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«Gleichstellung erreichen wir nur mit vereinten Kräften»

Eric Bertels wollte herausfinden, wo die verschiedenen Kantone im Bereich der Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen stehen. Die Ergebnisse seiner umfassenden Untersuchung fasst er in einem Buch zusammen.

Eric Bertels steht vor einem grünen Busch und schaut ernst in die Kamera. Er trägt eine Brille und hat graues Haar. | © Privataufnahme

Eric Bertels hat analysiert, welche Kantone in Sachen Gleichstellung gute Arbeit leisten. (Privataufnahme)

Damit Menschen mit Behinderungen dieselben Rechte haben wie alle anderen auch, müssen Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenarbeiten (hier lesen Sie mehr zum Behindertengleichstellungsgesetz BehiG). Für Eric Bertels ist das schon lange klar. Der ausgebildete Innenausbauzeichner beschäftigt sich seit mehreren Jahrzehnten mit dem Thema Gleichstellung. «In den letzten 35 Jahren hat sich vieles verbessert», erklärt er zwar, fügt aber hinzu, dass es noch viel zu tun gibt. Insbesondere die Kantone Obwalden, Appenzell Innerrhoden, Uri, Schwyz und Schaffhausen hinken hinterher. Am fortschrittlichsten ist gemäss der Evaluation der Kanton Basel Stadt. So verfügt dieser zum Beispiel über eine eigene Fachstelle, welche in den fünf zuvor genannten Kantonen fehlt. 

Auf der folgenden Karte ist ersichtlich, wie es um die Gleichstellung in den verschiedenen Kantonen steht:

«Die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen hat in allen Kantonen Fuss gefasst. Aber bei mehr als der Hälfte ist das Thema nur ein Nebenschauplatz», fasst Bertels die Erkenntnisse seiner Studie zusammen. Im Ranking, das Bertels mittels fünfzig an die Verantwortlichen gestellten Fragen ausgearbeitet hat, wird das umso deutlicher: 13 Kantone sind unter dem Durchschnitt, sieben von ihnen erhalten das Prädikat ungenügend: «Man hat den Eindruck, als ob diese Kantone nichts von der Gleichstellung wissen wollen. Hier müssten eigentlich der Bundesrat und das Bundesparlament intervenieren und klarmachen, dass Gleichstellung eine nationale Aufgabe ist, die alle etwas angeht», schreibt er in seiner Publikation.

Es begann im Ferienlager

Rund ein Jahr lang hat der Basler an seinem Buch gearbeitet. Unterstützung erhielt er dabei von kantonalen Ämtern, die ihm seine Fragen beantwortet haben. Das Interesse für die Gleichberechtigung ereilte ihn in seinen Zwanzigern. Damals nahm der heute 61-Jährige an einem Ferienlager für Kinder mit Behinderungen teil, kam zum ersten Mal mit Menschen in Kontakt, die eine Beeinträchtigung haben. «Von Gleichstellung war noch nicht die Rede», erinnert sich Bertels zurück, «überall gab es Hindernisse, was mich stark berührt hat. Das Thema liess mich nicht mehr los.» Seither forscht er auf eigene Faust zum Thema und hat bereits zahlreiche Publikationen veröffentlicht. Bücher, Broschüren, Newsletter. Bertels scheint entschlossen, zu tun, was er kann, um die Situation für Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Damit ihm das gelingt, will er auch Politiker:innen aktiv einbinden. Sein 288 Seiten langes Buch hat er deshalb gleich allen Regierungsratsmitgliedern zukommen lassen. «Sie sind es, die letztendlich der Gleichstellung den Weg zum Erfolg ebnen müssen.»

Fehlende Informationen

Blättert man in «Wie die Kantone die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen (MmB) umsetzen», wird ein Problem schnell deutlich: In zahlreichen Kantonen fehlen Informationen zum Thema Gleichstellung. So sind beispielsweise Informationen über hindernisfreie Ausflugsziele gemäss Bertels nur sehr spärlich vorhanden. Das zeigt sich auch in der Punktevergabe, die der Autor am Anfang seines Buches zusammenfasst. Maximale Punktzahl im Bereich «Information und Kommunikation»: 525. Erreichte Punktzahl:  75. Die Konsequenzen aus diesem mageren Ergebnis sind für Bertels klar: «Meiner Meinung nach braucht die Schweiz noch zwei zusätzliche Gleichstellungsfachstellen. Eine für Bildung und eine für Information und Kommunikation.» Ein Patentrezept für mehr soziale Gerechtigkeit gibt es aber auch gemäss ihm nicht. Es gebe nicht einfach einen Hebel, den man umlegen könne. Vielmehr müsse an verschiedenen Orten angesetzt werden. «Es braucht Betroffene, die sich wehren, aber auch Behindertenorganisationen und Fachleute, die sich mit der Materie auseinandersetzen. Es ist ein langjähriger Prozess, der nur mit vereinten Kräften erreicht werden kann.» An diesem möchte Bertels auch in Zukunft mitwirken. Sein nächstes Buchprojekt über die Freizeit von Menschen mit Behinderungen ist bereits in Arbeit, wie er verrät. 

Das Buch von Eric Bertels findet sich als PDF auf seiner Homepage.


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