Mit der warmen Jahreszeit und der grossen Lust auf Freitzeitaktivitäten in der freien Natur steigt auch die Möglichkeit von Zeckenstichen. Diese können eine nicht zu unterschätzende Gefahr bedeuten.
So sicher wie der Frühling kommt auch jedes Jahr die Angst der Menschen, von einer Zecke gestochen – oder umgangssprachlich «gebissen» – zu werden. Weltweit gibt es mehr als 800 Zeckenarten, wobei in der Schweiz der sogenannte Holzbock am häufigsten vorkommt.
Zecken sind in etwa so gross wie ein Stecknadelkopf und stammen aus der Familie der Spinnentiere. Sie gelten als extrem anpassungsfähig und halten sich in gemässigten Klimazonen bis in Höhen von ca. 1500 Metern über Meer auf.
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Zecken fallen nicht von Bäumen
Bevorzugter Lebensraum der kleinen Blutsauger sind mittelgradig feuchte Stellen in Laub- und Mischwäldern mit üppigem Unterholz. Dies sind insbesondere verstrauchte und vergraste Waldränder, Waldlichtungen und Waldwege, sowie Hecken und hohes Gras- und Buschland.
In regelmässig gepflegten Hausgärten und städtischen Parkanlagen, welche nicht in Waldnähe liegen, sowie in reinen Nadelholzwäldern sind Zecken selten. Zecken sitzen auf niedrig wachsenden Pflanzen (bis maximal 1,5 m), warten auf einen vorübergehenden Wirt und lassen sich von diesem abstreifen. Zecken fallen also nicht von Bäumen.
Eine nicht zu unterschätzende Gefahr
Sticht eine Zecke zu, ist sie eine nicht zu unterschätzende Gefahr. Denn Zecken können Träger des FSME-Virus’ sein, das eine Hirnhautentzündung verursachen kann, die sogenannte Frühsommer-Meningoenzephalitis. Sieben bis vierzehn Tage nach einem Stich einer infizierten Zecke kann es zu einer ersten Krankheitsphase mit grippeartigen Symptomen kommen. Bei einem Grossteil der Betroffenen treten jedoch keine Krankheitszeichen auf.
Bei fünf bis fünfzehn Prozent der Erkrankten kommt es nach einem beschwerdefreien Zeitraum zu einem zweiten Schub und dem Befall des zentralen Nervensystems mit Symptomen wie Kopfschmerzen, Lichtscheu, Schwindel sowie Konzentrations- und Gehstörungen. Diese können Wochen oder Monate andauern. Bei einem Teil der Betroffenen können Lähmungen der Arme, Beine oder Gesichtsnerven auftreten und zu bleibenden Behinderungen führen. In circa einem Prozent der Fälle führt die Krankheit zum Tod. Eine ursächliche Behandlung der FSME ist nicht möglich, lediglich die Bekämpfung der Symptome.
Doch damit nicht genug: Weit mehr Zecken sind nämlich mit dem Bakterium Borrelia burgdorferi infiziert, tragen also die Borreliose in sich. Die Borrelioseerkrankung zeigt ein sehr vielseitiges Erscheinungsbild. Neben der Haut können Nervensystem, Bewegungsapparat und Herz betroffen sein. Werden diese Erkrankungen nicht rechtzeitig erkannt und mit Antibiotika behandelt, können chronische Schädigungen wie Arthrosen, Hautatrophien oder Persönlichkeitsveränderungen zurückbleiben.
Zeckenimpfung schützt nicht gegen Borreliose
Gegen die FSME existiert ein Impfschutz, der von den Gesundheitsbehörden allen Personen über sechs Jahren empfohlen wird, die in einem Risikogebiet wohnen oder sich zeitweise dort aufhalten, wie beispielsweise Waldarbeiter, Forstpersonal, Orientierungsläufer, Pilzsammler, Lagerteilnehmer etc. Sicherer Schutz vor Erkrankung ist erst nach drei Impfungen zu erwarten.
Nach der Erstimpfung erfolgt zwei bis zwölf Wochen später die Zweitimpfung. Die dritte Impfung gibt es neun bis zwölf Monate nach der zweiten. Alternativ für Eilige kann die Impfung bereits sieben und 21 Tage nach der Erstimpfung wiederholt werden. Soll der Impfschutz aufrecht erhalten werden, muss alle drei bis fünf Jahre eine Auffrischungs-impfung erfolgen. Die Zeckenimpfung bietet guten Schutz gegen FSME, jedoch nicht gegen Borreliose. Für Borreliose gibt es derzeit noch keine Impfung.
Borreliose-Infektionen häufiger
Die Impfung wird von den Gesundheitsbehörden einheitlich empfohlen. Wie bei vielen anderen Impfungen sind aber auch hier genügend Skeptiker zu finden, die propagieren, die Pharmaindustrie werfe alljährlich ihre Marketingmaschine an und wolle in erster Linie Geld verdienen. Ob man sich impfen lassen will, bleibt letztlich jeder und jedem selbst überlassen.
Tatsache ist aber, dass die Chance, an Borreliose – gegen die es keine Impfung gibt – zu erkranken, um ein vielfaches höher ist, als sich mit FSME zu infizieren. In der Schweiz sind je nach Waldgebiet zwischen fünf und 50 Prozent der Zecken mit dem Erreger der Borreliose und nur gerade ein halbes bis drei Prozent mit dem Virus der Meningoenzephalitis infiziert.
Vorbeugende Massnahmen gegen Zeckenstiche treffen
So oder so ist es wichtig, andere vorbeugende Massnahmen zu treffen. Am sichersten ist es, den Aufenthalt im hohen Gras oder Unterholz zu meiden. Ist dies nicht möglich, empfiehlt es sich, geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und langen Hosen zu tragen. Da Zecken hauptsächlich im Unterholz und an Gräsern sitzen, ist es sinnvoll, die Socken über die Hosenbeine zu ziehen. Helle Kleidung ist günstiger als dunkle, da man Zecken darauf gut erkennen und noch vor einem Stich entfernen kann.
Nach einem Besuch im Freien in einem Zeckengebiet sollte der ganze Körper nach Zecken abgesucht werden. Zecken suchen sich erst eine geeignete Stelle bevor sie stechen und krabbeln meist eine zeitlang am Körper entlang. Sie bevorzugen dünne und warme Hautstellen, deshalb sollte man sich unter den Armen, in den Kniekehlen, am Hals, auf dem Kopf und im Genitalbereich besonders gründlich auf Zecken untersuchen. Insekten-abweisende Mittel helfen zumindest eine Weile, aber auch sie stellen keinesfalls einen sicheren Schutz dar.
Zecke vorsichtig entfernen
Ist man trotz aller Vorsichtsmassnahmen von einer Zecke gestochen worden, gilt es diese so schnell wie möglich zu entfernen. Mittlerweile hat fast jeder einen Geheimtipp zur Zeckenentfernung auf Lager, doch meist schaden Methoden wie Betröpfeln mit Öl, Abbrennen oder Drehen mehr als sie nützen.
Am besten werden Zecken mit einer feinen Pinzette entfernt. Dabei ist darauf zu achten, dass der Zeckenkörper nicht gequetscht wird, da sonst infizierter Speichel in den menschlichen Organismus gelangen kann. Bei Unsicherheiten empfiehlt es sich, eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.