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Sehbehinderung in der Schweiz häufiger als bisher angenommen

Sehbehinderung in der Schweiz häufiger als bisher angenommen

Eine Studie des Schweizerischen Zentralvereins für das Blindenwesen SZB berechnet die aktuelle Zahl der blinden und sehbehinderten Menschen in der Schweiz auf über 300'000 Personen.

Eine Studie des Schweizerischen Zentralvereins für das Blindenwesen SZB berechnet die aktuelle Zahl der blinden und sehbehinderten Menschen in der Schweiz auf über 300'000 Personen. Laut Dachverband ist die Zahl der betroffenen Menschen fast viermal höher als bislang angegeben. Die Tendenz ist stark zunehmend, in den nächsten zwanzig Jahren werden es, allein durch demografische Aspekte, noch mehr.
Bislang wurde die Anzahl Menschen, die in der Schweiz mit einer Sehbehinderung leben mit 80'000 bis 100'000 angegeben. Diese Berechnung stammte aus den späten 1990er Jahren und stützte sich auf Umrechnungen aus amerikanischen Studien. Seitdem hat sich die Datenlage für die Schweiz stark verändert. Die neu vorliegende Untersuchung, die in der Publikation „Sehbehinderung und Blindheit: Entwicklung in der Schweiz“ veröffentlicht wurde, berücksichtigt alle vorliegenden schweizerischen Statistiken und zieht zur Kontrolle fast zwanzig aktuelle Studien aus dem In- und Ausland bei.
Alle neueren Forschungen weisen darauf hin, dass Sehbehinderungen im Alter viel häufiger vorkommen als bisher angenommen. Vor allem die  Personen, die erst im AHV-Alter eine Sehschädigung erfahren haben, wurden lange nicht erfasst; ebenso viele Migrantinnen und Migranten. Studien des SZB belegen aber auch ein unerwartet hohes Aufkommen von Sehbehinderungen bei geistig behinderten Menschen.
Mittleres Erwachsenenalter stark betroffen
Die Sehbehinderungen in der Schweiz sind im Lebenslauf der Menschen sehr unterschiedlich verteilt. Während weniger als ein halbes Prozent der Kinder sehbehindert ist, liegt der Anteil der sehbehinderten Menschen im höheren Alter bei mindestens zwanzig Prozent. In der siebten Lebensdekade sind bereits etwa sieben von hundert Personen sehbehindert. In der neunten Lebensdekade nimmt die Sehleistung aufgrund des Alterungsprozesses rapide ab – bei vielen so stark, dass sie trotz Seh- und Lesehilfe weder lesen noch Gesichter erkennen können. Fast die Hälfte der über Neunzigjährigen ist in ihrer Sehfunktion deutlich und dauerhaft eingeschränkt.
430'000 Betroffene in 2032
Nach den Berechnungen des SZB wird die Anzahl blinder und sehbehinderter Menschen in den nächsten Jahren nochmals kräftig ansteigen. Grund dafür sind die bevölkerungsreichen Jahrgänge der Nachkriegsjahre, die ins Renten- und danach ins höhere Alter eintreten werden. So prognostiziert der SZB im Jahr 2022 um die 400'000, und nochmals zehn Jahre später etwa 430'000 blinde und sehbehinderte Personen in der Schweiz. Nach ca. 2032 könnten die Zahlen sehbehinderter Menschen  wieder sinken; einerseits aus demographischen Gründen, andererseits weil bei einigen altersbedingten Sehschädigungen therapeutische Erfolge zu erwarten sind.
Zahlreiche Vorteile durch Früherkennung
Oft ist festzustellen, dass Sehbehinderungen über Jahre verneint oder kaschiert werden und zu Fehldiagnosen (wie beispielsweise eine beginnende Demenz) führen können. Eine frühzeitige Abklärung der Sinnesleistung, eine rehabilitative Beratung und eine frühzeitige Versorgung mit Hilfsmitteln tragen nicht nur zu einer verbesserten Lebensqualität der Betroffenen bei, sondern schützen auch vor Ausgrenzung aus dem sozialen Umfeld. Eine Früherkennung und kompetente Beratung können ausserdem dazu beitragen, dass Selbstständigkeit und Lebensqualität im Alter länger erhalten bleiben können. (SZB/MyHandicap/pg)