
Depression – Die Bedeutung von Antidepressiva
Menschen mit Depressionen sind in einer Endlosschleife von negativen Gefühlen gefangen. Dabei wünschen sie sich nichts mehr, als sich wieder «normal» zu fühlen. – Doch was ist normal? Und wie können Medikamente helfen?
«Normal» bedeutet, in der Lage zu sein, das gesamte Spektrum menschlicher Emotionen zu empfinden. Stattdessen sind Menschen mit Depression in einer düsteren Stimmungslage gefangen, aus der sie alleine nicht wieder herausfinden.
Botenstoffe aus dem Gleichgewicht
Eine Depression verursacht keine blauen Flecken wie ein Bluterguss, aber auch sie entsteht aufgrund krankhafter Veränderungen im Körper. Genauer gesagt im Gehirn, wo Botenstoffe wie Serotonin und Noradrenalin für ein gesundes Gefühlsleben sorgen. Gerät deren Gleichgewicht aus dem Lot, kommt es zur Depression. Ein möglicher Auslöser dafür ist chronischer Stress, wobei hier nicht nur der Stress bei der Arbeit, sondern jegliche Form von Dauerbelastung zählt, sei es z. B. durch chronische Krankheiten, finanzielle Sorgen, Beziehungsprobleme oder den Verlust des Partners. Normalerweise kann sich das Gehirn vor dem Stresshormon schützen. Bei Dauerbelastung versagen diese Schutzmechanismen jedoch, und es kommt zu hormonellen Störungen im Gehirn. Die Behandlung mit Antidepressiva zielt nun darauf ab, die Aktivität dieser Botenstoffe wieder zu normalisieren.

Eine Depression verursacht keine blauen Flecken wie ein Bluterguss, aber auch sie entsteht aufgrund krankhafter Veränderung im Körper. (Foto: Pixabay)
Hemmung der Wiederaufnahme
Nachdem Neurotransmitter an die Rezeptoren des postsynaptischen Neurons «angedockt» und ihre Aufgabe der Signalübertragung erledigt haben, werden die Überträgersubstanzen wieder in das präsynaptische Neuron zurücktransportiert. Man nennt diesen Mechanismus Wiederaufnahme (Reuptake).
Bestimmte Wirkstoffe, sogenannte Reuptake-Inhibitoren bzw. Wiederaufnahme-Hemmer, können nun jenes Transportmolekül, das die Rückführung der Neurotransmitter bewerkstelligt, blockieren. Dadurch wird den Neurotransmittern der Weg zurück quasi versperrt. Sie verbleiben folglich länger im synaptischen Spalt und können gewünschte Signale mehrfach übertragen. Die Wirkung der meisten älteren wie auch neueren Antidepressiva beruht auf der Hemmung der Wiederaufnahme.
Steigerung der Ausschüttung
Normalerweise registriert das präsynaptische Neuron über bestimmte Rezeptoren, ob es bereits ausreichend Neurotransmitter ausgeschüttet hat. Blockieren Medikamente diese Rezeptoren, wird die Ausschüttung nicht gestoppt – und die Neurotransmitter «überschwemmen» gleichsam den synaptischen Spalt.
Hemmung des Abbaus
Im normalen Hirnstoffwechsel stehen Bildung und Abbau von Neurotransmittern zueinander im Gleichgewicht. Am Abbau sind bestimmte Enzyme beteiligt. Werden diese durch Medikamente gehemmt, werden mehr Überträgersubstanzen gebildet als abgebaut und ihre Konzentration steigt in der Folge an. Die sogenannten MAO-Hemmer beruhen auf diesem Wirkprinzip.

Ältere Menschen und Frauen in der Schwangerschaft sollten Antidepressiva nur mit Vorsicht einnehmen. (Foto: Unsplash)
Therapie bei älteren Menschen
Gerade bei älteren Menschen ist oftmals eine dauerhafte Behandlung depressiver Episoden notwendig. Hierbei muss darauf geachtet werden, dass in diesem Alter häufig bestehende Grunderkrankungen (z.B. COPD oder koronare Herzerkrankung) durch Antidepressiva nicht negativ beeinflusst werden. Auch der veränderte Abbau von Medikamenten bei älteren Menschen sowie etwaige Wechselwirkungen mit anderen verordneten Arzneimitteln müssen berücksichtigt werden.
Behandlung in der Schwangerschaft
Die Einnahme von Antidepressiva in der Schwangerschaft sollte mit dem ärztlichen Fachpersonal abgeklärt werden. Studien zeigen unter der Einnahme von SSRI keine erhöhte Missbildungsrate, allerdings belegen neuere Studien ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten.
Oft ist die Medikamenteneinnahme nicht die alleinige Therapie, denn man darf nicht vergessen, dass die Medikamente nur als sogenannte «Krücke» dienen. Denn die eigentlichen Probleme, die die Depressionen verursacht haben, können sie nicht lösen. Hier bleibt es unverzichtbar, auf die Psychotherapie zurückzugreifen und für sich selbst, sofern möglich, zu sorgen.
Wichtig ist, dass man die Depression als Krankheit akzeptiert und sich Hilfe aus seinem Umfeld holt. Ernährungsumstellung, Bewegung und Unterstützung aus der Komplementärmedizin haben schon so manche «Wunder» bewirkt.

Erfahren Sie mehr über die Wirkmechanismen von Antidepressiva. (Foto: Unsplash)