Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer
Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer

Sialorrhoe oder vermehrter Speichelfluss

Der vermehrte Speichelfluss kann körperliche sowie psychische Auswirkungen auf die Betroffenen haben. Ein offener Umgang hilft, die weitreichenden Folgen in unterschiedlichsten Lebenssituationen besser zu bewältigen.

Ein lachendes Mädchen mit rosa Strickmütze. | © pixabay Sialorrhoe ist ein erhöhter Speichelfluss, der psychische und physische Konsequenzen mit sich trägt. (pixabay)

Als Sialorrhoe bezeichnet man einen vermehrten Speichelfluss aus dem Mund, dessen Schweregrad variieren kann. Die Aussprache der Betroffenen ist oft feucht und der Speichel tropft auf Kleidung und Umgebung. Je nach Schwere empfinden die Betroffenen diese Störung («Sabbern») als sehr peinlich, denn sie müssen ständig ein Lätzchen oder Taschentuch vor den Mund oder in der Hand halten, da der Speichel ohne Kontrolle aus dem Mund tropft.

Auswirkungen von Sialorrhoe

Für Menschen mit Sialorrhoe sind die Auswirkungen oftmals sehr belastend. Scham und generelles Unwohlsein können die Folge sein, sodass schon das «Begrüssungsküsschen» und alltägliche Gespräche zur Belastung werden. Viele vermeiden daher die Öffentlichkeit und ziehen sich sozial zurück. Darunter leidet dann auch das Selbstwertgefühl, da sich Männer und Frauen durch den vermehrten Speichelfluss unattraktiv und gar von sich selbst angeekelt fühlen. Das kann zu depressiven Verstimmungen führen.

Gefährlich kann die Sialorrhoe werden, wenn der Speichel unkontrolliert in die Atemwege im Rachen läuft und durch Verschlucken in die Lunge gelangt. Verschlucken von Speichel, Nahrung oder Flüssigkeiten kann schwerwiegende Komplikationen bis hin zu einer Lungenentzündung mit sich bringen.

Wie entsteht ein vermehrter Speichelfluss?

Die Ursachen einer Sialorrhoe können unterschiedlich sein. Meist sind Schädigungen des Gehirns ausschlaggebend für die Entstehung eines vermehrten Speichelflusses. Nerven und Muskeln können dadurch nicht mehr richtig gesteuert werden, was dazu führt, dass sich Speichel im Mundraum anstaut und nicht mehr richtig abgeschluckt werden kann.

Erkrankungen des Nervensystems, wie Parkinson, Schlaganfall, Schädel-Hirn-Trauma, Cerebralparese, aber auch Tumor-Erkrankungen im Kopf-Hals-Bereich sowie manche Medikamente (zum Beispiel Neuroleptika) können zu einer Überproduktion des Speichels führen.

Wie kann man mit der Sialorrhoe umgehen?

Offen über die Sialorrhoe zu sprechen, braucht Mut und Überwindung, ist aber wichtig, damit die medizinische Fachperson die Sialorrhoe feststellen und eine richtige Therapie einleiten kann. Gerade wenn der Speichelfluss aus dem Mund nicht ohne weiteres erkennbar ist, ist eine ehrliche und proaktive Kommunikation entscheidend. Hustenanfälle bei den Mahlzeiten, chronischer Husten (auch nachts) oder zwanghaftes Räuspern können Hinweise auf eine Schluckstörung sein. In der Regel stellt das medizinische Fachpersonal mit einem einfachen Fragebogen die Häufigkeit und Schwere des unkontrollierten Speichelflusses fest.

Auch im privaten Umfeld empfiehlt es sich, das Thema offen und ohne Scham anzusprechen. Diese Offenheit ermöglicht es den Angehörigen, Freundinnen, Freunden und Berufskollegen die Beeinträchtigungen im Alltag der Betroffenen besser zu verstehen und damit umzugehen. Das Thema steht dann nicht unausgesprochen im Raum, sondern kann angesprochen werden, was zu einem gelasseneren Umgang von allen Seiten führt.

Mann lacht laut heraus, mit offenem Mund. | © unsplash Auch laut herauszulachen kann als unangenehme für Menschen mit Sialorrhoe empfunden werden. (unsplash)

Behandlungsmöglichkeiten für Sialorrhoe

Je nachdem, welche Ursache der Sialorrhoe zu Grunde liegt, hat auch die Therapie einen anderen Fokus. Eine mögliche Behandlungsform bietet die Logopädie. Wesentlicher Bestandteil der Logopädie ist eine umfassende Beratung für Betroffene und Angehörige, aber auch notwendige, therapeutische Übungen und Massnahmen. Eine funktionelle Schlucktherapie verfolgt das Ziel, Störungen im Schluckablauf mit verschiedenen therapeutischen Übungsmassnahmen zu beheben oder bestmöglich auszugleichen. Die Übungen werden individuell ausgewählt und kombiniert.

Genügen therapeutische Übungen und ausgleichende Verhaltensmassnahmen nicht, wird der behandelnde Arzt eine zusätzliche medikamentöse Therapie empfehlen. Hier werden häufig systemisch wirkende Medikamente aus der Wirkstoffgruppe Anticholinergika eingesetzt. Diese hemmen die Funktion des Neurotransmitters Acetylcholins an bestimmten Rezeptoren und verringern somit die Speichelproduktion. Als zugelassenes Medikament bei chronischer Sialorrhoe bei Kindern und Erwachsenen steht ein lokal appliziertes Muskelrelaxanz zur Verfügung. Weitere Möglichkeiten zur Behandlung der Sialorrhoe sind kieferorthopädische Behandlungen bei Zahn- und Kieferfehlstellungen sowie in Ausnahmefällen die Radiotherapie oder eine operative Entfernung der Speicheldrüsen.

An wen können sich Betroffene wenden?

Diagnose und Therapie der Sialorrhoe sollten möglichst früh einsetzen und zwischen Fachpersonen aus der allgemeinen Medizin, Neurologie, Otorhinolaryngologie, Phoniatrie und Logopädie abgestimmt sein. Kommt die Behandlung mit einem lokal injizierten Medikament in Frage, kann Sie Ihre Ärztin beziehungsweise Ihr Arzt an einen in der Therapie erfahrenen Fachperson weiterleiten oder bei ausreichender Kenntnis selbst injizieren.


Ist dieser Artikel lesenswert?

Fehler gefunden? Jetzt melden.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?