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Eine barrierefreie Mietwohnung finden: Tipps

Entgegen der Meinung vieler können auch Menschen mit Behinderungen selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben. Wie Sie eine geeignete Mietwohnung finden, die Ihren Ansprüchen an Barrierefreiheit gerecht wird und worauf Sie ausserdem achten müssen, erfahren Sie hier.

Foto einer Frau im Rollstuhl, die einen Laptop auf dem Schoss hat und resigniert an der Wand lehnt. | © pexels

Die Suche nach einer hindernisfreien Wohnung in der Schweiz kann eine Herausforderung sein, gestaltet sich aber mit der richtigen Vorbereitung wesentlich angenehmer. (pexels)

Obwohl die Schweiz 2014 die UNO-BRK ratifiziert hat, gilt der Aufenthalt in einem Wohnheim oder einer Tagesstätte noch immer als einzige oder auch «einfachste» Wohnform für Menschen mit Behinderungen. Das ist aber längst nicht mehr so. Viele Menschen mit Behinderungen und/oder chronische Krankheiten haben das Bedürfnis, in einer eigenen Mietwohnung zu leben. Die folgenden Tipps helfen Ihnen bei der Suche.

Mietwohnung suchen

Mittlerweile kann auf den gängigen Portalen wie ImmoScout24 oder Homegate ein Filter für die Suche nach hindernisfreien oder rollstuhlgängigen Wohnungen gesetzt werden, sodass wirklich nur geeignete Mietobjekte erscheinen. Dennoch kann es von Vorteil sein, über Plattformen zu suchen, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen spezialisiert sind. So bietet zum Beispiel Procap eine Wohnungsbörse an, wo ausschliesslich Mietwohnungen zu finden sind, die an die sechs Minialanforderungen für rollstuhlgängige Wohnungen angepasst sind. Bei der Suche nach einer neuen Bleibe empfiehlt es sich sowieso, über den Tellerrand hinauszuschauen. Anstatt also lediglich im Internet zu suchen, könnten Sie zum Beispiel Zeitungen oder Magazine nach passenden Angeboten durchforsten oder Bekannte fragen. Auch auf Social Media sind mittlerweile einige Wohnungsinserate zu finden, unter anderem im Facebook integrierten Marketplace oder in speziellen Gruppen. Im direkten Kontakt mit Vermieter:innen oder der Verwaltung ist es für Menschen mit Behinderungen wichtig, ihre Bedürfnisse an die Wohnung klar zu kommunizieren. Lassen Sie sich nicht abschrecken und stellen Sie bereits vor der Besichtigung Fragen zum Mietobjekt. Dies kann den Prozess der Wohnungssuche effizienter gestalten und mögliche Enttäuschungen vermeiden. 

Mietwohnungen: Die Umgebung zählt

Wenn Sie auf Wohnungssuche sind, wissen Sie vielleicht bereits, wohin es Sie verschlägt. Dennoch gilt es einige Fragen zu beantworten, bevor Sie mit der tatsächlichen Suche beginnen. Denn ebenso wichtig wie Preis, Grösse und Ausstattung können für Senior:innen sowie Menschen mit Behinderungen und/oder Krankheiten die folgenden Punkte sein:

  • Sind wichtige Orte wie Supermärkte, Arztpraxen oder Fitnesscenter fussläufig, mit dem Rollstuhl oder den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar und barrierefrei gestaltet?
  • Befinden sich bei Bedarf barrierefreie Bahnhöfe oder Bushaltestellen in der Nähe?
  • Ist der öffentliche Verkehrt gut ausgebaut, fährt also regelmässig und ist für Rollstuhlfahrer:innen geeignet?
  • Befinden sich Grünflächen oder sonstige Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung in der Nähe?
  • Sind Schulen, Kitas etc. gut erreichbar?

Auch, ob es Sie eher aufs Land verschlägt oder Sie die Stadt bevorzugen, sollten Sie bei der Suche berücksichtigen. Denn sowohl das Dorfleben als auch das Wohnen in der Stadt hat Vor- und Nachteile. So sind die Mieten auf dem Land zwar häufig günstiger, dafür ist die Auswahl an barrierefreien Mietwohnungen kleiner als in der Stadt. Dafür sind öV und Infrastruktur in Grossstädten oftmals besser ausgebaut. Wie auch immer Sie sich entscheiden: wichtig ist, dass Sie sich das Leben, so wie Sie es jetzt führen, auch am neuen Wohnort gut vorstellen können.

Finanzierung

In den meisten Kantonen erhalten Menschen mit Behinderungen im Bereich Wohnen nur dann finanzielle Unterstützung, wenn sie in einer Institution wie einem Heim leben (sogenannte Objektfinanzierung). Dies könnte sich jedoch bald ändern, ist in einigen Kantonen doch die Umsetzung der Subjektfinanzierung auf dem Vormarsch. Im Gegensatz zur Objektfinanzierung wird dieser Beitrag direkt an Betroffenen bezahlt und gibt ihnen die Möglichkeit, den Zuschuss selbstständig für Leistungen von Organisationen oder Privatpersonen einzusetzen, die sie aufgrund ihrer Behinderung und/oder chronischen Krankheit benötigen. In unserem aktuellen Beitrag «Subjektfinanzierung: selbstbestimmt wohnen mit Behinderung» lesen Sie mehr zum Thema.

Die Besichtigung

Wenn Sie alle obigen Punkte geklärt und sich für einen Wohnort entschieden haben, kann es auch schon losgehen! Bewerben Sie sich auf passende Mietwohnungen, die in Ihrem Budget liegen (Faustregel: nicht mehr als ein Drittel Ihres monatlichen Nettoeinkommens) und nehmen Sie unbedingt die Möglichkeit zur Besichtigung wahr. Auf die folgenden Punkte sollten Sie während der Besichtigung achten:

  • Entspricht die Wohnung der Norm SIA 500 «Hindernisfreie Bauten»?
  • Stimmt die Anzahl der Zimmer und die Ausstattung mit den Angaben im Wohnungsinserat überein?
  • Ist die Mietwohnung in einem guten Zustand?
  • Wurden Fenster und Türen kürzlich erneuert?
  • Passen Ihre Möbel in die Räume?
  • Gibt es Lärm- oder Geruchsquellen?
  • Ist Stauraum, zum Beispiel in Form von Einbauschränken, vorhanden?
  • Sind auch Gemeinschaftsräume wie Waschküche und Keller hindernisfrei?
  • Wie ist der Handyempfang?
  • Sind Haustiere erlaubt?

Der letzte Punkt ist vor allem für Menschen wichtig, die einen Assistenzhund halten. Zwar darf ein Vermieter gemäss der Schweizer Fach- und Ausbildungsstelle für Assistenzhunde, SwissHelpDogs, kein Verbot aussprechen, wenn Sie nachweislich auf einen Assistenzhund angewiesen sind. Um Streitigkeiten zu vermeiden, ist es jedoch sinnvoll, solche Punkte vorab zu klären. Ausserdem sollten Sie sich frühzeitig darüber informieren, ob allenfalls Renovierungsarbeiten an der Mietwohnung vorgenommen werden dürfen, gerade, wenn diese nicht vollumfänglich hindernisfrei ist. Wenn für Sie alles stimmt, Sie sich wohlfühlen und auch von der Verwaltung einen guten Eindruck haben, gilt es, sich so schnell wie möglich zu bewerben.

Für eine Mietwohnung bewerben

Das Bewerbungsformular erhalten Sie in der Regel direkt bei der Besichtigung. Füllen Sie dieses gewissenhaft und sauber aus und vergessen Sie nicht, einen Betreibungsregisterauszug anzuhängen. Diesen bestellen Sie entweder persönlich beim Betreibungsamt Ihres Wohnortes oder ganz bequem online. Wenn Sie positiv auffallen möchten, können Sie zusätzlich ein kurzes Anschreiben sowie ein Empfehlungsschreiben ihres jetzigen Vermieters beilegen. Dies selbstverständlich nur, wenn Sie ein gutes Verhältnis hatten und Ihre Chancen auf die Wohnung dadurch steigen. Tipps für die perfekte Wohnungsbewerbung finden Sie zum Beispiel auf der folgenden Homepage.


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