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Entscheidungsfähigkeit zur Familienplanung

Sie begleiten Ihr Kind seit langer Zeit und legen das erforderliche Verantwortungsbewusstsein bei Entscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen an den Tag. In diesem Zusammenhang fragen Sie sich als Eltern: Mein Kind möchte eines Tages selbst ein Kind haben. Hat es die Entscheidungsfähigkeit zur Familienplanung?

Zu sehen ist ein schlafendes Baby in einem weiß-blauen Strampelanzug. | © Privataufnahme

Was, wenn das Kind mit Behinderungen selber Kinder möchte? (Privataufnahme)

Gedanken einer Mutter

Mich als Mutter hat es unglaublich gefreut, dass meine Tochter den Kinderwunsch nach ihrem schweren Unfall vor ein paar Jahren während der Phase der Schockverarbeitung ausgesprochen hatte (wenn Sie mehr über Schockverarbeitung erfahren wollen, empfehlen wir Ihnen unseren Artikel: «Umgang mit Schock»). Ihre langwierige Rehabilitation hatte insbesondere den Erfolg, dass sie es geschafft hatte, sich unter grösster physischer und mentaler Anstrengung beginnend als Paraplegikerin letztlich aus dem Rollstuhl heraus zu trainieren. Vor diesem Hintergrund eröffneten sich ihr als junge Frau ganz klar mehr Möglichkeiten und eben auch das Thema Partnerschaft nahm eine andere Gestalt an und liess noch hoffnungsvollere Vorstellungen zu. 

Meine Tochter war, wie ein Wunder engelsgleich behütet, ohne Hirnverletzungen davongekommen, sodass sie die Entscheidungsfähigkeit zur Familienplanung hatte. Ich vertraute auf ihren Verstand, dass sie diesen Schritt mit dem notwendigen Verantwortungsgefühl treffen konnte.

Meine Gedanken

Vor meinem Unfall hatte ich kein Kind oder Familie. Mein Leben war ausgefüllt mit dem Studium, Auslandserfahrungen, erster Partnerschaft mit allen Alltagsorganisationen, was alles so zum Leben dazugehört. Der Gedanke an einen Kinderwunsch, wie bei Freundinnen oder Kommilitoninnen, weit entfernt. Nach meinem Unfall mit anschliessender Rehabilitationsphase wurde mein Kinderwunsch stark. Meine Vorstellung, mich selbst um mein eigenes kleines Lebewesen zu kümmern, fühlte ich schon jetzt als Trost, diese kostbare Vertrautheit zu meinem Kind aufbauen zu dürfen.  

Digitale Begleitstelle: Hilfe für Eltern von Kindern mit Behinderungen

Als Eltern eines Kindes mit Behinderungen haben Sie im Alltag viele zusätzliche Herausforderungen zu meistern. Hier finden Sie Hilfe in jeder Lebensphase Ihres Kindes – mittels Informationen sowie Austauschmöglichkeiten im Forum.

Zur Begleitstelle für Eltern 

Eltern sitzen mit ihrer kleiner Tochter und einem Laptop auf den Knien auf dem Sofa und informieren sich. | © Pexels / Kampus Production

Dieser Kinderwunsch wuchs in mir und mündete letztlich in einer bewussten Entscheidung zwischen mir und meinem Partner. Ich hatte die Entscheidungsfähigkeit zur Familienplanung. Fast vier Jahre nach meinem Unfall brachte ich im Frühling meinen Sohn Samuel zur Welt, was mir unglaublich viel Kraft und Lebensfreude gibt. Gefühlt ist es ein Quantensprung neuer Lebensenergie- und qualität mit einer Bandbreite von Emotionen wie sein Lachen, seine strahlenden Augen, der Austausch von Zärtlichkeiten, sein Wachsen und Entwickeln. Auch sein Schmerz und seine Tränen gehören natürlich dazu, sein Bedürfnis nach seiner Mama und Papa. Natürlich kostet mein kleines Kind viel Kraft und Energie, diese kommt jedoch tausendfach zu Dir zurück, es ist eine Bereicherung in jeder Beziehung. Dann lässt Du auch manche mühevoll durchwachte Nacht und den Schlafmangel irgendwann hinter Dir. 

Durch mich, als seine Mutter, zu sehen, dass er so wunderbar wächst und gedeiht und dass ich es mit meiner Behinderung schaffe, meinem Sohn das Leben und seine Entwicklung zu ermöglichen, ihn zu begleiten, ist ein unglaublich stärkendes Gefühl für mich. Die Beziehung und Liebe zu meinem Kind ist etwas, das bleibt und mir gefühlt niemand mehr nehmen kann. Ich erlebe es als etwas emotional Beständiges und Festes und es stärkt mein eigenes inneres Fundament wie einen doppelten Boden.

Die Mutter lächelt Baby Samuel liebevoll an, das Bild wurde im Krankenhaus aufgenommen. | © Privataufnahme Kurz nach der Geburt von Samuel. (Privataufnahme)

Ich freue mich über die Möglichkeiten und das Potential meines Sohnes, was ich selbst nicht mehr habe, wie Springen, Joggen, Bergwandern, Skifahren, Radeln. Es fühlt sich für mich an, als ob es an dieser Stelle auch für mich ein Stück weiter geht, mit dem Draussen unterwegs sein, was ich so geliebt habe, nur jetzt mit seinen kleinen und gesunden Beinchen, in denen auch mein Blut fliesst.   

Die Beziehung und Liebe zu meinem Kind ist etwas, das bleibt und mir gefühlt niemand mehr nehmen kann. Ich erlebe es als etwas emotional Beständiges und Festes und es stärkt mein eigenes Fundament wie einen doppelten Boden. Ich freue mich besonders, wenn ich mit meinem Bericht andere Betroffene motivieren kann, nicht aufzugeben und an das Leben und das Gute zu glauben. Vertrauen und der Glaube, dass etwas Sinn macht, unabhängig von welchem Ausgang, ist die innere Haltung, die Dich über so manches Tal hinwegheben kann.  

Dieser Artikel richtet sich an Eltern von Kindern mit Behinderungen und ist Teil der digitalen Begleitstelle. Haben Sie ergänzende Bemerkungen? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung per Mail an info@enableme.ch.


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