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Waschzwang: Definition, Symptome, Ursachen

Der Waschzwang gehört zu den verbreitetsten Zwangshandlungen. Er ist eine der extremen Formen und kann sogar gesundheitliche Beeinträchtigungen hervorrufen.

Zwei Hände werden unter fliessendem Wasser aus einem modernen, silbernen Wasserhahn gehalten. Es scheint, als würde sich die Person gründlich die Hände waschen. Der Fokus liegt auf den Händen und dem Wasserhahn, der Hintergrund ist unscharf. | © unsplash

Ein Waschzwang kann ein minutenlanges Waschen der Hände, des Körpers oder auch der Kleidung bedeuten. (unsplash)

Zu den häufigsten psychischen Erkrankungen gehören die Zwangsstörungen. Sie sind gekennzeichnet von Zwangsgedanken und -handlungen. Dazu gehört auch der Waschzwang. Wodurch sich dieser äussert und warum der Ausbruch aus dem Teufelskreis so schwierig ist, lesen Sie in diesem Beitrag.

Waschzwang: Definition

Waschzwang ist eine Form der Zwangsstörung, bei der Betroffene unter der Angst leiden, sich durch die Berührung mit Objekten mit einer Krankheit anzustecken oder sich schmutzig zu machen. Die Angst vor Bakterien sowie Ekelgefühle sind gross. Die Betroffenen vermeiden es zum Beispiel, Türklinken mit der blossen Hand anzufassen oder anderen die Hand zu geben. Kommen sie dennoch in Kontakt mit einem gefürchteten Objekt, waschen sie wiederholt und gründlich ihre Hände, ihren ganzen Körper und manchmal sogar ihre Kleidung. Dabei folgen sie stets einem ganz bestimmten Ritual, das sie penibel einhalten. Ein einziger Fehlgriff reicht aus, um die unangenehmen Gedanken erneut auszulösen – die Zwangshandlung wird dann von Neuem in Gang gesetzt. Menschen mit Waschzwang ist bewusst, dass ihre Ängste übertrieben sind, und sie schämen sich daher für ihre Zwänge. Der Waschzwang nimmt häufig so viel Zeit in Anspruch, dass die Personen in ihrem beruflichen und sozialen Leben mehr oder weniger stark eingeschränkt sind. Waschzwänge treten am häufigsten im Alter von 18 bis 25 Jahren auf, vermehrt betroffen sind Schwangere oder frisch gebackene Mütter, doch auch Kinder können unter der Erkrankung leiden.

Waschzwang: Symptome

Wie sich ein Waschzwang äussert, kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Während sich die Zwangshandlungen bei einigen vorwiegend auf das Waschen der Hände beschränkt, fühlen andere den Drang, ihren ganzen Körper und/oder die Kleidung exzessiv zu reinigen. Weitere Symptome eines Waschzwangs können sein:

  • gezielte Vermeidung von Körperkontakt
  • permanente Gedanken rund um das Waschen
  • Vermeidung von Berührungen
  • Schaffen von Waschritualen
  • Panikgefühl, wenn Waschen nicht möglich ist 

Symptome bei Kindern

Ob ein Kind einen Waschzwang entwickelt, lässt sich nicht einfach mit «Ja» oder «Nein» beantworten. Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit und ein eigenes Empfinden von Sauberkeit. Wenn Sie sich als Elternteil fragen, ob Ihr Kind betroffen sein könnte, sollten Sie auf die folgenden Verhaltensweisen ein besonderes Augenmerk legen und gegebenenfalls eine Fachperson konsultieren.

  • Ihr Kind muss sich mehrmals täglich über mehrere Minuten die Hände waschen.
  • Das Waschen ist mit bestimmten Ritualen verbunden.
  • Ihr Kind leidet unter einer hohen Anspannung, wenn das Waschen gestört oder nicht beendet werden kann.
  • Ihr Kind kann erst nach Waschritualen essen oder das Haus verlassen.

Was löst einen Waschzwang aus?

Fachpersonen sind sich uneinig darüber, was die genaue Ursache für einen Waschzwang ist. Vermutet wird eine Kombination aus genetischen Faktoren, traumatischen Erlebnissen, eine ängstliche Persönlichkeit oder ungünstige Erziehungsmethoden. Psychische Erkrankungen oder Neurodivergenzen wie ADHS oder Autismus erhöhen die Wahrscheinlichkeit, an einer Zwangsstörung zu erkranken. Auch eine krankhafte und übersteigerte Angst vor Schmutz, Bakterien oder Viren, die sogenannte Mysophobie oder Ansteckungsangst, kann einen Waschzwang auslösen. 

Eine Grafik, in der der Waschzwang, der Ordnungszwang, der Zählzwang, der Sammelzwang und der Wiederholungszwang zeichnerist dargestellt sind. | © Stiftung MyHandicap / EnableMe Es gibt verschiedene Arten von Zwangsstörungen. (Stiftung MyHandicap / EnableMe)

Folgen des Waschzwangs

Neben der psychischen Belastung leidet auch die Haut der Betroffenen unter dem vermehrten Reinlichkeitsbedürfnis. Sie kann gereizt werden, jucken, wird spröde und es können sich Hautekzeme bilden. Weitere Auswirkungen der Zwangsstörung können sein: 

  • Vernachlässigung von Job, sozialen Beziehungen und Hobbys
  • Probleme in Beziehungen, wenn Partner:innen in die Rituale miteinbezogen werden
  • Schädigung des Immunsystems

Diagnose des Waschzwangs

Für die Erstellung einer Diagnose spielen verschiedene Faktoren eine Rolle. Fachpersonen bewerten in einem ersten Schritt die Schwere der Symptome und den Leidensdruck der Betroffenen. Auch, wie sehr die Zwangsgedanken und -handlungen den Alltag beeinträchtigen, spielt eine Rolle. Für eine Diagnose müssen daneben die folgenden Kriterien erfüllt sein:

  1. Die Zwangshandlungen- und Gedanken müssen mindestens zwei Wochen lang an den meisten Tagen aufgetreten sein.
  2. Zwänge müssen als quälend erlebt werden.
  3. Zwänge müssen den Alltag beeinträchtigen. 

Habe ich eine Zwangsstörung?

Der Zohar-Fineberg Obsessive-Compulsive Screen (ZF-OCS) kann erste Hinweise darauf geben, ob eine Zwangsstörung vorliegt. Wenn Sie eine oder mehrere der folgenden Fragen mit «Ja» beantworten können oder eine erhebliche Beeinträchtigung des Alltags erleben, liegt der Verdacht nahe, dass Sie an einer Zwangsstörung erkrankt sind und unbedingt eine Fachperson aufsuchen sollten.

Waschen und putzen Sie sehr viel?

Kontrollieren Sie sehr viel?

Haben Sie quälende Gedanken, die Sie loswerden möchten, aber nicht können?

Brauchen Sie für Alltagstätigkeiten sehr lange?

Machen Sie sich Gedanken um Ordnung und Symmetrie? 

Waschzwang - was tun?

Die Behandlung von Zwangsstörungen besteht meist aus psychotherapeutischer und medikamentöser Behandlung. Als sehr effektiv hat sich die kognitive Verhaltenstherapie erwiesen. Dazu gehört auch die Konfrontationstherapie, in der sich Betroffene mit der Unterstützung von Therapeut:innen bewusst Situationen aussetzen, die ihre Zwangshandlungen begünstigen. Personen mit einem Waschzwang fassen also zum Beispiel eine Türklinke an und versuchen danach, auf das exzessive Händewaschen zu verzichten. Dadurch lernen sie mit der Zeit, dass sie diese Situationen auch ohne ihr Reinigungsritual bewältigen können. Die Konfrontationstherapie ist bei vielen Zwangserkrankten erfolgreich, etwa 70 bis 80 Prozent der Patient:innen können ihre Zwänge so verringern.

Tipps bei Zwangshandlungen

Für Personen, die aufgrund mangelnder Therapieplätze oder aus anderen Gründen nicht sofort eine Fachperson aufsuchen können, haben wir einige Tipps zusammengestellt, die helfen können, den Leidensdruck zu verringern.

  • Lösen Sie sich vom Vermeidungsverhalten: Versuchen Sie, Situationen, die Ihnen Angst machen oder Unwohlsein bereiten, bewusst entgegenzutreten.
  • Tauschen Sie sich mit anderen aus: Sprechen Sie mit einer vertrauten Person über Ihre Krankheit oder besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe.
  • Legen Sie Regeln für Ihre Waschrituale fest: Vereinbaren Sie zum Beispiel mit sich selbst, dass Sie Ihre Hände nur einmal pro Stunde für zwanzig Sekunden waschen oder sich nur an bestimmten Tagen um die Wäsche kümmern.
  • Arbeiten Sie an Ihrem Immunsystem: Auch wenn ein Waschzwang nicht unbedingt bedeutet, dass Sie tatsächlich schneller krank werden, kann ein gesunder Lebensstil Sicherheit vermitteln. Gehen Sie regelmässig an die frische Luft und achten Sie auf eine ausgewogene Ernährung, um Ihre Abwehrkräfte zu stärken.

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