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Neurostimulator

Mit Neurostimulatoren können starke Nervenschmerzen ausgeschaltet werden. Zum einen besteht der Neurostimulator aus einem kleinen Gerät, einem sogenannten Impulsgenerator, der schwache elektrische Impulse aussendet und der in den Körper implantiert wird. Zum anderen werden Elektroden benötigt. Sie senden elektrische Impulse vom Generator zu den Nerven und werden im Bereich der Nerven platziert.

Bild von Nervenzellen. | © pixabay

Wie wirkt ein Neurostimulator? (pixabay)

«Ich bin hier von vier Frauen umgeben. Meiner Frau, meinen zwei Töchtern und meinem Häsli – das ist auch ein Weibchen», sagt Roland Beck und lacht. Dass er heute bis über beide Ohren strahlt, ist nicht selbstverständlich. Der Betriebsfachmann hatte vor sechs Jahren einen folgenschweren Leistenbruch. «Mein Stiefvater war bei der Arbeit auf dem Hof verunglückt und unter eine Heuraupe gekommen. In einem unglaublichen Kraftakt ist es mir zusammen mit dem Polizisten gelungen, die 500-Kilo-Maschine zu lupfen. Da habe ich mir die Leiste gebrochen.» Ein Spezialist in Zürich habe ihm dann gesagt, der Leistenbruch müsse operiert werden. Die Schmerzen aber blieben.

Von Pontius bis Pilatus

Roland Beck ging von Pontius bis Pilatus, bis ein Arzt mithilfe eines MRIs herausfand, dass eine Kunststoffschraube von der Operation auf einen Nerv drückte. Diese würde sich dann aber auflösen, sagte man. Man versuchte erfolglos, Roland Beck mit Schmerzmitteln zu helfen. «Gearbeitet habe ich trotzdem weiterhin. Bis ich vor zwei Jahren ein Schmerz-Burnout hatte.» Er sei herumgelaufen wie ein 70-Jähriger mit Rheuma.

« Es war kein Leben mehr. »

Am Schweizer Paraplegiker-Zentrum in Nottwil wurde Roland Beck von Dr. Tim Reck, Spezialist für Schmerztherapie, dann die Implantation eines Neurostimulators vorgeschlagen. «Mit einem Neurostimulator behandelbar sind grundsätzlich neuropathische Schmerzen, also Nervenschmerzen, wenn sie einem bestimmten Nerv oder einer Nervengruppe zuzuordnen sind», so Dr. Reck. «In den letzten Jahren gab es bei den Neurostimulatoren verschiedene Entwicklungen, so z.B. im Hinblick auf die Stimulationsarten. Je nach Indikation und Patient braucht es ein anderes Modell.»

Robocop am Napf

Für Roland Beck war klar, dass er es mit dem Neurostimulator versuchen möchte. «Nach dem ganzen Martyrium habe ich gesagt: 'Ineschruube!'» Gesagt, getan. Bereits nach zwei Wochen war Roland Beck wieder auf der Arbeit.  

« Ich hatte plötzlich keine Schmerzen mehr! Ich kann den Neurostimulator je nach körperlicher Belastung einstellen. Wenn ich die Einstellungen ändere, dauert es meistens drei bis vier Stunden, bis sie wirksam werden – das Gehirn muss sich rebooten. Ich bin eine Art Robocop. »

Der Neurostimulator ermögliche es ihm, wieder im Gebiet seines geliebten Napfs zu wandern und schmerzfrei Akkordeon zu spielen. Nur zwei Nachteile bringe der Neurostimulator mit sich: «Bei der Sicherheitskontrolle am Flughafen muss ich jeweils meinen Implantate-Ausweis zeigen – und wenn ich ein MRI machen müsste, müsste ich die Batterie des Neurostimulators herausnehmen. Im Vergleich zu all den Schmerzen, die ich vorher hatte, nehme ich das gern in Kauf.»

Person mit Holzstab im Wald.  | © unsplash Dank des Neurostimulators endlich wieder wandern. (unsplash)

Ein Autounfall und dessen Folgen

«Ich hatte 2001 einen Autounfall. Dabei habe ich mir ein schweres Schleudertrauma zugezogen und zwei Bandscheiben drückten auf den Nerv», erzählt Pia Branger. Die 47-jährige Davoserin arbeitet als medizinische Masseurin in eigener Praxis und bietet ergänzend Schmerzcoachings an. Die dreifache Mutter weiss aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, jahrelang von Schmerzen geplagt zu werden. «Nach meinem Unfall habe ich ohne starke Schmerzen keine 50 Meter mehr gehen können.» Die Schmerzen – vor allem im linken Bein – seien unerträglich gewesen. Mit ihrem Mann hatte Pia Branger damals ein kleines Restaurant und Hotel in Davos Glaris geführt – ans Weiterarbeiten war nicht zu denken. 

« Meine Leistung hatte sich von 150 Prozent auf null reduziert. Ich wurde mitten aus dem Leben gerissen. »

Erlösung nach zehn Jahren

Es folgten mehrere Wirbelsäulenoperationen. Die Schmerzen in Pia Brangers Bein aber blieben. «Irgendwann hat man dann herausgefunden, dass eine Schraube auf den Nerv drückt. Also musste man nochmals neu operieren.» Wieder ohne Erfolg. Knapp zehn Jahre nach dem Unfall schlug ihr Dr. Hübner vom Spital Davos schliesslich die Implantation eines Neurostimulators vor.

Durchgeführt wurde die Operation von Dr. Karsten Müller, Arzt für Neurochirurgie in Chur: «Zuerst erfolgte unter örtlicher Betäubung die Einlage der Elektrode in den Rückenmarkkanal. An das Elektrodenkabel wurde dann eine Verlängerung angeschlossen und diese durch die Haut nach aussen geleitet. Anschliessend testete man die Wirksamkeit mit einem externen Stimulationsgerät.» Die zehntägige Testphase verlief sehr positiv, sodass man sich für die Implantation des «definitiven» Stimulationsgerätes entschied. «Hierbei wurde das Gerät nach Entfernung des Verlängerungskabels direkt an die Elektrode angeschlossen und mit den während der Testphase ermittelten Parametern programmiert. Bereits am Abend nach der Operation konnte Frau Branger wieder nach Hause gehen», so Dr. Karsten Müller. 

Chrüsele statt Schmerzen

Der Neurostimulator machte sich schnell bezahlt: «Am Anfang war es natürlich sehr ungewohnt. Aber nach wenigen Tagen hatte ich das Gerät so eingestellt, dass ich bei der Belastung meines Beins kaum Schmerzen mehr hatte.» Pia Brangers Neurostimulator verfügt über sechs Programme. 

« Es chrüselet dann im Bein, wenn das Gerät angestellt ist. Damit werden die Schmerzen überdeckt. »

Der Neurostimulator sei für sie ein Wendepunkt gewesen. «Ich habe keine Schmerzen mehr. Dank dem Neurostimulator kann ich heute selbstständig arbeiten, auch Spazierengehen und Wandern geht gut. Soeben habe ich mir einen zweiten Hund angeschafft.» Pia Branger strahlt. «Ja, ich würde das Grätli nicht mehr hergeben.»


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