Familienberatung: Hilfe bei Konflikten
Eltern sind gefordert - und manchmal auch überfordert. Eine Familienberatung bietet im Alltag praktische Unterstützung und kann helfen, Konflikte zu lösen. Hier lesen alles zum Thema Familienberatung.

Familienberatungen können helfen, Konflikte zu vermeiden. (pixabay)
So viele Freuden es auch mit sich bringt: Erziehen ist alles andere als kinderleicht. Es ist eine grosse Verantwortung und deswegen häufig mit hoher Belastung verknüpft. Dies gilt insbesondere, wenn das eigene Kind mit einer Behinderung oder einer chronischen Krankheit umzugehen hat. Der Wunsch nach Entlastung ist deswegen gerade hier sehr präsent. Eine Familienberatung verspricht Unterstützung. Aber als betroffene Eltern stellen sich Fragen: Wie kann eine Familienberatung denn wirklich helfen? Wo finde ich die passenden Anlaufstellen?
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Wie Familienberatung helfen kann
Das Wichtigste zuerst: Familienberatung in Anspruch zu nehmen, ist keine Schande! Im Gegenteil: Die Entscheidung zur Anforderung von Unterstützung zeigt, dass Probleme in der Familie proaktiv erkannt und angegangen werden. Mithilfe einer Familienberatung können Probleme offen diskutiert und dadurch gemeinsam nach Lösungswegen gesucht werden. Beratungsstellen zwingen Ihrer Familie nicht konkrete Massnahmen und Handlungen auf, sondern bieten Hilfe zur Selbsthilfe. Sie vermitteln, beraten und stehen unterstützend zur Seite. Die eigenen Probleme müssen trotzdem selbst angegangen und gelöst werden. Ziel der Familienberatung ist es dementsprechend, die Betroffenen zu befähigen, ihre Konflikte selbst zu lösen. Gerade bei Eltern von Kindern mit Behinderungen geht es darum, dass alle Personen lernen, mit der belastenden Situation umzugehen. Ganz allgemein ausgedrückt bedeutet das: Eine Familienberatung stärkt die Elternkompetenz und das mentale Wohlbefinden. Die eigene, psychische Gesundheit spielt in der Erziehung übrigens auch eine grosse Rolle. Lesen Sie unsere Tipps zur Steigerung des mentalen Wohlbefindens.
Gründe und Arten der Familienberatung
Jede Familie ist so einzigartig wie ihre Mitglieder. Dementsprechend unterschiedlich sind auch Bedürfnisse, Probleme und geeignete Lösungen. Das gilt für Familien mit und ohne Kinder mit Behinderungen.
Die Gründe für die Inanspruchnahme einer Familienberatung können vielfältig sein (nicht abschliessend):
Informationsbedarf
- Dauerhafte Überbelastung
- Familienkonflikte und benötigte Hilfe bei der Bewältigung des Alltags oder schwieriger Situationen
- Wunsch nach pädagogischer, medizinischer und therapeutischer Unterstützung
- Das Bedürfnis nach Beratung in Lebens- und Sinnkrisen
- Wunsch nach Unterstützung in Beziehungskrisen oder bei Erziehungsproblemen
Viele Beratungsstellen sind multidisziplinär organisiert, mit Fachpersonen aus verschiedenen Bereichen. So arbeiten Ärzt:innen, Erziehende, Sozial- und Heilpädagog:innen oder Psycholog:innen zusammen und unterstützen die Familie mit ihrer jeweiligen Expertise. Grundsätzlich gibt es drei Arten von Familienberatung:
- Krisenbezogene Familienberatung: Für den Fall, dass eine Notsituation schnelles Handeln abverlangt. Beratende unterstützen beim Bewältigen der Krise.
- Problembezogene Familienberatung: Hier können spezifische, längerfristige Probleme gemeinsam angegangen werden. Beratende zeigen dauerhafte Lösungswege auf.
- Präventive Familienberatung: Hier finden sich Antworten von Fachpersonen zu diversen Fragen. Ob Entwicklungs- und Erziehungsfragen, Hilfe für Anträge oder bei der finanziellen Absicherung des Kindes mit Behinderung: Fachpersonen klären Fragen und stärken damit das Familienklima.
Öffentliche vs. private Anlaufstellen für Familien
Anlaufstellen für Familien können privatwirtschaftlich, aber auch von öffentlicher Hand organisiert sein. Öffentliche Anlaufstellen sind kostenlos und zielen auf rasche und kurzfristige Hilfe zur Selbsthilfe ab. Sie bieten Unterstützung in sozialen oder finanziellen Krisen. In vielen Fällen besitzen Kantone und Gemeinden eine Anlaufstelle speziell für Eltern von Kindern mit Beeinträchtigung. Sich zu informieren lohnt sich - am besten direkt bei der Wohngemeinde oder beim Kanton.
Privatwirtschaftliche Anlaufstellen sind meistens Institutionen mit therapeutischem Hintergrund. Wenn die Organisation auf ein Gebiet spezialisiert ist, sind die Angebote meist kostenpflichtig. Des Weiteren gibt es in der Privatwirtschaft, aber auch NGOs und gemeinnützige Vereine, die Familienberatungen anbieten. Diese sind meistens von Kirche oder Bund subventioniert und entweder komplett kostenfrei oder gegen einkommensabhängige Bezahlung.
Mögliche Anlaufstellen
Viele der allgemeinen Anlaufstellen für Familien sind auch für die speziellen Bedürfnisse von Kindern mit Behinderungen ausgelegt. Kontaktaufnahme und spezifisches Nachfragen lohnt sich, selbst wenn das Thema Behinderung nicht explizit genannt wird.
Öffentliche Anlaufstellen
Wie bereits erwähnt: Die meisten Gemeinden und Kantone betreiben kostenlose Anlaufstellen für Familien. Es lohnt sich, sich bei dem zuständigen Departement (häufig zu finden unter «Soziales») der eigenen Wohngemeinde zu informieren.
Ein beliebtes Angebot des öffentlichen Dienstes auf kantonaler Ebene ist die Mütter- und Väterberatung:
- Die Mütter- und Väterberatung ist eine Dienstleistung der Kantone für Eltern von Kindern bis zu 5 Jahren. Zuständige beantworten Fragen zu Entwicklung, Pflege, Betreuung, Ernährung und Entlastungsmöglichkeiten.
Vereine und NGOs
Viele Vereine offerieren generelle Familienberatungen, aber auch Beratungen für Eltern von Kindern mit spezifischen Behinderungen. Wir haben hier einige Angebote aufgelistet:
- Kostenlose Telefon- und E-Mail-Beratung
- 24h, an 365 Tagen im Jahr erreichbar
- Beratung und Hilfe bei Erziehungsfragen, Konflikten oder Krisen in der Familie
-
Persönliche Beratungstreffen für einen einkommensabhängigen Tarif möglich
Familienberatung der Pro Infirmis
- Die Schweizer Fachorganisation für Menschen mit Behinderungen
- Setzt sich in der Schweiz für die Gleichstellung von Menschen mit Beeinträchtigungen ein
- Berät und begleitet Familien mit Kindern mit Behinderungen
- Physische Beratungsstellen für Familien in den Kantonen Solothurn und Aargau
- Dachverband für Eltern von Kindern mit einer geistigen Beeinträchtigung
- Unterstützt und berät Menschen mit geistiger Beeinträchtigung und deren Umfeld, insbesondere deren Eltern und Geschwister
- Einzelne Regionalvereine dienen als Anlaufstelle für betroffene Familien
Mehr nützliche Links finden Sie in unserer Linksammlung.