Assistenz und Pflege zu Hause

Viele Menschen mit Behinderung führen ein selbstständiges Leben mit einem eigenen Haushalt. Dennoch sind sie in ihrem Alltag auf gewisse Unterstützung angewiesen. Unweigerlich stellt sich die Frage, wie sich diese Assistenz organisieren und finanzieren lässt. In der gleichen Situation befinden sich auch Angehörige, welche Menschen mit einer Behinderung zu Hause pflegen.
Der Rechtsdienst der Behindertenorganisation Procap Schweiz informiert deshalb an Vorträgen und in den regionalen Procap-Beratungsstellen darüber, welche Lösungen und Leistungen zur Verfügung stehen und wie man vorgehen muss, um Unterstützungsbeiträge einfordern zu können.
Alternative zur Betreuung im Heim
Seit Anfang Jahr haben Menschen mit Behinderung, die selbstständig leben und wohnen, die Möglichkeit, für die Betreuung zu Hause den sogenannten «Assistenzbeitrag» zu beziehen. Diese finanzielle Leistung der IV macht es möglich, jemanden für eine bestimmte Anzahl Stunden anzustellen, um verschiedene Verrichtungen des Alltags oder gewisse pflegerische Leistungen ausführen zu lassen. Mit dem Assistenzbeitrag wurde eine wichtige Forderung der Behinderten-Selbsthilfe erfüllt, so dass nun eine gute Alternative zur Betreuung im Heim besteht.
Der Assistenzbeitrag ist aber so ausgestaltet, dass nicht in jedem Fall ein Anspruch darauf besteht. Zum Beispiel ist vorgeschrieben, dass die betreute Person als Arbeitgeberin der Pflegeperson auftreten muss und die Leistungen nicht von Spitex- oder anderen Pflegeorganisationen erbracht werden dürfen.

Probleme bei Pflege von Kindern
Bei der Pflege von Kindern ergeben sich zudem Probleme, weil Familienangehörige wie Eltern oder Grosseltern nicht angestellt und entschädigt werden dürfen. Oftmals müssen deshalb noch andere Finanzierungsquellen gesucht und geprüft werden, um für Betroffene eine optimale Betreuungssituation zu schaffen.
Die Assistenz und Pflege von Menschen mit Behinderung zu Hause zu fördern und so das selbstständige Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen, ist für den Selbsthilfeverband Procap ein zentrales Anliegen. Aus diesem Grund wird im Zusammenhang mit der Einführung des Assistenzbeitrages das Informations- und Beratungsangebot von Procap intensiviert und ausgebaut:
In verschiedenen Orten in der Deutschschweiz werden Vortragsveranstaltungen zum Thema « Leben zu Hause und Assistenz» durchgeführt, an welchen die Anwält/-innen von Procap aufzeigen, welche Leistungen zur Finanzierung der Assistenz und Pflege zur Verfügung stehen (Invalidenversicherung, Krankenkasse, Ergänzungsleistung etc.). Zudem wird direkt auf Fragen aus dem Publikum eingegangen. Die Informationsveranstaltung richtet sich primär an Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen. Die Veranstaltung steht aber auch Berufsleuten aus dem Sozialwesen sowie weiteren Interessierten offen.
Die Termine der Veranstaltungen werden in den Lokalmedien publiziert und sind unter www.procap.ch abrufbar.Für individuelle Beratung wenden sich Betroffene und Angehörige an die regionalen Procap-Beratungsstellen in der ganzen Schweiz.Ein neues, vierseitiges Procap-Merkblatt fasst die wichtigsten Punkte über die Leistungen zur Pflege zu Hause zusammen. Zudem gibt es ein neues Merkblatt der Dachorganisation der privaten Behindertenhilfe zum Assistenzbeitrag. Beide Publikationen können unter http://rechtsdienst.procap.ch in der Rubrik «Leben zu Hause» heruntergeladen oder bei Procap Schweiz in Olten bestellt werden.Um die Procap-Mitglieder bei Fragen zum Arbeitsrecht rund um den Assistenzbeitrag besser beraten zu können, steht ihnen neu eine unentgeltliche arbeitsrechtliche Hotline unter Tel. 062 206 88 66 zur Verfügung. Zudem können unter rechtsdienst@procap.ch auch Fragen per Mail gestellt werden.
(Procap/MyHandicap/pg)