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Dank Achtsamkeit das Leben annehmen, wie es ist

Achtsamkeit ist das bewusste, urteilsfreie Wahrnehmen des Augenblicks, gepaart mit Akzeptanz und Freundlichkeit. Sie führt dazu, dass wir uns von Stress erzeugenden Gewohnheiten, Gedanken und Verurteilungen distanzieren. Wir reagieren weniger automatisch, sondern antworten weiser auf Herausforderungen. MBSR ist eine Achtsamkeitsschulung, die vor allem auch Menschen mit chronischen Erkrankungen unterstützen kann.

Ein Mann sitzt meditierend auf einem Steg am Meer. | © pixabay

Achtsamkeit kann unter anderem mit Meditation gesteigert werden. (pixabay)

Wir erleben Stress, Schmerzen oder Verluste, haben Angst und denken vielleicht oft an unsere Zukunft mit bangen Gefühlen. Besonders belastend sind chronische Erkrankungen und Schmerzen, die das Leben erschweren. Dabei hat es einen grossen Einfluss, wie wir zu diesen Erfahrungen stehen. Hier setzt die Praxis der Achtsamkeit an: Sie befähigt uns, selbst in schwierigen Situationen Klarheit, Akzeptanz und innere Ruhe zu finden. Resilienz und Gelassenheit können wachsen, genauso wie Selbstfreundlichkeit und Mitgefühl.

Akzeptanz einüben

Achtsamkeit wird definiert als bewusstes Gewahrsein von dem, was in unserem Leben geschieht, ohne dies zu bewerten. Wir üben uns darin, unser Erleben so zu akzeptieren, wie es in dem Moment gerade ist. Dies ermöglicht uns, unsere Körperempfindungen, Gedanken, Gefühlen und alle anderen Wahrnehmungen so zu erfahren, wie sie wirklich sind. So können wir uns selbst Schmerzen, schwierigen Gefühlen oder belastende Gedanken zuwenden, ohne sie zu bewerten und verändern zu wollen. Wir sind mit jeder Erfahrung in Kontakt, ohne uns in Gedanken, Bewertungen oder Ängsten zu verlieren. Achtsamkeitspraxis schult zudem die Fähigkeit, seine Aufmerksamkeit gezielt zu lenken – die Gegenwart, das Hier und Jetzt, gewinnt an Bedeutung.

Anderen Umgang finden

Achtsamkeit ist eine menschliche Fähigkeit, die wir wie einen Muskel stärken können. Es ist ein einfaches, konkretes und äusserst wirksames Mittel, um Gesundheit und Wohlbefinden zu fördern. Indem Patient:innen und Klient:innen lernen, mit Situation besser umzugehen, merken sie, dass sie einer Situation nicht «ausgeliefert» sind, sondern Einfluss auf ihr Befinden und den Krankheitsverlauf nehmen können (Selbstwirksamkeit). 

Mann der eine Kappe trägt und mit geschlossenen Augen unter freiem Himmel steht. | © Pexels/Kelvin Valerio (Pexels/Kelvin Valerio)

Achtsamkeit bewirkt eine Veränderung unserer Haltung zum Leben und zu uns selbst. Das bewusste, urteilsfreie Wahrnehmen des Augenblicks führt dazu, dass wir uns von Stress erzeugenden Gewohnheiten, Gedanken und Verurteilungen distanzieren. Achtsamkeitsbasierte Ansätze erweisen sich als ergänzende Methode in der Behandlung von Menschen mit Krankheiten, zur Verbesserung der Lebensqualität und in der Psychotherapie als hilfreich. Achtsamkeit eignet sich für alle Menschen unabhängig von Alter, Geschlecht, Gesundheit oder spirituell-religiöser Ausrichtung.

MBSR – ein wirkungsvolles Programm

Achtsamkeit kann auf diversen Wegen erlernt werden. Ein bewährter ist das MBSR-Programm: MBSR bedeutet «Mindfulness Based Stress Reduction» (übersetzt: «Stressbewältigung durch Achtsamkeit») und ist ein effektives achtwöchiges Programm, das im Jahre 1979 von Jon Kabat-Zinn und Saki Santorelli an der Universitätsklinik von Massachusetts (USA) entwickelt wurde. Es wird weltweit an vielen Kliniken, von Einzelpersonen (MBSR-Lehrer:innen), in sozialen sowie pädagogischen Institutionen und in Unternehmen mit grossem Erfolg angeboten. 

MBSR wird im Rahmen eines 8-Wochen-Kurses unterrichtet. Neben der Vermittlung und Praxis verschiedener Formen von Achtsamkeitsübungen sind Inputs und Gruppengespräche Kernelemente. Die eigene Übung der Kursteilnehmenden zu Hause ist ein wichtiger Teil. Kernelemente des Kurses sind achtsame Körperwahrnehmung (BodyScan), Achtsamkeit in Bewegung, achtsames Yoga, Meditation im Sitzen und Gehen, Achtsamkeitsübungen für den Alltag.

Viele wissenschaftliche Studien haben die positiven Wirkungen des MBSR-Kurses auf das psychische und physische Wohlbefinden nachgewiesen. So berichten Teilnehmende etwa von weniger Stressempfinden und Ängstlichkeit, mehr Gelassenheit, weniger psychosomatischen Symptomen, mehr Lebensfreude und Entspannungsfähigkeit. Andere sagen, dass sie chronische Schmerzen besser akzeptieren können, eher «Nein» sagen können und weniger selbstkritisch sind.

Lehrende für MBSR finden

In der Schweiz finden Interessierte über den MBSR-Verband «Mindfulness Swiss» qualifizierte Achtsamkeits-Lehrende für verschiedene Lebens- und Gesellschaftsbereiche und Kursangebote. Der MBSR-Verband Schweiz wirkt als Berufsverband für professionell praktizierende Lehrerinnen und Lehrer für MBSR und daraus abgeleitete Verfahren. Weitere Informationen zum MBSR-Verband «Mindfulness Swiss».

Achtsamkeitsübungen für den Alltag

Neben einem Achtsamkeitstraining wie einem MBSR-Kurs kann man auch selbst im Alltag «Inseln der Achtsamkeit» einbauen. Einige Tipps für den Alltag:

  • Nehmen Sie sich immer wieder einige Momente Zeit, um die Aufmerksamkeit zum Atem zu bringen und seien Sie präsent für die Dauer von fünf Atemzügen.
  • Immer wenn ein Telefon klingelt, ein Vogel singt, ein Zug vorbeifährt etc., dann können diese Klänge als «Achtsamkeitsglocken» betrachtet werden: wirklich zuhören, ganz gegenwärtig sein.
  • Wenn Sie irgendwo anstehen müssen, nehmen Sie Ihre Körperhaltung und den Atem wahr, spüren Sie die Fusssohlen. Beobachten Sie das Heben und Senken des Brustkorbes. Spüren Sie, wenn Ungeduld aufsteigt. Lassen Sie auch das da sein.
  • Bringen Sie die ganze Aufmerksamkeit in tägliche Routineaktivitäten wie Zähne putzen, Abwaschen, Haare kämmen, Schuhe anziehen, arbeiten. Die Kunst ist es, achtsam zu sein, bei allem, was wir tun.
  • Seien Sie präsent, wenn Sie mit jemanden sprechen und zuhören. Nehmen Sie wahr, ob und was das Gesagte in Ihnen auslöst an Gedanken oder Gefühlen. Können Sie einfach nur zuhören?

Wir danken Lioba Schneemann, MBSR-Lehrerin für den spannenden Fachbeitrag.


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