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Barrierefreie Wohnung: «Rollstuhlfahrer brauchen ein Zimmer mehr»

Urs Schnyder und Susanne Gilli aus Münchenbuchsee bei Bern leben und arbeiten vollkommen selbstständig. Dies Dank einer angepassten Wohnung und gut erschlossenen öffentlichen Verkehrswegen.

Foto von zwei offenen, weissen Türen in einer Wohnung. | © unsplash

Rollstuhlfahrer:innen brauchen mehr Platz in ihrer Wohnung. (unsplash)

Urs Schnyder und Susanne Gilli hatten Glück. So konnten sie bereits bei der Planung ihrer Mietwohnung mitwirken, dies aber auch nur durch ständiges Nachfragen beim Besitzer. Aufmerksam wurden sie, als sie hörten, dass die Suva in Münchenbuchsee (Kanton Bern) Häuser baue. Da müsse doch eine rollstuhlgängige Wohnung drin liegen, dachte sich Urs Schnyder und meldete sich direkt bei der Suva mit seinem Anliegen. Mit Erfolg! Das Paar, das ganz unterschiedliche Bedürfnisse hat, bewohnt heute eine geräumige 4.5-Zimmer-Wohnung, die speziell für sie eingerichtet ist.

Haltegriffe und Deckenlift

Susanne lebt mit einer schweren Gehbehinderung, die teilweise Gleichgewichtsstörungen mit sich bringt. Bei wichtigen Verkehrswegen innerhalb der Wohnung – so etwa zwischen Schlafzimmer und dem angrenzenden Badezimmer – sind daher an der Wand Haltegriffe angebracht, damit sich Susanne abstützen kann, wenn sie nachts auf die Toilette muss. Ansonsten bewegt sie sich auch in der Wohnung mit einem Rollator. Damit die Bewegungsfreiheit gewährleistet ist, muss die Wohnung gross genug sein. «Rollstuhlfahrer brauchen grundsätzlich ein Zimmer mehr und können weniger Möbel in die Wohnung stellen», erklärt Urs Schnyder. 

Urs Schnyder ist wegen einer fortschreitenden Muskeldystrophie seit einigen Jahren auf den Elektrorollstuhl angewiesen. Die Breite der Türen habe von Anfang an schon gestimmt, auch seien seit Beginn keine Schwellen in der Wohnung geplant gewesen. Damit er aber ins Freie gelangt, musste der Boden des Balkons leicht erhöht werden. Dies, weil der Absatz sonst zu hoch gewesen wäre. Für ihn wurden aber noch andere Anpassungen vorgenommen. Der grösste Aufwand war wohl der Deckenlift im Badezimmer. Damit kann er jeden Punkt innerhalb des geräumigen Badezimmers anfahren, inklusive Badewanne und WC. «Falls ich es einmal brauche, könnte der Deckenlift bis ins Schlafzimmer herübergezogen werden», sagt Urs Schnyder. In der Küche wurde für ihn zudem der Schüttstein unterfahrbar gemacht, die Höhe der Arbeitsflächen in der Küche aber ist Standard, was für ihn kein grosses Hindernis darstellt. Da er wenig Kraft in den Armen hat, wurden beim Zugang zur Wohnung ausserdem an vier Türen elektrische Öffner angebracht. Der Lift im Treppenhaus ist von Anfang an geplant gewesen, und auch genug gross für seinen breiten Rollstuhl.

ÖV schafft Mobilität

Urs Schnyder und Susanne Gilli arbeiten tagsüber in einem Teilzeitpensum. Beide benutzen dazu hauptsächlich den öffentlichen Verkehr, Susanne von Zeit zu Zeit das Behindertentaxi. Dies aber eher selten, seit die Preise gestiegen sind. Susanne ist Büroangestellte und arbeitet ganz in der Nähe von Münchenbuchsee. Der gelernte Typograf Urs Schnyder hat einen weiteren Weg. So fährt er drei Mal in der Woche nach Olten zu einer Behindertenorganisation, wo er die Wohnungsvermittlung betreut. Daneben ist er von zuhause aus als Webmaster tätig. Die Fahrt mit der Bahn ist für ihn mit keinen Problemen verbunden. Der Bahnhof in Münchenbuchsee ist mit einem Hochperron ausgestattet und in Bern hilft das Servicepersonal in den Intercity, wenn er sich rechtzeitig anmeldet. 


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