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Herzinfarkt – Medikamentöse Prävention

Zur Verhinderung von Komplikationen und zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit bekommen heutzutage alle Patienten nach einem Herzinfarkt Medikamente. Halten Sie sich bitte nach der Entlassung genau an die verordnete Menge und bedenken Sie, dass nur bei regelmässiger Einnahme die Medikamente wirksam sein können.

Nahaufnahme eines Mannes, der sich die Brust hält.. | © pixabay

Es gibt Medikamente, um Herzinfarkte vorzubeugen. (pixabay)

Die hier beschriebenen Medikamente sollen Ihr Herz vor einem weiteren Infarkt schützen. Dabei ergänzen sich die einzelnen Arzneimittel in ihrer Wirkung. Folgende Gruppen von «Herz- Medikamenten» werden eingesetzt.

Medikamente zur Hemmung der Blutgerinnung 

Das bekannteste Medikament zur Hemmung der Blutgerinnung ist Acetylsalicylsäure (ASS). Sie ist den meisten Menschen als Schmerzmittel bekannt. Aber bereits in einer niedrigen Dosierung von täglich 100 mg hemmt sie das Zusammenlagern (Aggregation) von Blutplättchen (Thrombozyten). Dadurch soll eine Blutgerinnselbildung, die beispielsweise einen Hirnschlag oder einen weiteren Herzinfarkt auslösen könnte, in den Gefässen verhindert werden. Daneben gibt es noch weitere «Blutverdünner» wie Clopidogrel, Prasugel (Effient) und Ticagrelor (Brilique). Wird zum Beispiel ASS nicht vertragen, so kommen meist Clopidogrel oder Prasugel zum Einsatz. In den meisten Fällen sind sogar zwei Thrombozyten-Aggregationshemmer sinnvoll. Häufig wird ASS und Clopidogrel für 12 Monate zusammen verschrieben.   

ASS sollte generell mit reichlich Wasser und möglichst nicht auf nüchternen Magen eingenommen werden. Bei Personen mit empfindlichem Magen oder Menschen, die auch Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac regelmässig einnehmen, wird zusätzlich ein Magenschutz (z.B. Pantoprazol) empfohlen. 
 
Als Nebenwirkung kennt man eine erhöhte Blutungsneigung (es kommt leichter zu Zahnfleischbluten oder zu «Hautbläuelen»), Magen-Darm-Blutungen, Magengeschwür, allergische Reaktionen oder Hautausschläge. Selten ist es notwendig, nach einem Herzinfarkt stärkere gerinnungshemmende Mittel wie Marcumar oder die neueren Medikamente wie Xarelto oder Pradaxa einzusetzen. Diese werden nur gegeben, wenn zusätzlich chronische Herzrhythmusstörungen vorhanden sind. 
 
Hier wird eine regelmässige Kontrolle der Gerinnungswerte empfohlen. Ebenso ist eine Information über den richtigen Umgang mit diesen Medikamenten im Hinblick auf das Blutungsrisiko und auf mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Vitaminen und Lebensmitteln (Grapefruitsaft) wichtig. 

Betablocker senken Puls und Blutdruck 

Betablocker besetzen bestimmte Bindungsstellen am Herzen und an den Blutgefässen, an denen körpereigene, erregungsfördernde Botenstoffe wie Adrenalin oder Noradrenalin ankoppeln. Somit können sie einem unerwünscht schnellen Puls und einen zu starkem Blutdruckanstieg entgegenwirken – zusätzlich verbraucht das Herz weniger Sauerstoff. Dies alles kann sich für das Herz nach einem Herzinfarkt positiv auswirken. 

Vertreter sind die Wirkstoffe Bisoprolol, Metoprolol, Atenolol und Nebivolol. 
 
Als Nebenwirkungen können sie die Erregungsleitung am Herzen beeinflussen oder die Bronchien verengen (Hustenreiz). Ebenfalls können Müdigkeit, eingeschränkte Leistungsfähigkeit und – selten, aber doch – Impotenz auftreten. Menschen mit Diabetes sollten wissen, dass unter der Therapie mit Betablocker die Anzeichen einer Unterzuckerung fehlen können. 

ACE Hemmer senken Blutdruck 

ACE-Hemmer blockieren die Bildung des körpereigenen Hormons Angiotensin – welches den Blutdruck erhöht – indem sie ein dafür benötigtes Enzym (ACE) im Körper hemmen. Dadurch kommt es zu einer Blutdrucksenkung, die Gefässe erweitern sich, das Herz wird entlastet und die Nieren scheiden mehr Salz und Wasser aus. ACE Hemmer verhindern ausserdem den krankhaften Umbau des Herzens nach einem Herzinfarkt und stärken das Herz. Bei Diabetikern werden zudem auch die Nieren geschützt. 
 
Vertreter: Ramipril, Enalapril, Lisinopril  
 
Nebenwirkung: Starker Hustenreiz (vor allem nachts), sowie allergische Reaktionen, wie z.B. Schwellungen im Gesicht, Anschwellen der Zunge, Lippen oder des Kehlkopfs (sog. Quincke Ödem), die bei Neuverordnung des Medikaments auftreten können. Beobachten die Betroffenen Symptome einer Überempfindlichkeitsreaktion, sollte umgehend die Hausärztin bzw. der Hausarzt kontaktiert werden. Die blutdrucksenkende Wirkung kann bei ACE Hemmern besonders ausgeprägt sein – besonders zu Beginn der Einnahme, sodass es zu Schwindel kommen kann. 

Angiotensin II-Rezeptor Blocker senken Blutdruck 

Angiotensin II Reptoren Blocker (Sartane) heben die Wirkung des blutdrucksteigernden Hormons Angiotensin auf. Sie wirken somit wie die ACE Hemmer, senken den Blutdruck, verhindern den krankhaften Umbau des Herzens und schützen bei Diabetikern die Nieren. Bei Unverträglichkeit von ACE Hemmer gibt man gerne Sartane. 
 
Vertreter: Candesartan, Valsartan, Olmesartan, Irbesatam, Losartan 
 
Nebenwirkung: Seltener Reizhusten, häufiger allergisches Quincke Ödem. Wie schon oben geschrieben, sollte bei einer allergischen Reaktion umgehend die Hausärztin bzw. der Hausarzt kontaktiert werden. 

Foto von vielen bunten Pillen und Kapseln auf weissem Grund. | © pixabay Tragen Sie Ihre Medikamente stets bei sich, damit Sie im Notfall reagieren können. (pixabay)

Statine senken Cholesterin-Spiegel 

Erhöhte Blutfette, besonders LDL-Cholesterin, stellen ein Risiko für Arteriosklerose und koronare Herzkrankheit dar. Cholesterin-Synthese-Hemmer (CSE-Hemmer, Statine) senken den Cholesterinspiegel im Blut, indem sie die körpereigene Cholesterinbildung in der Leber bremsen. Darüber hinaus wirken Statine positiv auf die Gefässinnenwand und hemmen wahrscheinlich Entzündungs- und Thromboseprozesse. 
 
All diese Wirkungen machen Statine unentbehrlich – sowohl in der Blutfettsenkung als auch zur Verhütung von koronarer Herzkrankheit und Herzinfarkt. Es wird empfohlen, Statine möglichst abends einzunehmen, da nachts vom Körper am meisten Cholesterin gebildet wird. 
 
Vertreter: Simvastatin, Atorvastatin, Pravastatin, Fluvastatin 
 
Nebenwirkungen: Statine können Magen-Darm-Beschwerden wie Verstopfung, Blähungen und Übelkeit, aber auch Muskelschmerzen und -entzündungen verursachen. Zusätzlich können Statine den Blutzuckerwert erhöhen; regelmäßige Blutzuckerkontrollen sind somit zu empfehlen.

Diuretika wirken harntreibend und senken Herzbelastung und Blutdruck 

Diuretika («Wassertabletten») sind harntreibende Medikamente: Indem sie dem Körper Wasser und Salze entziehen und diese über die Nieren ausscheiden, entlasten sie das Herz und senken den Blutdruck. Diuretika werden nach einem Herzinfarkt manchmal gegeben, um die Herzbelastung durch übermässiges Körperwasser zu verringern.  
 
Vertreter: Furosemid, Torasemid, Hydrochlorothiazid (HCT)
 
Nebenwirkungen: Salzverlust und dadurch ausgelöste Wadenkrämpfe und zu starke Erniedrigung des Blutdrucks mit Schwindelsymptomatik. 

Kalziumkanal-Blocker entlasten Herz und senken Blutdruck 

Kalziumkanal-Blocker hemmen den Kalziumeinstrom in die glatten Muskelzellen des Herzens und der Blutgefässe, wodurch die Muskelkontraktion abgeschwächt wird. Das Herz schlägt dadurch weniger stark und seltener, es kann sich erholen und sein Sauerstoffbedarf sinkt. Die Koronararterien, die das Herz versorgen, weiten sich. Der Herzmuskel wird so besser durchblutet. Durch die Weitstellung der Gefässe sinkt ausserdem der Blutdruck. Diese Medikamentengruppe wird in der Regel nur dann nach Herzinfarkt angewendet, wenn der Blutdruck durch die anderen Medikamente wie Diuretika, Betablocker und ACE-Hemmer/Sartane unzureichend gesenkt wird. 
 
Vertreter: Amlodipin, Nifedipin 
 
Nebenwirkungen: Müdigkeit, Verstopfung, Hitzewallungen, Ohrensausen, Herzklopfen, Wassereinlagerungen in den Beinen 

Herzgefässerweiternde Mittel 

Die sogenannten Nitrate wirken gegen Brustschmerzen. Sie können als vorbeugende Medikamente eingenommen werden oder schaffen kurzfristig bei einem Brustschmerzanfall Erleichterung in Form von Kaukapseln oder Spray. Die Herzkranzgefässe werden weit gestellt, der Herzmuskel wird sofort besser durchblutet und die Schmerzen lassen nach. Ausserdem senken Nitrate in geringem Masse den Blutdruck und entlasten so das Herz. Sie werden nur noch selten nach Herzinfarkt angewandt, weil sie keinen grösseren Effekt auf die Herzgesundheit haben, sondern nur kurzzeitig die Herzdurchblutung verbessern. Nitrate dürfen nicht gemeinsam mit Potenzmitteln, wie z.B. Viagra, Levitra und Cialis eingenommen werden, da es dabei zu einem lebensbedrohlichen Blutdruckabfall kommen kann. 
 
Vertreter: Isosorbidmononitrat, Glyceroltrinitrat, Isosorbiddinitrat 
 
Nebenwirkungen: Sogenannter «Nitratkopfschmerz». Er entsteht durch die Erweiterung von Hirngefässen. Bei manchen Patientinnen und Patienten lässt er im Verlauf nach, bei anderen zwingt er dazu, das Medikament abzusetzen.   

Die Behandlung in den Alltag integrieren

Lassen Sie sich am besten alle verordneten Medikamente mit Namen, Dosierung, Häufigkeit und Uhrzeit der Einnahme aufschreiben und tragen Sie diese Liste immer bei sich, z.B. in Ihrem Herzpass, den Sie von Ihrem Kardiologen bekommen können. Änderungen sollten immer gleich vermerkt werden. So können Sie sicher sein, dass Sie diese wichtigen Informationen im Notfall bei sich tragen.  
 
Wenn Sie Ihre Medikamente immer zur gleichen Zeit und in der gleichen Situation einnehmen (z.B. nach dem Zähneputzen am Abend), ist die Gefahr geringer, dass Sie die Einnahme vergessen.
 
Fragen Sie nach speziellen Einnahmevorschriften und halten Sie diese unbedingt ein (z.B. vor, während oder nach der Mahlzeit). Andernfalls kann die Wirksamkeit der Medikamente beeinträchtigt sein oder es können verstärkt Nebenwirkungen auftreten.

Kleine Erinnerungshilfen helfen, an die regelmässige Einnahme zu denken. Kleben Sie sich Zettel an die Tür, legen Sie die Tablettenschachtel gut sichtbar auf den Tisch oder lassen Sie sich von Ihrem Handy oder Computer automatisch an die Einnahme erinnern. 


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