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Trauer erleben, Trauer bewältigen

Das Leben und das Sterben sind untrennbar miteinander verbunden. Wir sind uns dieser Tatsache bewusst, dennoch wird der Tod wenn immer möglich verdrängt. Zu einem gewissen Zeitpunkt müssen wir aber alle von einem uns lieben Menschen Abschied nehmen. Mit Tod und Trauer müssen wir leben.

Viele Kerzen. | © unsplash

Die Zeit der Trauer verläuft sehr individuell. (unsplash)

Die Ehefrau, die den Kampf gegen Krebs verliert; der beste Freund, der sein Leben bei einem Autounfall lässt; das eigene Kind, das einem durch ein Unglück entrissen wird; der Ehemann, dessen Herz einfach aufhört zu schlagen – das Sterben, der Tod und die Trauer begegnen einem auf verschiedenste Art und Weisen.

Zwar sind sich alle Menschen bewusst, dass das Leben eines geliebten Menschen und auch das eigene Dasein einmal ein Ende finden werden, aber es verhält sich mit dem Tod nicht anders als mit anderen unangenehmen Situationen – es wird wenn immer möglich verdrängt. Im Gegensatz zu früheren Jahrhunderten und zum Umgang mit dem Tod in anderen Kulturen, ist das Sterben in der westlichen Gesellschaft nicht Teil unseres Alltags. Obwohl die meisten Menschen zu Hause sterben möchten, stirbt die grosse Mehrheit in Alters- und Pflegeheimen, in Spitälern und Sterbehospizen.

Mit der Trauer leben

Verliert man einen geliebten Menschen, kann uns kaum etwas über den Verlust hinwegtrösten. Zwar kann der Tod eines Angehörigen oder Freundes beziehungsweise einer Freundin, der nach einer langen Krankheit von seinen Leiden erlöst wird, auch eine Erleichterung sein. Dennoch ist die Trauer auch in diesem Fall ein ständiger Begleiter. Mit dieser Trauer muss man fortan leben, es gilt den Verlust aber auch zu bewältigen, um sein Leben neu ausrichten zu können.

Die Phasen der Trauer

Die Trauer verläuft in der Regel in mehreren Phasen. Professorin Verena Kast, seit April 2014 Präsidentin des C.G. Jung-Instituts in Küsnacht, unterscheidet vier Phasen der Trauer. Die Theorien rund um den Trauerprozess lehnen sich an die 1969 von Elisabeth Kübler-Ross beschriebenen fünf Phasen des Sterbens an.

Verweigerung und Emotion

Die erste Phase bezeichnet die Zeit des Nicht-Wahrhaben-Wollens, der Verleugnung des Geschehenen. Hinterbliebene stehen unter Schock und können nicht akzeptieren, was wirklich passiert ist. Es wird noch keine richtige Trauer verspürt. Diese Phase kann einige Tagen bis Wochen dauern und verlängert sich, je unerwarteter der Tod eines geliebten Menschen war.

In einer nächsten Phase können Emotionen überhand gewinnen. Trauer kommt auf, aber möglicherweise auch Wut, Aggression, Angst, Eifersucht, Rastlosigkeit und Verzweiflung. Die Intensität dieser Gefühle hängt ganz davon ab, wie die Beziehungen zwischen den Hinterbliebenen und dem Verstorbenen war.

Ein Heuhaufen in der Morgendämmerung | © unsplash Nach einer Zeit der Dunkelheit öffnet sich den meisten Trauernden wieder ein Licht am Horizont. (unsplash)

Ablösung und Akzeptanz

In einer dritten Phase beginnt der Prozess der Ablösung. Zwar ist der oder die Verstorbene im Alltag noch überall präsent, doch die Trauernden lernen durch die Konfrontation mit der Wirklichkeit, dass dieser geliebte Mensch eben nicht mehr da ist. Die verstorbene Person wird bestenfalls zu einer inneren Begleiterin, mit dem man durch einen inneren Dialog eine Beziehung entwickeln kann. Das Trauern und das Hadern mit dem Schicksal lassen langsam nach.

In einer vierten Phase finden die Trauernden schliesslich Schritt für Schritt «ins Leben» zurück. Sie akzeptieren den Tod des nahen Angehörigen und können wieder Freude an kleineren Dingen haben. Lebensarten, die zuvor nur in einer Beziehung stattgefunden haben, kann man sich nun zumindest teilweise auch als Teil des eigenen Lebens vorstellen.

Jeder trauert anders

Diese Phasen und Prozesse benötigen ihre Zeit. Man muss sich der Trauer stellen und sie bewusst erleben. Letztlich verläuft der Trauerprozess aber nicht nach einem Schema. Jeder Mensch geht anders mit der Trauer um, jeder nimmt anders Abschied und nicht jeder Angehörige leidet gleich stark unter dem Verlust. Manche leiden extrem, ziehen sich zurück und können sich aus der Negativspirale kaum befreien. Trauernde benötigen oft professionelle Hilfe oder Unterstützung von Familie und Freunden, andere wiederum finden alleine durch diese dunkle Zeit.

Der Trauerprozess eines jeden verläuft also sehr individuell. Wichtig ist es, die Trauerarbeit aktiv anzugehen. Der systematische Theologe Yorick Spiegel nennt verschiedene Aufgaben, die der oder die Trauernde zu lösen hat: 

  • Auslösung der Trauer
  • Strukturierung
  • Anerkennung der Realität
  • Entscheidung zum Leben
  • Expression inakzeptabler Gefühle und Wünsche
  • Bewertung des Verlustes
  • Inkorporation des Verstorbenen
  • Chance der Neuorientierung

Alltagsmassnahmen können helfen, den Tod eines geliebten Menschen besser zu verarbeiten:

  • in Kontakt mit Freunden und Bekannten bleiben
  • Hilfestellungen annehmen
  • über seine Gefühle sprechen, sei es im privaten Rahmen oder im Kreis mit anderen Betroffenen
  • versuchen Schmerz und Gefühle auf eine andere Art auszudrücken (Tagebuch, Malen oder Zeichnen und vieles mehr)
  • die Trauer bewusst erleben und sich nicht von aussen unter Druck setzen lassen
  • Gefühle (positive wie negative) nicht unterdrücken
  • sich mit etwas beschäftigen, dass einem schon immer lieb und teuer war
  • die eigene Gesundheit nicht vernachlässigen, gesund ernähren, frische Luft, Sonne und Licht tanken
  • die Natur hilft heilen (Spaziergänge im Wald, am Strand, der Witterung ausgesetzt)

 «Der Tod ist kein Unglück für den, der stirbt, sondern für den, der überlebt.» (Zitat von Karl Marx)


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