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Borderline: ein Wechselbad der Gefühle

Menschen mit der Borderline-Persönlichkeitsstörung haben starke Angst vor Zurückweisung und Schwierigkeiten, emotionale Erlebnisse zu verarbeiten und einzuordnen. Häufig sind traumatische Erfahrungen verantwortlich für die Entstehung einer Borderline-Störung.

Nahaufnahme eines Blattes, das auf der linken Seite braun/schwarz und auf der rechten Seite grün ist. | © pexels

Borderline steht für Grenzlinie. (pexels)

Borderline ist gemäss ICD 10, dem Diagnosehandbuch für Psychische Störungen, ein Subtyp der emotional instabilen Persönlichkeitsstörung und gehört zu den häufigsten Persönlichkeitsstörungen. Alleine in der Schweiz leben rund drei Prozent der Bevölkerung mit der Persönlichkeitsstörung. Bei Menschen mit Borderline reicht oft ein kleiner Auslöser aus, damit die Stimmung kippt. Gefühle von Wut, Angst oder Verzweiflung setzen schlagartig und sehr intensiv ein, wechseln aber auch schnell wieder. Solche Gefühlsausbrüche entstehen, weil Betroffene nicht in der Lage sind, Erlebnisse emotional zu verarbeiten und einzuordnen.

Wie äussert sich Borderline?

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) kann zu verschiedenen Symptomen führen. Zu den wichtigsten gehören:

  • emotionale Instabilität

  • Störungen des Sozialverhaltens

  • Angst vor Zurückweisung 

  • Selbstverletzung, zum Beispiel durch Schneiden

Borderline hat einen grossen Einfluss auf den Alltag. Vor allem Emotionen und Verhalten sind stark betroffen, wie Stephanie, die mit der Persönlichkeitsstörung lebt, im Beitrag «Was ist Borderline?» erklärt: «Jede Emotion kann sich bis zu neunmal stärker anfühlen als für Menschen ohne Borderline. Es ist ein ständiger Kampf von einem Extrem ins andere und eine ewige Suche nach dem Mittelweg.»

Weiter wirkt sich Borderline wie folgt auf die Emotionen aus:

  • Niedriges Selbstwertgefühl mit teilweise exzessiver Selbstkritik
  • Verlustängste
  • Starke Stimmungsschwankungen
  • Intensive Wutausbrüche
  • Chronisches Gefühl der inneren Leere

Auch Impulsivität, Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen deuten auf das Borderline-Syndrom hin. Seltener treten paranoide Vorstellungen und Realitätsverlust ein.

Borderline Typen

Fachpersonen unterscheiden zwischen den folgenden zwei Borderline-Typen:

  • Der impulsive Borderline-Typ: Mangelnde Kontrolle über die Emotionen und die emotionale Instabilität stehen im Fokus. Betroffene fallen vor allem durch Impulsivität und Unberechenbarkeit auf.
  • Der Borderline-Typ: Personen mit diesem Typ haben hingegen ein gestörtes Selbstbild und Beziehungsverhalten.

Borderline: Diagnose und Ursachen

Die häufigste Ursache einer Borderline-Störung sind traumatische Erlebnisse in der Kindheit. Gemäss der Charité - Universitätsklinik Berlin finden sich bei Borderliner:innen in mindestens siebzig Prozent der Fälle Traumata wie sexueller Missbrauch und/oder emotionale Vernachlässigung. Auch die Gene spielen eine Rolle: Die Forschung geht davon aus, dass etwa vierzig Prozent der Borderline-Störungen auf den genetischen Einfluss zurückzuführen sind. Zuletzt können neurobiologische Ursachen eine Borderline-Störung auslösen. Das heisst vereinfacht, dass bei Betroffenen das Hirnareal für die Impulskontrolle mangelhaft funktioniert. Für eine Diagnose der Borderline-Persönlichkeitsstörung müssen mehrere der oben genannten Symptome vorliegen. Zudem müssen die Symptome bereits über längere Zeit bestehen und bis ins Jugendalter zurückverfolgt werden können. Psychiater:innen bewerten die Fähigkeit der Patient:innen, Beziehungen zu gestalten, die sozialen und beruflichen Auswirkungen, den Umgang mit Emotionen sowie potenzielle Selbst- oder Fremdgefährdung. Die Bewertung erfolgt häufig über verschiedene anerkannte Tests.

Begleiterkrankungen bei Borderline

Menschen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung leiden oft auch unter anderen psychischen Erkrankungen. Diese sogenannten Komorbiditäten können sowohl Verlauf als auch Behandlung von Borderline beeinflussen. Besonders oft sind Borderline-Patient:innen von den folgenden Begleiterkrankungen betroffen:

Borderline oder bipolar?

Borderline-Persönlichkeitsstörungen werden oft mit der bipolaren Störung verwechselt. Der grosse Unterschied zwischen den zwei Diagnosen ist, dass die Stimmung bei Borderliner:innen innert kürzester Zeit kippen kann, während die manischen und depressiven Phasen bei der bipolaren Störung in der Regel mehrere Wochen bis Monate andauern. Wenn Sie mehr über das Thema erfahren möchten, lesen Sie unseren Artikel Manisch-depressiv: Was ist eine bipolare Störung?

Borderline: Therapie und Behandlung

Wie die anderen Persönlichkeitsstörungen wird Borderline mittels Psychotherapie und allenfalls ergänzender medikamentöser Therapie behandelt. Bei Borderline-Störungen sind kognitive Verhaltenstherapien besonders wirksam. Die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT) ist eine spezielle Form davon, sie wurde unter anderem für Menschen mit Borderline entwickelt. Mit der DBT hat Stephanie besonders gute Erfahrungen gemacht, wie sie erklärt: «Sie hat mir mein Leben gerettet. In der Einzeltherapie, wie auch in Gruppen und stationär.» Dank DBT habe sie gelernt, sich von dysfunktionalen Verhaltensweisen zu lösen. Die von ihr als «langes Training» bezeichnete Therapie hat sich für die junge Frau gelohnt. 

Tipps zum Umgang mit Borderliner:innen

Was für Menschen ohne die Erkrankung wie eine einfache Meinungsverschiedenheit erscheint, kann bei Borderliner:innen rasch zu einer Eskalation führen. Vor allem für Angehörige kann das belastend sein. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung eine ernsthafte psychische Erkrankung und professionelle Hilfe unerlässlich ist. Als Angehörige:r ist es nicht möglich, den oder die Betroffene:n selbst zu therapieren oder ihnen ausreichend zu helfen. Lediglich auf den eignen Umgang mit der Erkrankung Angehörige Einfluss nehmen. Die folgenden Tipps können dabei hilfreich sein:

  • Ruhig und gelassen bleiben: Die eigene Ruhe kann sich positiv auf das Gegenüber auswirken. Emotionale Reaktionen könnten die Situation verschlimmern.

  • Auf die Körpersprache achten: Vermeiden Sie aggressive Körpersprache oder einen lauten, anklagenden Tonfall.

  • Verständnis zeigen: Versuchen Sie, die Gefühle und Sorgen der Person nachzuvollziehen. Zeigen Sie Empathie und betonen Sie, dass Sie die Gefühle des Gegenübers ernst nehmen.

  • Auf sich selbst achten: Es ist wichtig, klare Grenzen zu setzen und diese auch zu kommunizieren. Erklären Sie offen und respektvoll, wenn Ihnen etwas zu viel wird.

  • Raum und Zeit geben: Manchmal braucht die Person Zeit, um sich zu beruhigen. Akzeptieren Sie das.

  • Entspannungstechniken: Wenn die Situation zu eskalieren droht, helfen zum Beispiel Achtsamkeit- oder Atemübungen dabei, die Spannung zu reduzieren.

  • Professionelle Hilfe suchen: Ermutigen Sie die betroffene Person dazu, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um ihre Emotionen und Bewältigungsstrategien besser zu verstehen. Die folgenden Organisationen können dabei helfen, geeignete Therapeut:innen zu finden: Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP), Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (ASP), Schweizerische Berufsverband für angewandte Psychologie (SBAP).


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