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Schwere Depression: eine potenziell lebensgefährliche Krankheit

Die Hälfte aller von schweren Depressionen Betroffenen denken an Suizid. Umso wichtiger ist es, sich bewusst zu machen, dass es sich um eine schwere und potenziell lebensgefährliche Krankheit handelt, die behandlungsbedürftig ist. Im folgenden Beitrag erfahren Sie, wie Sie eine schwere Depression erkennen und warum ein stationärer Aufenthalt oft unvermeidbar ist.

Bild eines Mannes, der inmitten von Blumen sitzt und den Kopf in die Hände gestützt hat. Er weint offensichtlich. | © pexels

Wer unter einer schweren Depression leidet, fühlt kaum noch Freude. (pexels)

In den vergangenen Jahren hat sich die Situation rund um die seelische Gesundheit in der Schweiz verschärft: rund neun Prozent der Bevölkerung lleiden an Depressionen, zudem waren psychische Krankheiten 2022 der häufigste Grund für Spitalaufenthalte bei den 10- bis 24-Jährigen. Umso wichtiger ist es, zu verstehen, dass schwere Depressionen nicht mit «einem schlechten Tag» gleichzusetzen sind, sondern im schlimmsten Fall zu einem Suizidversuch führen können.

Schwere Depression: Symptome

Im Fachjargon wird eine Depression auch als «depressive Episode» bezeichnet. Die ICD-10 unterscheidet zwischen verschiedenen Schweregraden von depressiven Episoden oder eben Depressionen. Bei der schweren depressiven Episode treten die folgenden Symptome auf:

Hauptsymptome

  • Gedrückte Stimmung (Trauer, innere Leere)

  • Interessen- oder Freudlosigkeit (Aktivitäten, die früher Spass gemacht haben, tun dies nicht mehr, Gleichgültigkeit)

  • Antriebslosigkeit (Müdigkeit, das Gefühl, keine Energie zu haben)

Zusatzsymptome

  • Konzentrationsschwierigkeiten (gedanklich von einem Thema zum anderen springen, sich schnell ablenken lassen)

  • Schuldgefühle (ein schlechtes Gewissen haben, denken, man sei eine Last)

  • Hoffnungslosigkeit (keine Zukunft sehen, keine Pläne mehr schmieden)

  • Schlafstörungen (frühmorgendliches Erwachen, Einschlafprobleme)

  • Veränderung des Appetits (kein oder ein grösseres Hungergefühl als normalerweise)

  • Innere Unruhe, Verlangsamung (nicht entspannen können, träge Bewegungen)

  • Suizidgedanken (darüber nachdenken, das eigene Leben zu beenden, damit der Schmerz aufhört)


Insbesondere die Suizidgedanken machen die schwere Depression so gefährlich. In unserem Beitrag Selbstmord: Warnsignale erkennen und rechtzeitig handeln lesen Sie mehr zum Thema und in diesem Interview gibt unsere Fachperson Hans Schmied Hilfestellungen für Angehörige.

Haben Sie selbst Suizidgedanken? Oder sind Sie besorgt um jemanden?

Lassen Sie sich helfen! In der Schweiz gibt es zahlreiche Stellen, die rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen da sind – vertraulich und kostenlos. 
 
Dargebotene Hand: Telefon 143
Pro Juventute: Telefon und Chat 147 

Wie entsteht eine schwere Depression?

Grundsätzlich kann eine Depression jede:n von uns treffen. Menschen, bei denen Depressionen in der Familie vorkommen, haben jedoch aufgrund ihres Erbgutes ein höheres Risiko, eine schwere Depression zu entwickeln. Auch die aktuelle Lebenssituation kann die psychische Krankheit begünstigen. Vor allem die folgenden Ereignisse stehen oft mit einer schweren Depression in Zusammenhang:

  • Traumatische Erlebnisse in der Kindheit

  • Belastende Lebensereignisse, wie zum Beispiel Trennung, Jobverlust oder Todesfälle

  • Körperliche Erkrankungen, insbesondere mit chronischen Schmerzen 

  • Negative Gedankenspirale

  • Schwierige Familienverhältnisse, wenig soziale Kontakte

  • Stress

Wichtig zu wissen ist, dass nicht alle aufgrund der geschilderten Umstände eine schwere Depression entwickeln. Grund dafür ist die individuelle Vulnerabilität und Resilienz. Vulnerabilität bedeutet «Verletzlichkeit» und meint die Anfälligkeit dafür, an einer psychischen Störung zu erkranken. Resilienz wiederum bedeutet «zurückspringen, abprallen». Resiliente Menschen können ihre psychische Gesundheit demnach auch bei einer Krise aufrechterhalten oder rasch wiederherstellen.

Wann ist eine Depression «schwer»?

Menschen, die eine schwere depressive Episode haben, leiden unter mehr Symptomen als Betroffene von einer leichten oder mittelschweren depressiven Episode. Auch sind die Beschwerden intensiver, dauern länger an und beeinträchtigen den Alltag stärker. Einer der grössten Unterschiede zwischen einer klassischen und einer schweren Depression besteht jedoch darin, dass Suizidgedanken bei letzterer wesentlich häufiger und stärker auftreten. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie an einer Depression leiden, kann Ihnen unser Selbsttest erste Anhaltspunkte geben.

Eine schwere Depression überwinden: Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung einer Depression besteht meistens aus einer Kombination aus Psychotherapie und Medikamenten und ist von der Schwere der depressiven Episode abhängig. 

Psychotherapie

Bei der Behandlung einer Depression können verschiedene Therapiemethoden zum Einsatz kommen. Detaillierte Informationen finden Sie in unserem Beitrag «Für jede Krankheit die richtige Therapieform». Fast wichtiger als die Therapieform selbst ist jedoch die Beziehung zum behandelnden Therapeuten, zur behandelnden Therapeutin. Ist diese geprägt von Vertrauen und gegenseitigem Respekt, können positive Veränderungen erzielt werden. Fühlen Sie sich bei der behandelnden Person jedoch nicht wohl, ist es empfehlenswert, die Therapie abzubrechen, respektive einen neuen Therapeuten, eine neue Therapeutin zu suchen.

Medikamentöse Behandlung

Bei einer mittelschweren oder schweren depressiven Episode ist meistens zusätzlich eine medikamentöse Behandlung mit Antidepressiva notwendig. Die Medikamente dürfen nur unter ärztlicher Begleitung eingenommen und die Dosierung niemals eigenmächtig angepasst werden. Am häufigsten verschreiben Fachpersonen sogenannte Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) oder auch neue trizyklische oder tetrazyklische Antidepressiva, die einen Einfluss auf die Botenstoffe im Gehirn haben. Hier erfahren Sie mehr darüber, welche Medikamente bei einer Depression zum Einsatz kommen.

Stationärer Aufenthalt

Das Wort «Psychiatrie» löst oft ungute Assoziationen aus. Viele denken noch immer an Gummizellen, Patient:innen, die zombiegleich durch die Gänge wandeln und Zwangsjacken. Entgegen dieser veralteten Ansicht bedeutet ein stationärer Aufenthalt in einer Klinik jedoch gerade für Menschen mit schweren Depressionen ein sicherer Ort, an dem sie weit weg von ihrem Alltag eine passende Behandlung erhalten. Vor allem, wenn Suizidgedanken im Raum stehen, sollten Betroffene unbedingt zu ihrem eigenen Schutz einen stationären Aufenthalt in Betracht ziehen. Wie lange ein solcher Aufenthalt dauert, hängt von der Schwere der Symptome und allfälligen Begleiterkrankungen ab. Fachpersonen empfehlen jedoch, mindestens mehrere Wochen in der Klinik zu verbringen. Ein Urlaub ist ein stationärer Aufenthalt in der Psychiatrie natürlich nicht: neben regelmässigen Gesprächen mit Therapeut:innen wird der Behandlungsplan nämlich durch Ergo- oder Kunsttherapie, Sport oder den Besuch von Selbsthilfegruppen bereichert. Dies einerseits, um den Patient:innen den Umgang mit ihrer Erkrankung zu erleichtern, andererseits, um sie an neue Routinen zu gewöhnen, die ihnen den Wiedereinstieg in das Leben nach der Klinik erleichtern. Ein stationärer Aufenthalt kann herausfordernd sein, ist für viele Menschen mit schweren Depressionen jedoch oft der einzige Ausweg aus der Dunkelheit. 

Eine geeignete Klinik finden

Wenn Sie das Gefühl haben, es alleine nicht zu schaffen oder sich um Ihre Sicherheit sorgen, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem behandelnden Psychiater oder Ihrer Psychiaterin über die Möglichkeit eines stationären Aufenthaltes. Zwar gestaltet sich die Suche nach einem geeigneten Therapieplatz momentan aufgrund des Pflegenotstandes schwierig, doch mithilfe Ihrer behandelnden Fachperson finden Sie, vor allem in akuten Krisen, auf jeden Fall eine geeignete Klinik. Im Internet bieten zudem diverse Plattformen einen Überblick über unterschiedliche Psychiatrien und deren Fachgebiete. Auf www.citymed.ch können Sie sich beispielsweise über Kliniken in Ihrem Kanton informieren. Der stationäre Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik wird durch die obligatorische Krankenversicherung gedeckt. Den jährlichen Selbstbehalt von 700 Franken sowie die Jahresfranchise und eine Tagespauschale von 15 Franken müssen Sie jedoch selbst bezahlen. Weitere Fakten zum Thema finden Sie bei Pro Mente Sana.

Verlauf einer schweren Depression

Eine psychische Erkrankung hat nichts mit persönlicher Schwäche zu tun und Scham ist in jedem Fall unbegründet. Je früher Sie sich in Therapie begeben, desto grösser ist die Chance, dass Sie sich wieder vollständig erholen. Die folgenden Organisationen können Ihnen helfen, geeignete Therapeut:innen zu finden: Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP), Assoziation Schweizer Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten (ASP), Schweizerische Berufsverband für angewandte Psychologie (SBAP). Auch wenn es sich während einer Krise nicht so anfühlt: schwere Depressionen sind gut behandelbar und mit der richtigen Therapie können Sie Ihren Alltag schnell wieder selbst in die Hand nehmen.


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