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Den Weg zu mehr Inklusion ebnen

Michelle Kolb ist Projektleiterin von EnableMe Jobs, dem neuen Jobportal für Menschen mit Behinderungen. Im Interview erzählt sie von ihrer eigenen Krankheit und erklärt, warum Inklusion nicht nur ein Feigenblatt sein darf.

Ein Mann heisst eine neue Teamkollegin per Handschlag willkommen. | © pexels

Inklusion am Arbeitsplatz hat Vorteile für alle. (pexels)

Warum hast du dich entschieden, das Projekt EnableMe Jobs zu übernehmen?

Seit 2014 bin ich im Bereich der beruflichen Integration tätig. Ich durfte während dieser Zeit viele Menschen mit den unterschiedlichsten Werdegängen kennenlernen und ein Stück auf ihrem Weg begleiten. Der Schritt zurück in den ersten Arbeitsmarkt gestaltet sich für viele Menschen mit Behinderungen schwierig und ist mit vielen Hürden verbunden. Motivierte Menschen mit viel Potenzial haben teils nicht die Möglichkeit, dieses zu entfalten. Das Gefühl, genau an diesem Punkt ansetzen zu wollen und zu mehr Inklusion im Arbeitsmarkt beizutragen, liess mich nicht los.

Also hast du einen persönlichen Bezug zu deinem Projekt?

Ja, sehr. Als Betroffene habe ich einen sehr persönlichen Bezug zum Projekt. Ich kenne die Situation von Stellensuchenden mit Behinderungen natürlich gut. Das Inklusionsthema ist eine grosse Passion und es freut mich sehr, mich zusammen mit dem ganzen EnableMe Team jeden Tag dafür einzusetzen.

Michelle Kolb, Projektleiterin von EnableMe Jobs, im Gespräch über Inklusion im Arbeitsmarkt.

Ein Foto von Michelle Kolb, sie hat blonde Haare, eine Brille und lacht in die Kamera. | © Privataufnahme
Du lebst mit einer Behinderung?

Mit 21 Jahren wurde ich mit einer unheilbaren Augenkrankheit diagnostiziert. Zum damaligen Zeitpunkt stand ich ein Jahr von meinem Studienabschluss im Ausland. Eine Zeit und ein Alter, in dem man glaubt, die ganze Welt steht einem offen. Auf einen Schlag schienen mir all diese Möglichkeiten genommen. Wie kann jemand mit einer Sehbehinderung überhaupt mit einem Computer arbeiten? In den darauffolgenden Jahren durfte ich viele Möglichkeiten kennenlernen und arbeite heute problemlos am Computer mit meinen Hilfsmitteln. Die Erfahrung, sich nicht vorstellen zu können, was alles möglich ist, mit einer Behinderung und dann zu sehen, wie viel möglich ist, motiviert mich jeden Tag dazu beizutragen, dass andere Menschen dies auch sehen dürfen. 

Wie trägt dein Projekt denn konkret dazu bei?

Auf EnableMe Jobs schreiben wir interessante Stellen von inklusiven Unternehmen aus. Wir sind aber der Überzeugung, dass Stellenanzeigen allein noch nicht ausreichend sind, um die Inklusion voranzutreiben. Deshalb ist unsere Jobplattform in unsere Community und unseren Inhaltsbereich eingebettet. In der Community gibt es einen Bereich für Arbeit und Karriere, in dem jeder Fragen rund um das Thema Arbeit und Karriere stellen kann. Die Fragen können von anderen Betroffenen beantwortet oder durch unsere Community-Manager an einen Fachexperten weitergeleitet werden. Der Inhaltsbereich umfasst eine Vielfalt an Informations- und Fachartikeln rund um das Thema Arbeiten mit Behinderungen.

Inklusion sieht ja eigentlich vor, keine Unterscheidung zwischen Menschen mit Behinderungen und Menschen ohne Behinderungen zu machen. Warum braucht es dann eine Jobplattform für Menschen mit Behinderungen?

Eine sehr wichtige Frage und hätten wir die UNO Behindertenrechtskonvention, welche die Schweiz 2014 ratifizierte auch umgesetzt, wäre ein Projekt wie EnableMe Jobs nicht nötig. Dies ist aber nicht der Fall. Wir sind noch weit entfernt von einer inklusiven Gesellschaft und somit einer inklusiven Arbeitswelt. Der Wille, etwas daran zu ändern, ist aber von vielen Seiten da. Das Projekt EnableMe Jobs hat das Potenzial, motivierte und talentierte Stellensuchende mit Behinderungen und Unternehmen, die Diversity und Inclusion vorantreiben möchten, zusammenzubringen. Unterstützt werden wir dabei von unserem starken Netzwerk, welches wichtige Akteure aus dem Behindertenwesen umfasst.

In dem von dir erwähnten Netzwerk gibt es Projekte, die EnableMe Jobs ähneln. Wodurch unterscheidet sich dein Projekt von denjenigen anderer Organisationen?

Eine überregionale Jobplattform für Menschen mit Behinderungen, eingebettet in einen umfassenden redaktionellen Bereich sowie eine grosse Community, gibt es in der Schweiz bisher noch nicht. Wir sehen unser Projekt komplementär zu dem, was bereits angeboten wird. Wichtig ist für uns die Zusammenarbeit mit anderen Organisationen, die ihr wertvolles Fachwissen einbringen, damit Ressourcen optimal genutzt werden können.

Und warum hältst du persönlich das Projekt für wichtig?

Die Beteiligung von Menschen mit Behinderungen am ersten Arbeitsmarkt ist laut dem Bundesamt für Statistik signifikant geringer als bei Menschen ohne Behinderung (72 gegenüber 87 Prozent). Es gibt noch immer viele Hürden, die Betroffene bei der Stellensuche überwinden müssen. Gleichzeitig wächst aber auch das Interesse von Unternehmen, die Diversität in Teams zu erhöhen. EnableMe Jobs ist der Ort, an dem sich motivierte und talentierte Stellensuchende mit Behinderungen und inklusive Unternehmen finden können.

EnableMe Jobportal

Sind Sie auf der Suche nach einer neuen beruflichen Perspektive? Entdecken Sie Stellen von inklusiven Unternehmen. Oder möchten Sie als Unternehmen inklusiver werden und einen diversen Talent-Pool von potentiellen Arbeitnehmer:innen direkt ansprechen? Kontaktieren Sie uns.

Zum Jobportal 

Ein Mann hält den Daumen hoch. | © pexels
Worin liegen die grössten Herausforderungen?

Der Wille von vielen Unternehmen inklusiver zu werden, ist da, der Weg zu diesem Ziel aber teilweise noch nicht klar.  Deshalb ist es wichtig, dass Unternehmen in den Gesprächen mit uns viele offene Fragen klären können und es schlussendlich zu einer langfristigen Partnerschaft kommt.

Wieviel Zeit nimmt dein Projekt wöchentlich etwa in Anspruch?

Ich arbeite achtzig Prozent für die Stiftung MyHandicap und meine gesamte Arbeitszeit fliesst in das Projekt EnableMe Jobs.


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