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Stigmatisierung: Arten, Ursachen und Folgen

Stigmatisierung ist, wenn Menschen aufgrund eines Merkmals oder einer Eigenschaft negativ bewertet und deshalb gesellschaftlich ausgegrenzt werden. Besonders Menschen mit Behinderungen und/oder psychischen sowie chronischen Krankheiten haben mit Stigmatisierung zu kämpfen.

Schwarz -Weiss Foto eines Mannes mit kurzen, dunklen Haaren. Über sein Gesicht fällt der Schatten einer Hand. | © pexels Stigmatisierung hat weitreichende Folgen für Betroffene und die Gesellschaft. (pexels)

Was ist Stigmatisierung?

Stigma kommt aus dem Griechischen und bedeutet «Brandmal» oder «Zeichen». Durch dieses hat man sich früher von Sklav:innen, Verbrecher:innen und anderen Menschen, die nicht der Norm entsprachen, abgegrenzt und abgehoben. Auch wenn diese Unterscheidung heute nicht mehr durch ein sichtbares Zeichen zur Schau gestellt wird, findet Stigmatisierung dennoch statt - und zwar täglich. Vor allem Menschen mit Behinderungen oder Krankheiten sind betroffen, aber auch die folgenden Merkmale können eine Stigmatisierung nach sich ziehen:

  • Geschlecht
  • Religion
  • Sexuelle Orientierung
  • Herkunft
  • Arbeitslosigkeit

Stigmata führen dazu, dass Personen nicht als Individuen gesehen werden, sondern nur als Gruppe: «die Behinderten» beispielsweise oder «die Ausländer». Vorurteile beziehen sich dann auf die gesamte Gruppe, was Stereotypisierungen und Diskriminierung begünstigt. Stigmatisierungen sind von der Gesellschaft und der Kultur abhängig und können sich daher unterscheiden. Was in einer Kultur als positiv bewertet wird, kann in einer anderen Gesellschaft negativ behaftet sein.

Die 4 Arten der Stigmatisierung

Bei Stigmatisierung unterscheidet man zwischen interpersoneller, öffentlicher, sowie Selbststigmatisierung und struktureller Diskriminierung.


Öffentliche Stigmatisierung bezieht sich beispielsweise auf:

  • Klischeehafte Darstellung in den Medien
  • Benachteiligung bei der Wohnungssuche oder am Arbeitsplatz

Interpersoneller Stigmatisierung bezieht sich beispielsweise auf:

Strukturelle Diskriminierung bezieht sich beispielsweise auf:

  • Schlechtere Berufschancen
  • Wenig oder keine Teilhabe

Selbststigmatisierung bezieht sich beispielsweise auf:

  • Übernahme der Fremdstigmatisierung
  • Sich selbst weniger wert fühlen

Was sind Ursachen von Stigmatisierung?

Stigmatisierungen haben Vorteile für die Personen, die sich ihrer bedienen. Sie vereinfachen, weshalb man sich nicht mit der Person als Individuum auseinandersetzen muss. Ausserdem wird der eigene Wert gesteigert, wenn andere Gruppen entwertet werden. Stigmatisierungen kommen daher auch vermehrt in Leistungsgesellschaften vor. Denn so lassen sich knappe Ressourcen wie Berufsmöglichkeiten oder Status besser steuern. Wer aber stigmatisiert, verpasst die Chance, eigene Vorurteile abzubauen und trägt zur Ungleichbehandlung bei. 

Es gibt Diagnosen (psychische Erkrankungen, AutismusADHS und Neurodiversität im Allgemeinen), die von Stigmatisierungen betroffen sind. Jedoch benötigen Betroffene eine Diagnose, um eine therapeutische oder medikamentöse Behandlung erhalten zu können. Das kann dazu führen, dass Personen aus Angst vor Diskriminierung weniger Hilfe aufsuchen.

Folgen von Stigmatisierung

Bei der Stigmatisierung werden nicht nur die Merkmale und Eigenschaften negativ bewertet, die offensichtlich sind, sondern aus ihnen folgen weitere negative Annahmen. Ein Beispiel dafür ist das sich noch immer hartnäckig haltende Klischee, dass Menschen im Rollstuhl hilflos sind, nicht arbeiten können und in einem Heim leben. 

Stigmatisierungen können ebenfalls gesundheitliche Folgen haben. Durch ständige Ausgrenzung und Abwertung ziehen sich Betroffene oft zurück. Das kann, wie oben bereits erwähnt, dazu führen, dass lieber über die eigene Krankheit geschwiegen wird, sofern sie nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Besonders bei Menschen mit psychischen Erkrankungen kann das gefährlich werden, da sie sich aus Angst, für «verrückt» oder gar «gefährlich» gehalten zu werden, keine Hilfe suchen. 

Die Auswirkungen von Stigmatisierung sind weitreichend:

  • Einschränkungen der Teilhabe auf allen Ebenen
  • Erschwerte Interaktion mit nicht-stigmatisierten Personen
  • Diskriminierende Darstellung in Medien

Massnahmen gegen Stigmatisierung

Für Betroffene kann es hilfreich sein, sich mit der eigenen Erkrankung oder Behinderung, sowie den Vorurteilen und Diskriminierungen, die gegenüber dem Merkmal bestehen, auseinanderzusetzen. Denn Wissen ist oft eine Möglichkeit, sich gegen Stigmatisierung und Diskriminierung zu wehren.

Aber auch wir als Gesellschaft müssen etwas tun, um marginalisierte Gruppen vor Stigmatisierung zu schützen. Wir können sie stärken und uns vor sie stellen, wenn wir Benachteiligungen hautnah miterleben. Ausserdem können wir unsere eigene Haltung überdenken und uns bemühen, persönliche Vorurteile abzubauen. Zudem ist es hilfreich, Strukturen zu durchbrechen und zu verändern. Beispielsweise, dass Menschen mit Behinderungen nicht in Heimen untergebracht werden, sondern selbstbestimmt leben können (lesen Sie dazu: Subjektfinanzierung: selbstbestimmt wohnen mit Behinderung). Oder, dass sie im ersten Arbeitsmarkt besser inkludiert werden. Ein wichtiger Schritt zu weniger Stigmatisierung und mehr Inklusion sind Informationen: je mehr Klischees durch Wissen abgebaut werden, desto besser. Realistische Abbildungen und das Einbeziehen in den Schulunterricht können zum Beispiel bereits früh sensibilisieren. Grundsätzlich können Politiker:innen die Strukturen für Menschen mit Behinderungen verbessern, in dem sie die Inklusion vorantreiben und Benachteiligungen auf allen Ebenen abzubauen versuchen.


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