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Lormen: Kommunikation durch Berührung

Das Lormen ist ein «Tastalphabet». Von Geburt an taubblinde Menschen oder taube Menschen, die vorher mit der Lautsprache aufgewachsen sind, lernen oftmals das Lorm-Alphabet. Es ist die am häufigsten genutzte Kommunikationsform von taubblinden Menschen. Lormen ist einfach zu lernen und folgt im Gegensatz zu den Grammatikregeln der Gebärdensprache den Grammatikregeln der Lautsprache. Daher bevorzugen taube Menschen, die mit der Gebärdensprache aufgewachsen sind und später erblinden die taktile Gebärdensprache.

Nahaufnahme von Händen: ein erwachsener Mann hält die Hand eines Kindes und zeichnet mit dem Zeigefinger der anderen Hand in die Handinnenfläche. | © DBSV

Durch Klopfen, Streichen und Drücken werden die Buchstaben in die Hand gelormt. (DBSV)

Bei der Taubblindheit handelt es sich um eine doppelte Sinnesbehinderung. Bei dieser liegen Gehörlosigkeit und Blindheit gleichzeitig vor. Gemäss Schweizerischem Zentralverein für das Blindenwesen (SZBLIND) treten Hörsehbehinderungen meistens im hohen Alter auf. Daneben gibt es auch die angeborene oder erworbene Hörsehbehinderung sowie das.

Bei der Taubblindheit unterscheidet man zwei Gruppen voneinander:

  1. Lautsprachlich orientierte taubblinde Menschen: Diese Personengruppe ist erst später in ihrem Leben ertaubt. Dies führt dazu, dass sie vorher die Lautsprache erwerben konnten. Hierzu können auch gehörlose Menschen gehören, die durch eine lautsprachliche Erziehung keine Gebärdensprache gelernt haben. Durch gute Schriftsprachkompetenz nutzen sie das Lormen als Kommunikationsform.
  2. Gebärdensprachlich orientierte taubblinde Menschen: hierbei handelt es sich um gehörlose Menschen, deren Muttersprache die Gebärdensprache ist. Mit zunehmender Sehbehinderung bietet die taktile Gebärdensprache eine Alternative.

Die Geschichte des Lormens

Hieronymus Lorm wurde 1821 in Tschechien geboren und verwendete diesen Namen als Pseudonym. Er war eigentlich unter dem Namen Heinrich Landesmann bekannt, Schriftsteller und Philosoph. Nach einer schweren Erkrankung ertaubte er im Alter von 15 Jahren und verlor auch den Grossteil seiner Sehrkaft. Um sich weiterhin verständigen zu können, entwickelte er das Lorm-Alphabet. Nach seinem Tod hat seine Tochter das Lorm-Alphabet überarbeitet und veröffentlicht.

Das Lormen: So funktioniert es

Beim Lormen liegt die Hand auf der gelormt wird auf dem Handrücken. Man unterscheidet beim Lormen zwischen Strichen und Punkten. Zwischen Gross- und Kleinbuchstaben wird nicht unterschieden. Ein Strich bedeutet, dass immer von der Fingerspitze Richtung Handwurzel gestrichen wird, sofern dies nicht anders beschrieben wird. Ein Punkt bedeutet, dass die Stelle kurz angetippt wird. Ebenso können Kreise und Kreuze auf die Handfläche gemalt werden oder Finger zusammengedrückt werden. Ein leichter Schlag auf die besprochene Hand steht für ein Wortende, zwei Schläge bedeuten Satzeende.

«Ja» wird mit einem doppelten Schlag auf die Handfläche oder den Handrücken signalisiert. Die Antwort «Nein» wird mit zwei gegenläufigen Streichbewegungen auf der Handfläche oder dem Handrücken signalisiert. Haben Sie sich vertan? Dann können Sie dies mit einer Wischbewegung über die gesamte Handfläche ausdrücken. Die Nutzung des Lormalphabetes, besonders bestimmter Sonderzeichen, kann regional sehr unterschiedlich sein.

Gelormt wird dabei in die linke Hand der taubblinden Person. Dafür sitzt man am besten links von der taubblinden Person, um mit der rechten Hand die Zeichen in die linke Hand der taubblinden Person zu lormen. Sowie auch in die linke Hand empfangen wird. In Ausnahmefällen wird die rechte Hand genutzt. Handelt es sich um ein Fragezeichen oder eine Ziffer, so wird diese in die Handfläche gemalt. Eine Alternative wäre es diese Zeichen zu morsen oder wie bei der Brailleschrift können Ziffern durch die Buchstaben A-J und einem Zahlenzeichen (umgedrehtes L) aufgeschrieben werden.

Das Lorm-Alphabet:

  • a: Punkt auf Daumenspitze
  • ä: Doppelpunkt auf Daumenspitze
  • b: Strich am Zeigefinger
  • c: Punkt auf Handwurzel
  • d: Strich am Mittelfinger
  • e: Punkt auf Zeigefingerspitze
  • f: Zusammendrücken von Zeige- und Mittelfinger
  • g: Strich am Ringfinger
  • h: Strich am kleinen Finger
  • i: Punkt auf Mittelfingerspitze
  • j: Doppelpunkt auf Mittelfingerspitze
  • k: Punkt auf Handflächenmitte mit vier zusammengeführten Fingern
  • l: Langer Strich am Mittelfinger bis zur Handwurzel
  • m: Punkt auf Wurzel des kleinen Fingers
  • n: Punkt auf Wurzel des Zeigefingers
  • o: Punkt auf Ringfingerspitze
  • ö: Doppelpunkt auf Ringfingerspitze
  • p: Langer Strich Richtung Fingerspitze an der Zeigefingeraussenseite
  • q: Langer Strich Richtung Fingerspitze an der Aussenseite des kleinen Fingers
  • r: kurzes Trommeln auf die Handfläche
  • s: Kreis in die Handfläche «malen»
  • t: Strich am Daumen
  • u: Punkt auf Spitze des kleinen Fingers
  • ü: Doppelpunkt auf Spitze des kleinen Fingers
  • v: Punkt auf Daumenballen
  • w: Doppelpunkt auf Daumenballen
  • x: Strich quer über die Handwurzel
  • y: Strich quer über vier Finger (ausser Daumen)
  • z: Strich vom Daumenballen zur Wurzel des kleinen Fingers
  • ch: Kreuz auf die Handfläche streichen
  • sch: Zusammendrücken der vier Finger (ausser Daumen)
  • st: Strich an der Aussenseite des Daumens Richtung Fingerspitze

Zum Lernen des Lorm-Alphabets hat SZBLIND ausserdem eine App entwickelt.

Das Lormen ist ein sogenanntes Tastalphabet. | © DBSV Das Lormen ist ein sogenanntes Tastalphabet. (DBSV)

Welche Alternativen gibt es zum Lormen?

Als Alternative zum Lormen gibt es ausserdem diese Kommunikationsformen:

  • Taktiles Finger-Alphabet
  • Malossi-Alphabet (Tastalphabet auf der Handfläche)
  • Manual Alphabet (Zweihand-Fingeralphabet)
  • Daktylieren (Fingeralphabet abfühlen)
  • Niessen-Alphabet (Tastalphabet auf dem Handrücken)
  • Taktile Gebärdensprache (eine Option für Menschen die vor ihrer Erblindung die Gebärdensprache genutzt haben)
  • Visual Frame (mit Sehrest werden verkleinerte Gebärden im stark eingeschränkten Blickfeld eines tauben Menschen durchgeführt)
  • Morsen (Klopfalphabet)
  • Tadoma (Abfühlen der Artikulationsbewegung. Dabei berührt der Daumen oder Zeigefinger die Lippenbewegung, während die anderen Finger die Wangen- und Halsbewegungen abfühlen)
  • Braille (dabei handelt es sich um ein einseitiges oder zweiseitiges elektronisches Hilfsmittel mit Braille-Ausgabe für die taubblinde Person und Tastatur für die Assistenzperson)
  • Fingerbraille (Blindenschrift wird auf die Finger der Person getippt)
  • Tandem (mit vorhandenem Hörrest werden Laute wahrgenommen)

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