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Burnout: die Lage in der Schweiz

Das Burnout-Syndrom ist in der Schweiz weit verbreitet und die Fälle haben in letzter Zeit sogar stetig zugenommen. Daraus resultiert ein grosser wirtschaftlicher Schaden für Gesellschaft und Unternehmen. Gleichzeitig übernehmen die Krankenkassen momentan nur einen Teil der Behandlungskosten, was vermehrt zu politischen Debatten führt.

Foto der Kappelbrücke Luzern. | © unsplash

Burnouts sind auch in der Schweiz weit verbreitet. (unsplash)

Ein Burnout ist eine ernstzunehmende Angelegenheit und kann schlimme Folgen für betroffene Personen haben. Berühmte Schweizer und Schweizerinnen wie beispielsweise SVP-Politikerin Nathalie Rickli, der Ex-FDP-Präsident Rolf Schweiger oder der Skispringer Sven Hannawald waren schon von einem Burnout-Syndrom betroffen. Doch wie verbreitet ist das Burnout-Syndrom in der Schweizer Gesellschaft?

Burnout – die Situation in der Schweiz

Wer sich mit der Frage nach der Anzahl an Burnout-Fällen in der Schweizer Gesellschaft beschäftigt, stösst zwangsläufig auf das Problem, dass nur wenig konkrete Forschung zu diesem Thema betrieben wurde und wird. Dies liegt vor allem am Problem der fehlenden eindeutigen Definition: Da unter der Schweizer Ärzteschaft umstritten ist, was genau als Burnout angesehen wird, ist explizite Forschung dazu ziemlich schwierig.

Ein guter Anhaltspunkt bietet aber der Job-Stress-Index von der Gesundheitsförderung Schweiz. Bei diesem handelt es sich um eine repräsentative und wissenschaftlich fundierte Untersuchung zum Thema Stress in der Schweizer Erwerbsbevölkerung. Der letzte Bericht aus dem Jahr 2018 kommt zum Schluss, dass:

  • rund ein Viertel (27.1 Prozent) der erwerbstätigen Personen unter Stress leidet, wobei der Anteil seit 2015 um 4.6 Prozent gestiegen ist
  • fast dreissig Prozent der Schweizer Erwerbsbevölkerung unter emotionaler Erschöpfung leidet
  • jüngere Erwerbstätige eher von Stress betroffen sind als ältere Personen
  • es fast keine Geschlechterunterschiede in Bezug auf Stress gibt
  • höhere Bildung mit tieferen Stressleveln einhergeht

Interessant sind auch die Ergebnisse der «Schweizerischen Gesundheitsbefragung zum Thema Arbeit und Gesundheit» des Bundesamtes für Statistik von 2017.

Aus dieser geht hervor, dass fünfzig Prozent der Erwerbstätigen von mindestens drei von neun in der Befragung definierten psychosozialen Risikofaktoren für Stress betroffen sind, was einer Zunahme von vier Prozent gegenüber den Werten von 2012 entspricht. Weiter litten 21 Prozent der Erwerbstätigen am Arbeitsplatz sehr häufig unter Stress. Dies stellt einen Anstieg von drei Prozent gegenüber 2012 dar. Von diesen von Stress stark betroffenen Personen litten fast die Hälfte (also 10.5 Prozent der Gesamterwerbstätigen) unter emotionaler Erschöpfung – und damit unter einem grossen Burnout-Risiko.

Weitere Untersuchungen der Versicherungen Swica und PK Rück ergaben 2019 einen Anstieg der Zahl der Arbeitsausfälle von über fünzig Prozent gegenüber der Anzahl im Jahr 2012. Von diesen Arbeitsausfällen wurden dabei sechzig Prozent durch ein Burnout oder eine Depression verursacht.

Passend zu den Ergebnissen dieser Studien, gibt es in der Schweiz dann auch einen stetigen Anstieg an Burnout-Coaches, Selbsthilfegruppen und Kliniken, die sich mit der Burnout-Behandlung befassen. 

Nahaufnahme eines Kindes, das Münzen in der Hand hält. | © unsplash Schweizer Betriebe verlieren jährlich 6.5 Milliarden Franken durch Stress - ein vermeidbarer wirtschaftlicher Schaden. (unsplash)

Wirtschaftlicher Schaden

Ein Burnout kann für betroffene Individuen einen immensen psychischen, körperlichen und finanziellen Schaden verursachen und führt zu tragischen Einzelschicksalen. Doch auch für Unternehmen entstehen wirtschaftliche Schäden durch Burnouts. Denn Mitarbeitende, die unter einem Burnout leiden, sind unproduktiver oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr dazu in der Lage zu arbeiten.

Die Autoren der Studie von Gesundheitsförderung Schweiz schätzen den durch Stress entstanden Schaden aus Produktivitätsverlust für die Schweizer Betriebe auf 6.5 Milliarden Franken oder ein Prozent der Wirtschaftsleistung – und das pro Jahr. Wenn man die damit verbundenen Kosten durch Invalidenversicherungs-Leistungen für betroffene Personen mit einberechnet, steigt der gesamtgesellschaftliche Schaden sogar auf jährlich zehn Milliarden Franken.

In Anbetracht dieses riesigen wirtschaftlichen Schadens wird klar, dass die Gesellschaft und Unternehmen langfristig von einer besseren psychischen Gesundheit von Angestellten profitieren würden. Deshalb besteht eigentlich ein starker Anreiz dazu, die Arbeitssituation der Schweizer Erwerbstätigen zu verbessern.

Behandlungskosten und Krankenkassen

80'000 Franken – so viel kostet ein einwöchiger Aufenthalt in der luxuriösen Burnout-Privatklinik Paracelsus Recovery in Zürich. Natürlich ist ein Aufenthalt in einer 5-Sterne Klinik nicht der Normalfall, aber eine Burnout-Behandlung kann für betroffene Menschen in der Schweiz trotzdem sehr teuer werden. Folglich stellt sich die Frage, welche Teile der Behandlung genau von den Krankenkassen übernommen werden und welche nicht.

Laut Versicherungen-Schweiz übernehmen die Krankenkassen im Rahmen der Grundversicherung nicht alle Kosten einer Burnout-Behandlung. Glücklicherweise werden zumindest die Kosten einer ambulanten Psychotherapie von den allermeisten Grundversicherungen übernommen. Dafür müssen aber folgende Bedingungen erfüllt sein:

  • Das Burnout wurde ärztlich diagnostiziert
  • Die Psychotherapie wurde von einer medizinischen Fachperson verordnet 
  • Der Burnout-Therapeut ist eine öffentlich anerkannte medizinische Fachperson mit abgeschlossenem Medizinstudium oder eine von dieser angestellte Person («delegierte Psychotherapie»)

Problematischer wird es bei einer ambulanten nicht-ärztlichen Psychotherapie, diese wird von der Grundversicherung nämlich nicht abgedeckt. Wer aber über eine ambulante Zusatzversicherung verfügt, bekommt diese Kosten aber je nachdem trotzdem erstattet.

Ebenfalls werden auch stationäre Behandlungen in einer Burnout-Klinik nicht von der Grundversicherung abgedeckt – ausser in besonders schweren Ausnahmen. Bei weniger schweren Fällen gibt es aber teilweise Zusatzversicherungen, bei denen die Kosten von der Krankenkasse übernommen werden.

Die politische Debatte – das Burnout als Berufskrankheit

In der Schweizer Politik gibt es seit längerem die Debatte über die Anerkennung des Burnouts-Syndroms als Berufskrankheit. Eine solche hätte für Betroffene weitreichende Folgen, denn dadurch müsste neu die Unfallversicherung (UVG) die Kosten übernehmen. Da dies höhere finanzielle Leistungen für betroffene Personen mit sich bringen würde, würden unter Burnout leidende Menschen stark profitieren. 

Allerdings gibt es auch politischen Widerstand gegen ein solches Vorhaben, hauptsächlich vonseiten der Arbeitgebenden. Eine Initiative für die Anerkennung des Burnout-Syndroms als Berufskrankheit wurde dann auch vom Nationalrat 2019 abgelehnt. Ein erneuter Vorstoss in diese Richtung wurde im Parlament bereits eingereicht, ist bisher allerdings noch nicht fertig behandelt worden (Stand Februar 2020). 


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