Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer
Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer

Mein Leben mit CRPS (Morbus Sudeck)

Ich heisse Silvio, bin 67 Jahre jung und versuche mich seit ein paar Jahren mit Morbus Sudeck zu arrangieren.

Auf dem Bild ist Silvio zu sehen, der mit seinem Rad am Wasser steht. | © Privataufnahme

Silvio war trotz seiner Krankheit mit seinem Rad in Skagen, Dänemark. (Privataufnahme)

Ich habe als Flachmaler und Industrielackierer gearbeitet. Um die Giftstoffe, denen ich trotz aller Schutzmassnahmen ausgesetzt war, so gut wie möglich zu verarbeiten, habe ich Triathlon betrieben. Bei einem 100-Kilometer-Lauf muss ich mir wohl einen Bruch im Mittelfussknochen zugezogen haben. Zwar wurde geröntgt, der Bruch aber nicht entdeckt. Seit diesem Zeitpunkt hatte ich immer wieder Fuss- oder Rückenschmerzen. Erst viele Jahre später wurde der Bruch entdeckt. Es folgten mehrere Operationen, die letzten davon hatten Morbus Sudeck zur Folge.

Der Schmerz ist immer da

Morbus Sudeck heisst auch CRPS, was die Abkürzung für Komplexes Regionales Schmerzsyndrom ist. Bei mir steht das «P» für «pausenlos», denn der Schmerz hört niemals auf. Mein Schmerz ist zwar in einem eher niedrigen Bereich, aber halt doch immer da.

CRPS oder Morbus Sudeck

Die Krankheit entwickelt sich fast ausschliesslich nach Verletzungen oder Operationen und äussert sich durch Schwellungen, Lähmungen, Schmerzen oder Muskelverkrampfungen. CRPS verläuft in mehreren Stadien und kann Betroffene in ihrem Alltag erheblich einschränken. Die genauen Ursachen sind weitgehend unbekannt, Fachpersonen vermuten jedoch, dass übermässige Reaktionen des Nervensystems während des Heilungsprozesses eine Rolle spielen. Auch psychische Faktoren wie Stress oder belastende Lebenssituationen scheinen einen Einfluss zu haben. Weil die Erkrankung häufig erst spät oder gar nicht erkannt wird, bleibt eine Behandlung vielen Betroffenen versagt. Dabei ist die Krankheit, zumindest wenn sie in den ersten Wochen erkannt wird, heilbar. Die Beschwerden selbst können jedoch Monate oder Jahre anhalten, weil das Gehirn erst wieder lernen muss, dass Bewegung ohne Schmerz möglich ist.

Im Verlauf der letzten Jahre habe ich verschiedene Therapien ausprobiert, darunter auch einen Neurostimulator. Das ist eine Art elektrisches Kabel, das ins Rückgrat eingeführt wird und Schmerzen durch schwache elektrische Impulse lindern soll. Bei mir hat dieses Verfahren leider keine Verbesserung gebracht, doch würde ich nicht grundsätzlich davon abraten. Was mir geholfen hat, besser mit mir und meiner Situation zurechtzukommen, war eine Transaktionsanalyse. Sie befasst sich mit der Frage, warum sich Menschen so fühlen, so denken und so verhalten, wie sie es tun. Diese Erkenntnisse habe ich ohne sogenannten Seelenklempner erlangt, das Buch «Ich bin o.k. Du bist o.k.» von Thomas Anthony Harris hat mir sehr dabei geholfen.

Jobverlust

Da ich wegen der Schmerzen und vielen Operationen öfter arbeitsunfähig war, wurde meine Anstellung gekündigt. Ich war damals etwa fünfzig Jahre alt und musste mich beim regionalen Arbeitsvermittlungszentrum RAV, in Deutschland: Jobcenter, melden. Meine Erfahrungen mit den Behörden sind leider sehr negativ. Sie stellten fest, ich sei vermittelbar und somit nicht berechtigt, Arbeitslosengeld zu beziehen. Es hiess, ich könne ja arbeiten, vielleicht nur nicht gerade auf dem Bau. Mit fünfzig Jahren ist es aber sehr schwierig, eine Anstellung in einer Sparte zu finden, in der man keine Erfahrung hat. Um nicht zu verhungern, schrieb ich mich bei ein paar Büros für Zeitarbeit ein. So kam es, dass ich bis zu meiner Pensionierung unter Schmerzen auf verschiedenen Baustellen arbeitete. Der sogenannte freie Markt funktioniert nach Angebot und Nachfrage. Konkret heisst das: die ungelernten Arbeiter, die wenig kosten, werden zuerst und teure Fachkräfte zuletzt vermittelt. Ohne das Einkommen meiner Frau hätte ich damals wohl nicht überlebt.

Füreinander da sein

Ich bin davon überzeugt, dass allen geholfen ist, wenn jeder für den anderen da ist. Auf meinem Weg hat mich deshalb die folgende Lebensweisheit immer begleitet:

« Frag nicht, was die Gesellschaft für dich tun kann, sondern was du für die Gesellschaft tun kannst. »

Auch der Spruch «Ärgere dich nicht, dass Rosen Dornen haben. Freu dich, dass der Dornbusch Rosen trägt», hat mir immer Mut gemacht. Denn trotz allem kann man das Leben auch positiv sehen. So konnte ich letztes Jahr zum Beispiel eine tolle Radtour unternehmen, dafür waren dann halt die Weihnachtstage und der Start ins neue Jahr etwas schwieriger. Das ist meine Geschichte und Geschichte ist dazu, um etwas zu lernen und lernen hört bekanntlich nie auf.

Alles Gute, Silvio.

Silvio ist auch Helfer unseres Angebots «Zweite Hilfe». Wir danken Silvio für sein Engagement und den Erfahrungsbericht.


Ist dieser Artikel lesenswert?

Fehler gefunden? Jetzt melden.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?