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Gleichzeitig Mutter sein und arbeiten

Viele Väter und Mütter fühlen sich gezwungen, nach der Geburt ihres Kindes, die Arbeit zu kündigen und vollzeit zuhause zu bleiben. Es kann Situationen geben, wo das Kind eine rund um Betreuung benötigt, weshalb sich Eltern aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen. Es kann auch umgekehrt sein, dass es aus finanziellen Gründen für die Eltern gar nicht möglich ist, sich aus dem Arbeitsmarkt zurückzuziehen. Für Françoise O. war es nach der Geburt ihrer Tochter mit Cerebralparese nie ein Thema ihre Arbeit aufzugeben. Für sie war ihre Arbeit immer ein wertvoller Ausgleich zur Grossfamilie. Sie schildert, wie sie es geschafft hat gleichzeitig Mutter zu sein und zu arbeiten.

Eine Frau sitzt an einem Schreibtisch und arbeitet am Computer. | © unsplash

Familie und Beruf lassen sich noch immer nicht problemlos vereinbaren. (unsplash)

Wie sieht Ihre familiäre Situation aus?

Wir sind eine siebenköpfige Patchwork-Familie. Ich habe drei erwachsene Söhne aus erster Ehe, sowie mit meinem jetzigen Mann eine erwachsene Tochter und eine Tochter im Schulalter. Unser jüngstes Kind, Sarina, hat eine Cerebral Parese. Die Jungs sind alle schon ausgeflogen und die ältere Tochter arbeitet als Malerin. Sarina besucht eine Sonderschule in Bern für Kinder mit einer körperlichen Behinderung.

Digitale Begleitstelle: Hilfe für Eltern von Kindern mit Behinderungen

Als Eltern eines Kindes mit Behinderungen haben Sie im Alltag viele zusätzliche Herausforderungen zu meistern. Hier finden Sie Hilfe in jeder Lebensphase Ihres Kindes – mittels Informationen sowie Austauschmöglichkeiten im Forum.

Zur Begleitstelle für Eltern 

Eltern sitzen mit ihrer kleiner Tochter und einem Laptop auf den Knien auf dem Sofa und informieren sich. | © Pexels / Kampus Production
Als was arbeiten Sie? Und in welchem Pensum sind Sie tätig?

Ich arbeite in einer Bank als Aushilfe/Springerin im Front-Office (etwa zwanzig Prozent). Zusätzlich arbeite ich als Terministin im Homeoffice (etwa sechzig Prozent).

Haben Sie als Mutter immer gearbeitet oder haben Sie eine Zeit lang wegen der Kinderbetreuung aufgehört?

Seit der Geburt des ersten Kindes arbeitete ich immer fixe zwanzig Prozent in einer Bank. Zusätzlich arbeite ich seit zwanzig Jahren, mit steigendem Arbeitspensum, für verschiedene Firmen als Terministin im Homeoffice. Diese Arbeit kann ich zeitlich weitgehend selbst einteilen.

Welche Hürden stellten sich Ihnen als Mutter, die arbeitet und wie haben Sie diese bewältigt?

Die grösste Hürde war sicherlich die Kinderbetreuung, insbesondere in den Jahren 2007 bis 2012. Da Sarina seit ihrer Geburt besondere Bedürfnisse hat, musste sie seither mindestens zweimal die Woche zur Physiotherapie. Die älteren Kinder waren zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend selbständig und alle tagsüber in der Schule/Lehre und brauchten nur noch unregelmässige Begleitung (z.B. während den Ferien). Nebst der privaten Unterstützung stellten wir in dieser Zeit verschiedene Au-pairs an, um die Betreuung der Kinder, insbesondere von Sarina zu übernehmen. Es war trotzdem nicht immer einfach. Oft mussten Notlösungen gefunden werden, kurzfristig umdisponiert oder Arbeitstage getauscht werden. Seit dem Schuleintritt von Sarina im Jahre 2012, haben wir keine Au-pairs mehr, mussten aber die private Fürsorge manchmal von Woche zu Woche neu planen.

Wenn sie zur Schule geht, sprechen wir uns bezüglich Betreuung von Sarina immer vorgängig ab. Sarina wird morgens um 07.30 Uhr von einem Taxi-Dienst abgeholt und abends zwischen 16.15 Uhr und 18.00 Uhr nach Hause gebracht. Ich gehe immer zeitgleich mit unserer Tochter aus dem Haus, sodass morgens keine zusätzliche Betreuung nötig ist. Abends komme ich nie vor 17.30 Uhr nach Hause. An solchen Tagen kam oftmals mein Mann früher nach Hause. Wenn dies nicht möglich war, nahm ein Hüetimeitschi, das Grosi oder eine Nachbarin Sarina in Empfang. Während den Schulferien suchen wir immer eine Ganztages-Betreuung für Sarina. Zum Glück ist Sarina ein Kind, das selten krank ist. Andernfalls ist diesbezüglich die Gesetzgebung, bei berufstätigen Eltern mit kranken Kindern, heute zum Glück sehr fortschrittlich. 

Wie unterstützt Ihre Familie Sie bei dieser Aufgabe?

Mein Mann und meine Schwiegereltern haben mich bei der Kinderbetreuung immer bestmöglich unterstützt, sei es mit Kinderhüten oder Fahrdiensten zur Therapie, vor allem wenn ich auswärts arbeiten musste.

Können Sie anderen Eltern Tipps auf den Weg geben, um die Balance zwischen Arbeit und Kinderbetreuung zu finden?

Das wichtigste ist, dass man flexibel bleibt und die angebotene Hilfe annehmen kann. Dazu kommt natürlich auch loslassen können und dem Kind die Möglichkeit geben, eigene Erfahrungen zu sammeln. Bei einem besonderen Kind ist dies wohl der schwierigste Teil. Wir mussten lernen darauf zu vertrauen, dass auch andere Menschen in der Lage sind, gut auf unseren Schützling zu achten. Meine Arbeitstage waren und sind mir immer noch sehr wichtig. Für mich war die Arbeit ausser Haus, nebst Haushalt und fünf Kindern, ein wertvoller Ausgleich und so seltsam es klingt «Erholung von einem turbulenten Familien-Alltag». Ich schätze den Kontakt zu Mitarbeitenden und Kunden sehr und geniesse die Wertschätzung, welche zu Hause oft als selbstverständlich erscheint.

Ich bin froh und dankbar für die Unterstützung, die ich in all den Jahren von verschiedenen Seiten her erfahren durfte. Viele Menschen haben es mir ermöglicht, aktiv im Berufsleben zu bleiben, um den Anschluss in der Arbeitswelt nicht zu verlieren.

Dieser Artikel richtet sich an Eltern von Kindern mit Behinderungen und ist Teil der digitalen Begleitstelle. Haben Sie ergänzende Bemerkungen? Wir freuen uns über Ihre Rückmeldung per Mail an info@enableme.ch.


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