Der Weg zum optimalen Hörgerät
Man versteht andere nicht (mehr) gut, verpasst wichtige Signale und der Gang zur HNO-Fachkraft bringt die ernüchternde Diagnose: Sie hören schlecht. Was nun? Was für viele Menschen mit Sehproblemen die Brille ist, wäre das Hörgerät für Menschen mit einer Hörbehinderung.
Die richtige Hörhilfe macht den Unterschied. Doch welche ist die richtige? (unsplash)
Hörverlust ist in der Regel ein einschneidendes Problem im Alltag und kann im Extremfall zur sozialen Isolation führen. Denn zwischenmenschliche Kommunikation wird hauptsächlich über das Ohr wahrgenommen und überhaupt werden sehr viele Informationen und Warnsignale akustisch wiedergegeben und aufgenommen. Das Alter ist eine häufige Ursache für das schlechte Hören, aber es gibt auch andere Auslöser, wie etwa Stress, Durchblutungsstörungen, dauerhafter Lärm oder eine Erkrankung bzw. ein Unfall. Ein Hörgerät könnte hier Abhilfe schaffen, doch viele Menschen mit Hörproblemen genieren sich vor diesen Hilfsmitteln. Mangelndes Wissen, aber auch Eitelkeit sind hierfür oft die Gründe. Um Vorurteile abzubauen und Ihnen die Suche nach dem richtigen Hörgerät zu erleichtern, haben wir mit Dr. Hartwig Stierlen, einem mittlerweile emeritierten über das ideale Hörgerät gesprochen. Stierlen führte 33 Jahre lang eine der grössten HNO-Praxen in München sowie die HNO-Belegabteilung im Klinikum Dritter Orden.
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Wie eine Hörbehinderung festgestellt werden kann
Die Diagnose einer Hörbehinderung erfolgt, so Stierlen, zum einen durch die Audiometrie, einem Hörtest mit unterschiedlichen Tönen und Lautstärken und zum anderen durch die Sprach-Audiometrie, wo das Hören und Verstehen von gesprochener Sprache getestet wird. Steht mit diesen Tests fest, dass eine Hörschädigung vorhanden ist, sollte mit der HNO-Ärztin bzw. mit dem HNO-Arzt darüber beraten werden, ob und welche Hilfen Sinn machen würden.
Je nach Fall kommen entsprechende Lösungen infrage. Neben dem Standard-Hörgerät, das hinter dem Ohr getragen wird, gibt es sogenannte iO-Geräte, die entweder im Gehörgang oder in der Ohrmuschel eingesetzt werden, Hörbrillen mit Einbau der Technik im Brillenbügel, Mini-Chip-Geräte mit elektronisch verbesserter Spracherkennung oder im Knochen verankerte Hörgeräte.
Hörhilfen: Zahlreiche Alternativen
«Mit dem HNO-Facharzt sollte man gemeinsam herausfinden, ob die Hörschädigung schon so ausgeprägt ist, dass eine Hörgeräteversorgung sinnvoll und zweckmässig ist, damit einerseits die Kostenträger einen finanziellen Beitrag leisten. Zudem müsste andererseits auch der Leidensdruck des Patienten so gross sein, dass er sich sein weiteres Leben mit einer kleinen Prothese im Ohr vorstellen kann», erklärt Stierlen.
Im nächsten Schritt wird eine Verordnung mit den erhobenen Werten ausgegeben, mit der der Betroffene Fachpersonal aus der seiner Wahl aufsuchen kann. Von diesem werden in der Regel nochmal Messungen des Gehörs durchgeführt. Dabei versucht es, für die betroffene Person entsprechend ihrer Hörbehinderung das optimale Hörgerätesystem herauszufinden. Dazu muss ein Abdruck des Gehörganges bzw. spezielle Hörschläuche angefertigt werden.