sein. Die Symptome zeigen sich in der Regel in den ersten Wochen oder Monaten nach der Geburt.
Heilungschancen und Leben mit Hemiparese
Die Behandlung einer Hemiparese hängt von der Ursache, dem Schweregrad und dem Zeitpunkt der Schädigung ab. In manchen Fällen können die Lähmungserscheinungen spontan zurückgehen oder sich verbessern, in anderen Fällen bleiben sie dauerhaft bestehen. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Sie bei Verdacht auf einen Schlaganfall sofort in die Notaufnahme gehen, jede Sekunde zählt! Hier lesen Sie mehr zu Risikofaktoren, Symptomen und Behandlung eines Schlaganfalls.
Auch langanhaltende Taubheitsgefühle im Körper sollten Sie ernst nehmen und frühzeitig abklären lassen. Ist eine Hemiparese angeboren, können bei einigen Betroffenen dauerhafte Lähmungen bestehen bleiben. In diesem Fall ist es wichtig, die Einschränkung zu akzeptieren und nicht zu versuchen, gegen sie zu arbeiten. Investieren Sie Ihre Kraft besser für die Suche nach geeigneten Strategien und Hilfsmitteln wie Rollstühle, Treppenlifte oder Lagerungsschienen. Weitere Informationen zum Thema Lähmung finden Sie in unseren Beiträgen Lähmung: Das steckt dahinter und Lähmung: Therapie & Behandlung.
Darüber sprechen hilft
Ein Leben mit Hemiparese bringt verschiedene Herausforderungen mit sich. Sie sind jedoch nicht alleine! Sich mit anderen Betroffenen auszutauschen hilft, neue Lösungen und Perspektiven zu finden. Teilen Sie Fragen und Herausforderungen bei einem persönlichen Peer-Austausch oder stellen Sie Ihre Fragen anonym und kostenlos in unserer Community.
Behandlung
Die Therapie einer Hemiparese kann Physiotherapie, Medikamente oder andere Massnahmen umfassen. Am Anfang steht jedoch immer die Frage, wodurch die Muskeleinschränkungen ausgelöst wurden. Bei Unfällen steht die notfallmedizinische Versorgung im Zentrum, bei einem Schlaganfall versuchen Ärzte, bzw. Ärztinnen, das blockierte Hirngefäss wieder freizubekommen. Wurde die Hemiparese durch Infekte oder entzündliche Krankheiten ausgelöst, erfolgt eine medikamentöse Behandlung und bei Tumoren werden Operationen und Chemotherapien verordnet.
Im Anschluss an die Akutbehandlung steht die Rehabilitation im Zentrum, um die Bewegungsfähigkeit der Betroffenen zu verbessern. Auch die Reha-Massnahmen orientieren sich an den Symptomen, am häufigsten angewendet werden jedoch die folgenden:
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Physiotherapie: Zur Verbesserung der Grobmotorik, der Gehfähigkeit und dem Übergang vom Sitzen ins Stehen.
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Ergotherapie: Für die Förderung der Feinmotorik, um kleinere Bewegungen, wie das Öffnen von Knöpfen zu üben.
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Logopädie: Um die Lippen- und Zungenmuskulatur zu stärken, falls die Gesichtsmuskeln und Sprachfähigkeit betroffen sind.
Bei einer spastischen Hemiparese verschreiben Mediziner:innen zusätzlich Entspannungsmittel, um Hände oder Füsse zu lockern und in eine bessere Haltung zu bringen.
Mit den obigen Behandlungsmassnahmen machen Betroffene in der Regel innerhalb weniger Monate gute Fortschritte. Wichtig ist die enge Absprache mit Fachpersonen, um ein individuelles Behandlungskonzept zu entwickeln.