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Trainingshandschuh für Schlaganfallpatienten

Trainingshandschuh für Schlaganfallpatienten

Passive Stimulation verbessert Tastsinn und Motorik.

Tastsinn und Motorik verbessern, ohne aktiv zu trainieren – das funktioniert tatsächlich. Neurowissenschaftler der Ruhr-Universität haben einen Handschuh entwickelt, der über schwache Stromimpulse die Nervenfasern stimuliert, die von den Händen ins Gehirn ziehen.
Durch regelmässige Anwendung dieser passiven Stimulation verbessert sich nicht nur die Wahrnehmung von Berührungsreizen, sondern auch die Willkürmotorik, zum Beispiel das Greifen. Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum behandelten damit erfolgreich eine Reihe von Menschen, die an den Folgen eines Schlaganfalls litten.
Nicht nur Übung macht den Meister
Der Königsweg, um sich neue Fertigkeiten anzueignen, lautet üben, üben, üben. Regelmässig ein Instrument zu spielen oder Blindenschrift zu lesen trainiert Motorik oder Tastsinn – und bewirkt Veränderungen im Gehirn. Der Teil der Grosshirnrinde, der den Handbereich repräsentiert, vergrössert sich durch das Training.
Den gleichen Effekt erzielten die RUB-Wissenschaftler aber auch durch passive Stimulation. Wenn sie die Finger der Probanden wiederholt mit einem bestimmten zeitlichen Muster reizten, vergrösserten sich die zugehörigen kortikalen Karten. Gleichzeitig verbesserte sich der Tastsinn an den stimulierten Fingern. Von dem gleichen Effekt können auch Menschen mit Hirnschädigungen profitieren, zum Beispiel Schlaganfallpatienten.
Passive Stimulation mindert Beeinträchtigungen von Schlaganfallpatienten
Probleme mit Tastsinn und Motorik gehören zu den häufigsten Folgen eines Schlaganfalls. In Kooperation mit verschiedenen Reha-Kliniken testeten die RUB-Forscher die passive Stimulation als Behandlungsoption – an 50 Patienten kurz nach dem Schlaganfall und an sieben chronischen Patienten unter Langzeitbedingungen. Sie massen zum Beispiel die Sensibilität des Tastsinns sowie die Propriozeption, also die Wahrnehmung des eigenen Körpers.
Mit standardisierten Testbatterien erfassten sie zusätzlich alltagsrelevante Situationen: etwa kleine Gegenstände aufheben, eine Fütterbewegung nachmachen oder Objekte stapeln. In fast allen Fällen verbesserte sich die Leistung deutlich, auch wenn die Beeinträchtigungen durch die passive Stimulation nicht vollständig zurückgehen.
Leichte Anwendung im Alltag
Die sieben chronischen Patienten wandten die repetitive Stimulation regelmässig zu Hause an, 45 bis 60 Minuten pro Tag, fünf Tage pro Woche, länger als ein Jahr. Ein Vorteil: Die passive Stimulation erfordert keine aktive Teilnahme oder besondere Aufmerksamkeit; sie kann während anderer Tätigkeiten – beim Spazieren gehen, Fernsehen oder Lesen – erfolgen. Elektrische Kontakte, die in Form von dünnen Fäden in das Material der Handschuhfinger eingewebt sind, senden kurze Stromimpulse. Die Stärke der Stimulation kann der Anwender selbst einstellen; sie sollte deutlich spürbar sein. Manche Nutzer beschreiben das Gefühl dabei als „Fingermassage“. Die Firma Bosana Medizintechnik vertreibt das patentierte Produkt. (RUB/MyHandicap/pg)