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Autismus oder ADHS? Unterschiede und Gemeinsamkeiten

ADHS gehört genauso wie Autismus zu den Neurodivergenzen. In beiden Fällen funktioniert das Gehirn anders als bei neurotypischen Menschen. Doch worin unterscheiden sich Autismus und ADHS? Und was passiert, wenn beide Störungen vorhanden sind?

Foto eines Schachbrettes, auf dem weisse und schwarze Schachfiguren zu sehen sind. | © pexels

Autismus und ADHS ähneln sich in vielen Dingen, unterscheiden sich aber auch in mindestens genauso vielen voneinander. (pexels)

In diesem Artikel lesen Sie mehr über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Autismus und ADHS und erfahren, warum eine professionelle Diagnose so wichtig ist.

Autismus oder ADHS: Ein Kurzüberblick

Um nicht nur die Gemeinsamkeiten, sondern auch die Unterschiede der beiden Neurodivergenzen zu verstehen, wollen wir Ihnen einen Kurzüberblick über die Symptome der Autismus-Spektrum-Störung und der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) geben.

ADHS

Symptome und deren Intensität verändern sich meist mit dem Alter, können also bei Kindern und Jugendlichen, Erwachsenen und Senior:innen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Gemäss Fachpersonen kommen folgende Kernsymptome in jedem Alter vor:

  • Aufmerksamkeitsstörung (Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, leichte Ablenkbarkeit durch die Umgebung oder eigene Gedanken, Probleme, länger an einer Sache zu bleiben)

  • Hyperaktivität (erhöhter Bewegungsdrang, innere Unruhe, Unfähigkeit, länger stillzusitzen oder sich zu entspannen)

  • Impulsivität (überstürztes Handeln, ohne über die Konsequenzen nachzudenken, Wutausbrüche, Risikofreudigkeit)

Weiter können die folgenden Nebensymptome darüber Aufschluss geben, ob jemand von ADHS betroffen ist oder nicht:

  • Schnelle Stimmungswechsel

  • Leichte Reizbarkeit

  • Verminderte Stresstoleranz

  • Desorganisation

  • Vergesslichkeit

Autismus

Bei Autismus treten die folgenden, auf die erschwerte Verarbeitung von Umweltreizen zurückzuführenden Hauptsymptome auf:

  • Gestörte soziale Interaktion: Unsicherheit im Umgang mit anderen Menschen, auch, weil sich Betroffene oft «nicht zugehörig» fühlen und/oder die Mimik des Gegenübers nicht lesen können.
  • Beeinträchtigte Kommunikation und Sprache: Probleme damit, Gefühle und Bedürfnisse konkret zu benennen und/oder einem Gespräch in normalem Tempo zu folgen.
  • Wiederholte, stereotype Verhaltensweisen: Auch bekannt als «Stimming» (Self-stimulating behavior), also das Bedürfnis, sich zum Beispiel durch Händeflattern, Wippen oder Zählen selbst zu beruhigen. Den meisten dürfte das nicht fremd sein, haben wir doch als Babys am Daumen gelutscht, wenn wir nicht einschlafen konnten.
Eine Grafik von zwei Personen, die Tauziehen. | © Stiftung MyHandicap / EnableMe Betroffene von Autismus und ADHS fühlen sich aufgrund der Unterschiede oft, als würde in ihrem Innern ein Tauziehen stattfinden. (Stiftung MyHandicap / EnableMe)

Darin ähneln und unterscheiden sich Autismus und ADHS

ADHS und Autismus sind beides Entwicklungsstörungen, die seit der Kindheit bestehen. Die von ADHS und Autismus ist sehr hoch, und es gibt Symptome, die sich überschneiden.

Gemeinsamkeiten

  • Unaufmerksamkeit: Sowohl bei ADHS als auch bei Autismus-Spektrum-Störungen können Unaufmerksamkeit und Konzentrationsprobleme auftreten.
  • Schwer steuerbares Verhalten: Beide Störungen können zu impulsivem oder unpassendem Verhalten führen.
  • Probleme in Beziehungen: Menschen mit ADHS und Autist:innen haben oft Schwierigkeiten, stabile Freundschaften aufzubauen und aufrechtzuerhalten.

Unterschiede

  • Soziale Schwierigkeiten: Sowohl ADHSler:innen als auch Autist:innen können Probleme mit zwischenmenschlichen Beziehungen haben, jedoch aus unterschiedlichen Gründen. So ziehen sich Menschen mit ASS zurück, weil sie ein vermindertes soziales Interesse haben und/oder weil sie soziale Normen nicht nachvollziehen können. Menschen mit ADHS hingegen stossen oft aufgrund ihrer Impulsivität auf Ablehnung.
  • Unstrukturiertheit: Menschen mit der Aufmerksamkeitsdefizit- / Hyperaktivitätsstörung können Probleme damit haben, Routinen zu folgen. Ganz im Gegensatz zu Autist:innen, denen feste Strukturen und Abläufe wichtig sind.
  • Ruhelosigkeit: Bei ADHS liegt die Ruhelosigkeit an der Hyperaktivität. Autist:innen hingegen neigen zu repetitiven Bewegungen als Beruhigung.
  • Stimmungsschwankungen: Menschen mit ADHS wechseln manchmal aufgrund ihrer Impulsivität schnell die Stimmung, was bei Menschen im Autismus-Spektrum eher selten der Fall ist. Dies erklärt auch, warum ADHSler:innen dafür bekannt sind, häufig ihre Hobbys zu wechseln, Autist:innen einem Spezialinteresse jedoch oft Jahrzehnte lang treu bleiben.

Autismus und ADHS besser verstehen

In unseren aktuellen Beiträgen erfahren Sie, wie sich ADHS bei Erwachsenen auswirkt und warum ADHS bei Frauen oft später erkannt wird. Im Beitrag «ADHS Medikamente: Wirkung & Nebenwirkungen» lesen Sie zudem mehr über Behandlungsmöglichkeiten, weitere wertvolle Tipps erhalten Sie im Artikel «ADHS: Behandlung und Strategien». 

Auch zum Thema Autismus finden Sie weiteren Lesestoff, unter anderem den Erfahrungsbericht «Ich bin Autistin – mein langer Weg zur Diagnose» sowie den Beitrag «Umgang mit Autisten: was gilt es zu beachten?»

Autismus oder ADHS oder beides?

Überschneidungen, Kombinationen und Mischformen von ADHS und einer Autismus-Spektrum- Störung sind sehr häufig, werden aber nicht immer erkannt, weil sich die Symptome teilweise ausgleichen. Deshalb ist eine professionelle, differenzierte Diagnostik erforderlich. Wichtig dabei ist, dass die Symptome beider Neurodivergenzen bereits seit der Kindheit bestehen und in mehreren Lebensbereichen auftreten. Das Vorkommen beider Neurodivergenzen kann zu einem inneren Konflikt führen, der belastend und frustrierend sein kann. Umso wichtiger ist es, sich zeitnah professionelle Hilfe zu holen, um die Lebensqualität durch eine passende Behandlung zu steigern und Folgeerkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen zu vermeiden.


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