Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer
Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer

«Trotz psychischen Krankheiten: Wir kriegen das hin!» Eine aussergewöhnliche Liebesgeschichte

Anita und Antonio sind seit drei Jahren ein Paar. Sie (1971), leidet unter einer traumatischen Vergangenheit und Panikattacken, er (1970) unter Psychosen. Kennengelernt haben sie sich am wohl unromantischsten Ort der Welt: Einer Psychiatrie.

Auf dem Bild ist ein Schmetterling zu sehen, der an einer nackten Betonwand sitzt. Er wird von der Sonne beschienen, während der Hintergrund im Schatten liegt.  | © pixabay

Anita vergleicht ihren Liebsten mit einem Schmetterling. (pixabay)

Eigentlich wollte Anita die Klinik an diesem Herbstabend verlassen. «Ich war aus irgendeinem Grund stinkwütend und hatte meine Koffer gepackt», erzählt die Ostschweizerin. Der Oberarzt überzeugte sie, eine Nacht darüber zu schlafen. «Ich schleppte meinen Koffer zurück ins Zimmer, nahm meine Tabletten und ging ins Bett.» Ein Glück, konnte der Oberarzt sie von ihrem Austritt abbringen. Denn am nächsten Tag traf sie Antonio. «Er kam im Flur angetrabt, ein riesiges Grinsen auf dem Gesicht und eine Feder in der Hand.» Sie vergleicht den sanftmütigen Mann mit einem flatternden Schmetterling. «Er wollte seine Uhr tauschen, seine Ringe. Wir waren die ganze Zeit über am Handeln. Ich habe mich sofort in ihn verliebt.» Antonio: «Ich mich auch in sie». Seine Antworten am Telefon sind selten mehr als ein Brummen, tief und beruhigend. «Sie hatte eine Art zu sprechen, die mir gefiel. Darum blieb ich bei ihr», sagt er. Auch, nachdem sie auf verschiedene Stationen gewechselt waren. Die eine Stunde Ausgang pro Abend verbrachten sie beieinander.  Nach circa drei Wochen verliess das Paar die psychiatrische Klinik. Gemeinsam. «Meine Tante holte mich ab und fuhr mich heim. Und Antonio kam einfach mit. Seitdem wohnen wir zusammen.» Leises Lachen am Ende der Leitung. «Im Nachhinein dachte ich oft, dass es verrückt war, so schnell zusammenzuziehen. Und dann in diese 1.5- Zimmer-Wohnung.» «Wir haben nur einmal gestritten», fügt Antonio an. Stolz schwingt in seiner Stimme mit. Jetzt wohnt das Paar in einer grossen Galeriewohnung. Und es hat sich einen Hund angeschafft, Ginni. «Sie ist lustig, haltet uns auf Trab, bietet Unterhaltung.» 

Nicht alles «picobello»

Beide beschreiben ihre Beziehung als ruhig. Vor allem Anita hat gefunden, was sie in ihren zwei Ehen stets vermisste: Harmonie und Frieden. «Wir reden miteinander in einer angenehmen Lautstärke.» Antonio, ergänzend: «Genau, so lösen wir Probleme.» «Es ist schön», bekräftigt Anita, die vor allem Antonios ruhiges Gemüt schätzt. Er mag ihre Ehrlichkeit, die offene Art. «Picobello», wie Antonio es ausdrückt, ist aber nicht immer alles. So erträgt sie es nur schwer, wenn Antonio einen psychotischen Schub hat. «Er hat dann Wahnvorstellungen, spricht mit Leuten, die nicht da sind. Ich sitze daneben, höre alles, sehe, wie abwesend er ist und dass er Angst hat.» Das sei hart, nage an ihr, gesteht sie. Antonio findet es indes schwierig, wenn seiner Partnerin die Energie fehlt, um die Wohnung zu verlassen. «Dennoch», so sagt er, «kriegen wir das hin. Gemeinsam.»  

Auf dem Bild sind Antonio und Anita zu sehen, die Arm in Arm auf einer Terrasse stehen. Im Hintergrund ist das Meer zu sehen, Antonio trägt ein Totenkopfshirt und Shorts und Anita einen langen Rock und ein schwarzes Oberteil.  | © Privataufnahme Anita und Antonio lieben Italien. (Privataufnahme)

Der Traum von Italien

Das Paar lebt ein friedliches, unaufgeregtes Leben. Beide beziehen eine IV-Vollrente und verbringen viel Zeit daheim. Umso mehr sehnen sie sich nach einem Tapetenwechsel. «Wir wollen in den Urlaub fahren. Weil die letzten zwei Jahre sind unsere Pläne ins Wasser gefallen», sagt Antonio. «Ja», stöhnt Anita zustimmend, «endlich mal wieder in die Ferien.» Italien soll es werden, Antonios Vater gehört ein Häuschen im Süden. «Es ist schön da», erklärt er, «wunderschön», schwärmt Anita. Der letzte gemeinsame Urlaub war nicht besonders erholsam. «Antonio hatte während den gesamten Ferien eine Psychose.» Aber, und da ist sich Anita sicher: «Jeder hat irgendwas. Am wichtigsten ist, dass wir glücklich und zufrieden sind.» «Und das sind wir», brummt Antonio.


Ist dieser Artikel lesenswert?

Fehler gefunden? Jetzt melden.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?