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Wie junge Erwachsene mit Behinderungen sich gegenseitig helfen

Es braucht Mut, um über das Leben als junger Mensch mit einer Behinderung zu sprechen. Es braucht auch Mut, Hilfe zu suchen, wenn man nicht weiter weiss. Doch oftmals lohnt sich dieser Schritt, wie die Erfahrungen aus unserem Peer-Programm «Jugendliche helfen Jugendlichen» zeigen. In diesem Artikel erzählen uns Teilnehmer:innen des Programms von ihren Erlebnissen im Austausch mit Gleichgesinnten.

Nachdenkliche Jugendliche mit Smartphone in den Händen. | © pixabay

Jugendliche können anderen Jugendlichen mit Gesprächen helfen. (pixabay)

Das Unterstützungsangebot für Menschen mit Behinderungen in der Schweiz ist vielfältig. Behörden, Verbände oder das persönliche Umfeld bieten oftmals Unterstützung an. Jedoch fühlen sich viele Betroffene trotzdem häufig missverstanden. Das ist auch kein Wunder, denn wer die Erfahrung selbst nicht durchlebt hat, kann die Situation zwar sachlich einschätzen, aber sie nachzuvollziehen kann schwerfallen. Ein Austausch mit Gleichgesinnten, welche die Situation selbst erlebt haben, kann daher sehr wertvoll sein, weil er Perspektiven und Antworten auf wichtige Fragen geben kann.

«Etwas nervös war ich vor meinem Austausch schon», sagt Samira, eine junge Frau, die vor Kurzem ihr erstes Gespräch mit jemandem gehabt hat, der Hilfe suchte. Sie ist eine der Teilnehmerinnen des Peer-Programms «Jugendliche helfen Jugendlichen», in dem hilfesuchende Jugendliche mit Helfenden vernetzt werden. Ihre Erfahrungen als sehbehinderte junge Frau teilt Samira gerne mit Gleichgesinnten und Interessierten.

«Austausch mit Menschen, die weiter sind»

«Was ist das für eine Person? Was erwartet sie? Wie soll ich am besten vorgehen?». Solche Fragen hat sich Samira vor dem Austausch gestellt. Zur leichten Nervosität kam aber vor allem auch Vorfreude dazu, denn immerhin möchte Samira Menschen mit Rat helfen. Sie weiss genau, was Menschen mit Sehbeeinträchtigungen erleben. Menschen, wie Daniela, die Samira durch den Austausch kennengelernt hat. Daniela war auf der Suche nach Informationen und Rat. Aber vor allem wollte sie mit jemandem sprechen, der sie und ihre Situation versteht. Daniela lebt in einem kleinen Dorf. Ihr fehlt der soziale Kontakt mit Gleichgesinnten wie Samira. «Es bringt nichts, sich zu verkriechen. Man muss sich irgendwo Hilfe suchen von den Menschen, die schon weiter sind. Das bringt einen immer weiter», meint Daniela auf die Frage, warum sie sich bei «Jugendliche helfen Jugendlichen» gemeldet hat.

Über welche Herausforderungen und Themen sie genau gesprochen haben, bleibt natürlich unter ihnen, aber soviel ist klar: Der Austausch zwischen Samira und Daniela ist gelungen. Beide sind sich nach dem Gespräch einig und bezeichnen dieses als «spannend» und «lehrreich».

«Oftmals eine Frage des Wollens»

Anderen Menschen mit den eigenen Erfahrungen helfen können. Das fasziniert Fabio, der vor 26 Jahren mit einer Spina Bifida auf die Welt gekommen ist, am Peer-Projekt. «Beim Austausch kann ich helfen, weil es anders rüberkommt, wenn man es selbst erlebt hat. Wir sind glaubwürdiger als Menschen, die das nicht erlebt haben».

Das Peer-Projekt fülle eine Lücke, denn es gäbe viel zu wenig Stellen, an die sich Menschen mit Handicap wenden könnten, sagt Fabio weiter. Man muss hartnäckig bleiben bis man zu den Informationen kommt. Es sei aber auch «oftmals eine Frage des Wollens». In seinem letzten Austausch als Helfer hat er viel von sich selbst und seiner Schulzeit erzählt und hofft, dass die Informationen dem Gegenüber weitergeholfen haben. In seinem Fall heisst die Frau Manuela, deren Sohn seit einem Unfall auf dem Kindergartenweg mit einer Behinderung lebt. Sie erhoffte sich durch den Austausch mit Fabio ein besseres Verständnis für die Situation ihres Sohnes, für den sie täglich wichtige Entscheidungen wie zum Beispiel die Wahl einer geeigneten Schule treffen muss. «Mir fehlte die Erfahrung von direkt Betroffenen. Es gibt viele Stellen wie Vereine, Ärzte, Schulen, aber niemand ist direkt betroffen. Es wird immer dies und jenes empfohlen, aber niemand spricht direkt mit den Kindern, die das durchleben».

«Jede Geschichte ist einzigartig»

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum Menschen sich bei «Jugendliche helfen Jugendlichen» melden. Bei diesem Peer-Programm spielt es keine Rolle, ob die sachlichen Informationen zu konkreten Themen oder der allgemeine persönliche Austausch im Fokus steht. Beides ist möglich und hängt von den jeweiligen Gesprächspartnern und Themen ab. Pascal Baumann, ehemaliger Projektleiter von «Jugendliche helfen Jugendlichen» vermittelte die Hilfesuchenden mit denen, die Rat anbieten und begleitete sie teilweise an den Austauschen. Ihn fasziniert am Projekt, dass jeder Austausch einzigartig ist. «Jede Geschichte und jeder Mensch ist einmalig. Dadurch ist auch jedes Gespräch immer anders. Die Rückmeldungen auf die Austausche sind durchs Band positiv».

Dies unterstreichen auch die Gespräche von Samira und Daniela sowie Fabio und Manuela. Auf die Frage, ob sie gerne nochmal an so einem Austausch teilnehmen würden, haben alle ohne zu zögern mit «Ja» geantwortet.

Kontaktdaten für Interessierte

Falls du ebenfalls anderen Menschen helfen möchtest oder auf der Suche nach Hilfe bist, kannst du uns jederzeit kontaktieren. Weitere Informationen zum kostenlosen Peer-Programm «Jugendliche helfen Jugendlichen» findest du hier.


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