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Selbstmord: Warnsignale erkennen und rechtzeitig handeln

Jedes Jahr begehen in der Schweiz etwa tausend Menschen Suizid, was dreimal so viele Todesfälle sind, wie durch Verkehrsunfälle. Schätzungen zufolge unternehmen weitere 15'000 bis 20'000 Menschen einen Selbstmordversuch.

Im dunkeln leuchtet ein Leuchtturm. | © pixabay Egal, wie ausweglos eine Situation scheint, es gibt immer eine Lösung. (pixabay)

Es ist wichtig, die Warnsignale für eine Selbstmordgefährdung zu erkennen, sich zu informieren und sich helfen zu lassen, um Leben zu retten.

Haben Sie selbst Suizidgedanken? Oder sind Sie besorgt um jemanden?

Lassen Sie sich helfen! In der Schweiz gibt es zahlreiche Stellen, die rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen da sind – vertraulich und kostenlos.

  • Dargebotene Hand: Telefon 143
  • Pro Juventute: Telefon und Chat 147

Suizidalität hat viele Gründe

Hinter jedem Selbstmord oder Suizidversuch steht eine persönliche Geschichte. Es gibt viele Gründe, die Menschen in eine Depression und für sie aussichtslose Situation treiben können, wie Perspektivlosigkeit, Einsamkeit, Arbeitslosigkeit, Burnout oder Traumata. In rund siebzig Prozent aller Suizid-Fällen steht eine Depression im Hintergrund. Statistiken und Studien zeigen zudem, dass die Suizidrate bei Männern fast dreimal höher ist als bei Frauen. Frauen unternehmen jedoch 1,5-mal häufiger Selbstmordversuche als Männer. Bei Jugendlichen ist Suizid die zweithäufigste Todesursache. Obwohl die Suizidrate seit 1980 kontinuierlich gesunken ist, bleibt die Zahl der Selbstmorde hoch.

Hoffnungslosigkeit führt zu Selbstmordgedanken

Suizid oder Suizidversuche sind in den meisten Fällen eine Impulshandlung. Dieser geht ein Auslöser voraus, der den emotionalen Druck ansteigen lässt und zu einem Gefühl der Ausweglosigkeit führt. Die Wahrnehmung ist eingeengt, Lösungen sind für die Betroffenen nicht mehr erkennbar und es kommt zum verhängnisvollen Schritt. Die meisten Betroffenen wollen nicht sterben, sie wollen aber so auch nicht weiterleben.

Grafik einer Person, die von aussen durch ein Fenster schaut. Drinnen sitzt eine Frau zusammengesunken auf dem Boden, sie sieht verzweifelt aus. | © Stiftung MyHandicap / EnableMe Von Suizidgedanken Betroffene fühlen sich oft, als wären sie alleine in einem dunklen Raum, zu dem weder die Angehörigen, noch positive Gefühle Zugang haben. (Stiftung MyHandicap / EnableMe)

Warnsignale

Es ist wichtig, auf Warnsignale für Suizidgefährdung zu achten. Nur die wenigsten Menschen unternehmen einen Suizidversuch, ohne ihre Probleme vorher angesprochen zu haben.

Wichtige und ernst zu nehmende Alarmsignale sind zum Beispiel:

  • Geäusserte Suizid-Gedanken oder Suizid-Ankündigungen: die immer wieder gehörte Aussage «wer über Selbstmord spricht, macht es nicht» ist falsch.

  • Schwierige Lebensumstände: Krankheit, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit, Trennung von einem geliebten Menschen und so weiter.

  • Sozialer Rückzug: ein sich Abwenden von Freunden und Familie.

  • Ausgeprägte Stimmungsschwankungen: schneller Wechsel der Laune ohne erkennbaren Grund.

  • Radikale Persönlichkeitsveränderungen: eine Person ist nicht mehr wiederzuerkennen, verliert zum Beispiel vollkommen das Interesse an ihren Hobbys.

  • Realitätsverlust: jemand kann nicht mehr zwischen Wirklichkeit und Fantasie unterscheiden, wirkt abwesend oder hat Halluzinationen.

  • Starke Angstzustände: ständiges Grübeln über mögliche Gefahren, Panikattacken.

  • Selbstzerstörerisches und leichtfertiges Verhalten: zu schnelles Fahren, selbstverletzendes Verhalten, Weglassen von Mahlzeiten und/oder Schlaf, das Horten von Medikamenten.

  • Obsessive Auseinandersetzung mit dem Tod: die Person liest plötzlich Bücher zum Thema, sucht im Internet nach Informationen und spricht ungewohnt oft über Düsteres.

  • Krisen nach traumatischen Erlebnissen: jemand zeigt zum Beispiel nach dem Verlust einer geliebten Person depressives Verhalten oder Anzeichen für PTBS.

  • Alkohol- und Drogenmissbrauch: regelmässiger Konsum von betäubenden Mitteln, ohne die Betroffene ihren Alltag nicht mehr bewältigen können.

  • Frühere Selbstmordversuche: Fast jede:r Zehnte:r, der/die bereits einen oder mehrere Suizidversuche hinter sich hat, stirbt durch Selbstmord.

Suizid: Angehörige leiden mit

Wer als Angehörige:r, Freund:in, Schulkamerad:in oder Arbeitskolleg:in merkt, dass bei einem Mitmenschen einer oder mehrere dieser Punkte zutreffen, sollte mit der betroffenen Person auf alle Fälle darüber sprechen. Dabei ist es wichtig, einfühlsam zuzuhören und den Betroffenen Raum zu geben, um ihre Gefühle auszudrücken. In einem weiteren Schritt kann es sinnvoll sein, ärztliches oder psychologisches Fachpersonal beizuziehen oder weitergehende professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Wie Sie am besten mit Personen mit Suizidgedanken umgehen, erfahren Sie im Gespräch mit unserem Fachexperten Hans Schmied.

Es ist nicht immer möglich, Suizidgedanken bei einer Person zu erkennen oder zu verhindern. Schuldgefühle bei Angehörigen sind deshalb sehr verbreitet. Nicht nur müssen sie mit der Trauer und einer unvorstellbaren Leere umgehen, sondern werden mitunter auch von Fragen wie  «warum habe ich es nicht bemerkt?», «hätte ich mehr tun können?» oder «wie hätte ich diese Tragödie verhindern können?» verfolgt. Diese Fragen sind zwar nachvollziehbar, doch sollten Angehörige nie vergessen, dass Suizid eine sehr komplexe Angelegenheit ist und es in den meisten Fällen keine einfachen Lösungen gibt. Es ist wichtig, dass Angehörige nicht vergessen, auf sich selbst aufzupassen und sich selbst Unterstützung zu suchen, wenn sie es benötigen. Sie sollten sich nicht scheuen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen und sich Zeit nehmen, um ihre eigenen Gefühle zu verarbeiten.


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