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Persönlichkeitsstörungen: eine andere Wahrnehmung der Gefühle und der Mitmenschen

Persönlichkeitsstörungen sind Verhaltensmuster und Gefühlswahrnehmungen, die stark von den Erwartungen der Gesellschaft und dem Umfeld abweichen. Das Leben mit einer Persönlichkeitsstörung kann sowohl für Betroffene als auch für ihr Umfeld eine grosse Herausforderung sein. Eine Therapie kann Betroffenen helfen, ihre Gefühle zu verstehen und besser damit umzugehen.

Zeichnung von vier Strichmännchen. Drei Personen stehen aufrecht und eine steht auf dem Kopf. | © pexels Das Leben mit einer Persönlichkeitsstörung kann eine grosse Herausforderung sein. (pexels)

Persönlichkeitsstörungen sind eine extreme Ausprägung eines Persönlichkeitsstils mit starren und unzweckmässigen Persönlichkeitszügen. Diese Persönlichkeitszüge treten in verschiedenen Situationen immer wieder auf, obwohl sie unangemessen oder für die Betroffenen selbst wenig hilfreich sind. Das Leben mit einer Persönlichkeitsstörung ist oft eine grosse Herausforderung – für Betroffene sowie ihr Umfeld. Personen mit einer Persönlichkeitsstörung stossen unter Mitmenschen häufig auf Unverständnis aufgrund ihres Verhaltens. Die meisten Persönlichkeitsstörungen sind behandelbar, jedoch kann eine Therapie von Betroffenen viel abverlangen.

Oft ist es schwierig, zwischen einem sehr ausgeprägten Persönlichkeitsstil und einer Persönlichkeitsstörung zu unterscheiden. Denn die Übergänge sind fliessend. Die Ausprägung ist entscheidend dafür, ob es sich um eine Persönlichkeitsstörung handelt. Abweichende, unangepasste Erlebensweisen, Erfahrungs- und Verhaltensmuster schränken die betroffene Person in ihrer Zufriedenheit und im Erreichen der persönlichen Ziele ein oder führen zu häufigen Problemen mit dem Umfeld.

Eine Persönlichkeitsstörung liegt dann vor, wenn diese extrem ausgeprägten Persönlichkeitszüge über lange Zeit stabil sind und bis ins Jugend- oder frühe Erwachsenenalter zurückverfolgt werden können.

Fachpersonen unterscheiden zwischen den folgenden Arten von Persönlichkeitsstörungen:

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Ursachen von Persönlichkeitsstörungen

Zum einen können genetische Faktoren die Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung verursachen. Diese können zu einer negativen Affektivität (Gefühls- und Gemütsleben) oder einer erhöhten Impulsivität führen. Eine entscheidende Rolle spielen zudem belastende Erfahrungen und Ereignisse. Konflikte oder traumatische Lebenserfahrungen in der Kindheit und im Jugendalter sind häufig die Auslöser von Persönlichkeitsstörungen – insbesondere sexuelle und/oder körperliche Gewalterfahrungen sowie schwere emotionale Vernachlässigung.

Symptome einer Persönlichkeitsstörung

Typisch für eine Persönlichkeitsstörung ist, dass sich abweichende und anhaltende Erlebens- und Verhaltensmuster in verschiedenen Bereichen zeigen. Es bestehen Störungen bei den zwischenmenschlichen Beziehungen, beim Erleben von Gefühlen, bei der Wahrnehmung der Realität, bei der Kontrolle von Impulsen und bei der Wahrnehmung der eigenen Person. Je nach Art der Persönlichkeitsstörung sehen diese Störungen sehr unterschiedlich aus.

Links stehen mehrere rote Spielfiguren in einer Gruppe, während rechts eine einzige Spielfigur steht. | © pexels Persönlichkeitsstörungen machen sich besonders in zwischenmenschlichen Beziehungen bemerkbar. (pexels)

Am auffälligsten sind Störungen im Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen. Je nach Art der Persönlichkeitsstörung haben Betroffene beispielsweise praktisch kein Bedürfnis nach zwischenmenschlichem Kontakt, während andere stark abhängig sind von einer Person. Liegt eine Störung der Wahrnehmung der Realität vor, nehmen die Betroffenen äussere Umstände oder Beziehungen verzerrt wahr. Oft nehmen sich Betroffene auch selbst verzerrt wahr aufgrund eines mangelnden Selbstwertgefühls. Bei manchen Persönlichkeitsstörungen liegt zudem eine Störung der Impulskontrolle vor. Die Gefühle und Impulse können also nur schwer kontrolliert werden. Betroffene neigen dann zu selbstschädigendem Verhalten oder auch zu Verhalten, das anderen schadet.

Diagnose von Persönlichkeitsstörungen

Die Diagnose einer Persönlichkeitsstörung ist oft ein schwieriger und langer Prozess. Viele der Symptome können auch bei anderen psychischen Erkrankungen auftreten und manche Menschen mit Persönlichkeitsstörungen haben weitere psychische Erkrankungen. Dies kann dazu führen, dass eine Persönlichkeitsstörung lange nicht richtig diagnostiziert wird.

Gestellt wird die Diagnose mithilfe von strukturierten und standardisierten Interviews, Fragebögen und Checklisten sowie durch Gespräche mit Psychotherapeut:innen. Entscheidend für eine Diagnose ist zum einen das Vorliegen von Beziehungsmotiven, wie beispielsweise übermässiges Bedürfnis nach Anerkennung oder Verlässlichkeit. Zum anderen weisen Personen mit Persönlichkeitsstörungen dysfunktionale Schemata auf. Dysfunktionale Schemata sind zum Beispiel besonders positive oder negative Annahmen über die eigene Person wie «Ich habe keine Fähigkeiten».

Darüber sprechen hilft

Persönlichkeitsstörungen bringen verschiedene Herausforderungen mit sich. Sie sind jedoch nicht alleine! Sich mit anderen Betroffenen auszutauschen hilft, neue Lösungen und Perspektiven zu finden. Teilen Sie Fragen und Herausforderungen bei einem persönlichen Peer-Austausch oder stellen Sie Ihre Fragen anonym und kostenlos in unserer Community.

Zu den Austausch-Programmen

Therapie und Behandlung von Persönlichkeitsstörungen

Persönlichkeitsstörungen werden normalerweise mithilfe von psychotherapeutischen Methoden und Verfahren behandelt. Eine Therapie kann helfen, mit den eigenen Gefühlen umzugehen, negative Emotionen frühzeitig zu erkennen und diese besser zu kontrollieren. Je nach Ausprägung und Art der Erkrankung kommt zusätzlich auch eine medikamentöse Therapie infrage. 

Für jede Art von Persönlichkeitsstörung gibt es bestimmte Therapieformen, die die jeweiligen Erfahrungs- und Verhaltensmuster berücksichtigen. Für die Wahl der Therapie ist entscheidend, ob sich die betroffene Person zum Behandlungszeitpunkt in einer Krisensituation oder einer stabilen Phase befindet.

Je nach Art der Persönlichkeitsstörung wird zu Beginn der Therapie erarbeitet, wie es dazu kam. Häufige Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder posttraumatisches Belastungssyndrom werden mitbehandelt. Bei der Behandlung von Persönlichkeitsstörungen ist zudem wichtig, dass die Betroffenen Vertrauen zur Therapeutin oder zum Therapeuten aufbauen können und dass klare Therapie-Vereinbarungen getroffen werden. Es gibt also beispielsweise klare Regeln, wie Betroffene in Krisensituationen handeln sollen.

Ist «Persönlichkeitsstörung» das passende Wort?

Manche Fachpersonen kritisieren den Begriff «Persönlichkeitsstörung». Denn alle Menschen haben eine individuelle Persönlichkeit und dass diese stärker von gesellschaftlichen Normen abweicht, sei an sich keine Störung. Zusätzlich könne der Begriff «Persönlichkeitsstörung» Menschen stigmatisieren und lege nahe, dass sie allein für ihre «Störung» verantwortlich sind. Dabei wird die Persönlichkeitsstörung als Eigenschaft der betroffenen Person betrachtet und es werden andere Aspekte wie Auswirkungen von Gesellschaft und Umfeld oder traumatische Erlebnisse nicht berücksichtigt.


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