Depression: Behandlung
Die Behandlung einer Depression richtet sich sowohl nach den Symptomen, als auch nach den Patient:innen selbst. Bei vielen Betroffenen wirkt die Kombination aus Psychotherapie und Antidepressiva am besten. Doch wann ist eine Depression behandlungsbedürftig und welche Therapie eignet sich für mich? Diese Fragen beantworten wir im folgenden Beitrag.
Mit der Gesprächstherapie werden bei psychischen Krankheiten gute Ergebnisse erzielt. (unsplash)
Expert:innen gehen davon aus, dass über sechzig Prozent aller Depressionen nicht behandelt werden. Das hat vielfältige Gründe. Zum einen ist es auch für Ärzt:innen nicht immer leicht, die entsprechende Diagnose zu stellen. Zum anderen suchen sich viele Patient:innen keine Hilfe, wenn es um seelische Probleme geht. Hierbei spielt oft Scham eine grosse Rolle. Ganz wichtig ist deshalb, sich vor Augen zu führen, dass man nicht alleine ist: Laut dem Bundesamt für Statistik sind rund neun Prozent aller Schweizer:innen von einer Depression betroffen. Es kann also jede:n treffen und hat nichts mit Schwäche oder «verrückt sein» zu tun, wie leider noch immer oft unterstellt wird. Auch lässt sie sich nicht durch positives Denken, Achtsamkeitsübungen oder gesunde Ernährung kurieren oder einfach aussitzen. Sobald die Depression den Alltag erschwert, ist sie behandlungsbedürftig. Erste Anhaltspunkte, ob eine depressive Verstimmung vorliegt, kann der folgende Selbsttest geben.
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Psychotherapie bei Depressionen
Die Behandlung von Depressionen ist so komplex wie die Erkrankung selbst. Ziel aller Massnahmen ist die Linderung der Symptome. Eine Psychotherapie ermöglicht es Betroffenen, ihre Krankheit besser zu verstehen. In mehreren Sitzungen entschlüsseln Therapeut:innen destruktive Denkmuster und versuchen diese aufzulösen. Üblicherweise beginnt die Psychotherapie mit einem Erstgespräch, bzw. der Diagnostik. Dabei stellt die behandelnde Person Fragen in Bezug auf Lebensumstände und Beschwerden. Auch Fragebögen oder Persönlichkeitstests werden oftmals durchgeführt. In weiteren Sitzungen werden dann konkrete Therapieziele festgelegt. Dabei geht es weniger um ein Erfolgsversprechen, sondern vielmehr um die Priorisierung Ihrer Anliegen. Zur Behandlung einer Depression werden verschiedene Methoden angewendet. In unserem Beitrag «Für jede Krankheit die richtige Therapieform» finden Sie eine detaillierte Zusammenfassung. Wichtig ist, dass Sie verstehen, aus welchem Grund bei Ihnen gerade diese oder jene Therapie zur Anwendung kommt. Gute Psycholog:innen klären das Vorgehen mit Ihren Patient:innen ab.
Psychiater? Psychotherapeut? Psychologe?
Psycholog:innen haben Psychologie studiert. Sie bieten Therapien an, verschreiben jedoch keine Medikamente. Psychotherapeut:innen haben sich nach dem Studium weiterbilden lassen. Auch sie behandeln nicht selbstständig medikamentös. Psychiater:innen haben Medizin studiert und dürfen deshalb Medikamente wie Antidepressiva verschreiben. Sie bieten meist weitere Therapieformen wie Gesprächstherapie an. Die ganze Berufsgattung unterliegt dem 2013 in Kraft getretenen Bundesgesetz zu den Psychologieberufen «PsyG». Dort sind Qualitätskriterien sowie weitere Punkte geregelt.
Therapien sind oft harte Arbeit. Umso wichtiger ist ein gutes Verhältnis zur behandelnden Person. Wenn Sie sich mit Ihrem Therapeuten/ Ihrer Therapeutin nicht wohlfühlen oder ihm/ihr misstrauen, ist ein Wechsel angesagt. Auch sollten Patient:innen Geduld haben: Es kann mehrere Sitzungen brauchen, bis erste positive Veränderungen spürbar sind. Um Ihre bestehenden Verhaltensmuster zu festigen, haben Sie mitunter Ihr ganzes Leben lang Zeit gehabt. Da können Sie nicht erwarten, dass deren Anpassung bereits nach der ersten Sitzung erfolgt.
Zeigt die ambulante Therapie auch nach mehreren Wochen nicht die gewünschte Wirkung oder werden Ihre Symptome schlimmer, wird eine stationäre Behandlung empfohlen. Diese findet in einer psychiatrischen Klinik statt, wodurch sich Betroffene noch intensiver mit ihrer psychischen Gesundheit auseinandersetzen können. Der strukturierte Tagesablauf sowie Gespräche mit anderen Betroffenen sind hilfreiche Nebeneffekte der stationären Therapie. Stellt ein depressiver Mensch eine Gefahr für sich selbst oder andere dar, leidet also zum Beispiel unter Suizidgedanken, ist die Einweisung in eine psychiatrische Klinik unerlässlich.
Depression: Medikamente
Insbesondere bei schweren Depressionen ist die Behandlung mit Antidepressiva angezeigt. Diese findet immer unter Begleitung von Psychiater:innen oder Ärzt:innen und häufig in Kombination mit einer Psychotherapie statt. Je nach Präparat dauert es sechs bis acht Wochen, bis Patient:innen durch die medikamentöse Therapie eine deutliche Verbesserung spüren. Auch ist ein Erfolg nicht garantiert: Lediglich bei 60 bis 70 Prozent aller Betroffenen sprechen auf die Medikamente an. Welche Arzneimittel eingesetzt werden, ist von Patient:in zu Patient:in unterschiedlich, zumal auch Nebenwirkungen auftreten können. Werden Ihnen Antidepressiva verschrieben, ist es also wichtig, die vom ärztlichen Fachpersonal verordneten Medikamente in der vorgeschriebenen Dosierung einzunehmen und Tabletten niemals eigenmächtig abzusetzen.
Je nach Schwere der Depression sowie Begleitsymptomen kommen verschiedene Präparate zur Anwendung. Da sind zum Beispiel Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, abgekürzt SSRI. Sie blockieren gezielt das Transportmolekül, das den Überträgerstoff Serotonin wieder in seine Speicher zurückbefördert. SSRI sind gut verträglich und eignen sich zur Therapie von leichten bis mittelgradigen depressiven Episoden. Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahme-Hemmer (SNRI) funktionieren ähnlich wie SSRI. Die stimmungsaufhellende sowie antriebssteigernde Wirkung wird hierbei durch eine Hemmung des Rücktransports der beiden Stoffe erzielt. Verschrieben werden auch neue trizyklische oder tetrazyklische Antidepressiva, die, im Gegensatz zu den früher eingesetzten, deutlich weniger Nebenwirkungen hervorrufen. Hier finden Sie weitere Informationen zur Wirkung und Dauer von Antidepressiva.
Behandlung ohne Medikamente
Wenn Sie unter einer leichten depressiven Verstimmung leiden, Ihnen Antidepressiva und Psychopharmaka aber nicht geheuer sind, können Ihnen alternative Therapien helfen. So kommt unter anderem Lichttherapie zum Einsatz, im Rahmen derer sich Betroffene vor eine helle, weisse Lichtquelle setzen. Dieses Verfahren kann nicht zuletzt in der dunklen Jahreszeit die Stimmung heben. Auch Schlafentzug kann antidepressiv wirken. Allerdings sollte er nur unter strenger medizinischer Aufsicht erfolgen. Ferner verschafft Sport durch die Ausschüttung von Glückshormonen Linderung. Bei allen alternativen Therapiemethoden ist zu beachten, dass diese ab einem gewissen Schweregrad kaum noch eine Wirkung haben. Vor allem dann nicht, wenn sie losgelöst von Psychotherapie und/oder einer medikamentösen Behandlung stattfinden.
Weitere Informationen zum Thema Depressionen und Therapie finden Sie bei Pro Mente Sana sowie beim Netzwerk Psychische Gesundheit Schweiz. Unterstützung bei der Suche nach geeigneten Psychotherapeut:innen bieten entweder Ihr Hausarzt oder die folgenden Organisationen: