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Was ist Borderline? Eine Expertin aus Erfahrung erklärt.

Borderline ist eine Persönlichkeitsstörung, die sich vor allem in emotionaler Instabilität zeigt. Die Symptome sind sehr vielfältig, was die Diagnose schwierig macht. Stephanie Wenger lebt selbst mit Borderline und ihren Begleiterkrankungen. Sie verarbeitet ihre Diagnose in einem Buch, macht Musik und führt regelmässig Webinare durch. Uns beantwortet sie die wichtigsten Fragen rund um Borderline.

Foto von Stephanie Wenger. Sie hat blonde, lockige Haare und lacht offen in die Kamera. | © Stephanie Wenger

Stephanie Wenger hat gelernt mit Borderline zu leben und gibt ihre Erfahrungen in ihrem Buch und in Webinaren weiter. (Stephanie Wenger)

Wie fühlt es sich an, mit Borderline zu leben?

Intensiv. Also genauer gesagt, jede Emotion kann sich bis neunmal stärker anfühlen als für Menschen ohne Borderline. Es ist ein ständiger Kampf von einem Extrem ins andere und eine ewige Suche nach dem Mittelweg. Es ist ein begleitendes Gefühl, von «anders» zu sein, nicht dazuzugehören, des nicht allein sein Könnens und immer wieder sehr hohe Anspannungszustände, die oft nicht aushaltbar scheinen.

Was sind die grössten Herausforderungen im Alltag für dich?

Noch vor meiner Selbstständigkeit waren meine Arbeitsstellen die grössten Herausforderungen. Immer zu genügen, mich von der besten Seite zu zeigen. Lange hielt ich vieles geheim, was mich in zwei Welten leben liess. Seit ich offen darüber spreche, fühlt es sich an, als wäre ich angekommen. Schwer zu tragen sind wohl die Vorurteile, die durch viel Unwissen entstehen. Als hätte man mit einer Borderline-Störung nicht schon besonders stark mit Schamgefühlen zu kämpfen, werden diese durch Vorurteile noch verstärkt.

Webinare zu Borderline

Stephanie Wenger führt regelmässig Webinare zum Thema Borderline durch. Diese richten sich an Betroffene, Angehörige und Interessierte. Die nächsten Daten sowie weitere Informationen finden Sie auf stephaniewenger.ch/news.

Welche Reaktionen hast du von deinem Umfeld erfahren?

Es kommt darauf an, von welcher Zeitspanne ich erzähle. Früher war viel Unverständnis in meinem Umfeld. Oft hat man sich über mich lustig gemacht. Teilweise verspottet. Heute ist es anders. Mein Umfeld ist seit den letzten Jahren sehr stabil geworden. Ich muss mich weder privat noch bei meiner Arbeit verstecken. Ich erlebe nun viel Interesse und Offenheit. Ich schäme mich heute nicht mehr für meine Erkrankung. Leicht ist es trotzdem nicht.

Was kann bei Borderline helfen?

Ich sage immer, die  hat mir mein Leben gerettet. In der Einzeltherapie, wie auch in verschiedenen Gruppen und auch stationär. Sich aus toxischen Beziehungen lösen und die Bereitschaft, experimentierfreudig zu sein, Skills zu erkunden und anzutrainieren, um sich so von dysfunktionalen Verhaltensweisen zu lösen und mehr Lebensqualität zu erlangen. Ein langes Training. Doch es lohnt sich!

Was nicht?

Immer wieder wechselnde Therapeut:innen und ein Umfeld, das sich nicht bereiterklärt, mit einem den Weg (so gut wie möglich) zu gehen. Ausserdem: Finger weg von Drogen und Alkohol und nicht verordneten Medikamenten. Gar nicht so einfach, da «Suchtproblematik» ein Bestandteil einer Borderline-Störung sein kann. 

Wie gehe ich damit um, wenn mein Kind, ein anderes Familienmitglied oder ein:e Freund:in Borderline hat?

Am besten fragt man direkt bei der betroffenen Person nach, wie man unterstützen kann. Auch hilfreich ist es, sich in einen Krisenplan integrieren zu lassen. Sich über die Skills der Betroffenen zu informieren. Oft bleibt jedoch auch die «Ohnmacht». Manchmal kann man scheinbar einfach nichts tun. Da sein, wahres Interesse zeigen ist jedoch unbezahlbar. Auch gibt es für Angehörige Beratungsstellen.

Welche Therapieformen gibt es?

Aus meiner Erfahrung ist die DBT eine der am besten wirksamsten Therapieformen. Ich habe zudem immer wieder andere Gruppen und Kurse besucht, für all die Themen, die anstanden.

Wie hängen Borderline, Depressionen und andere psychische Krankheiten zusammen?

Die Erkrankung kommt oft nicht alleine «daher». So begleiten mich seit Jahren immer wiederkehrende depressive Episoden oder ich litt lange Zeit an einer Essstörung.

Wir danken Stephanie  Wenger herzlich für die Offenheit und das Teilen ihrer Erfahrungen.


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