Starker Anstieg der Zahl Demenzkranker
Starker Anstieg der Zahl Demenzkranker
Die Zahl der Demenzkranken wird sich bis 2050 verdreifachen, von heute 110'000 auf über 300'000.
In Europa sind mehr als 7 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. 2040 werden es 10 Millionen sein. Die Zahlen, die das Europäische Alzheimer-Kooperationsprojekt ALCOVE veröffentlicht hat, schrecken auf. Und die Zahl der Demenzkranken wird auch in der Schweiz weiter ansteigen: Sie wird sich bis 2050 verdreifachen, von heute 110'000 auf über 300'000.
Der ALCOVE Bericht enthält eine Reihe von Empfehlungen, um die Lebensqualität und die persönlichen Rechte der Menschen mit Demenz zu garantieren, schreibt die Schweizerische Alzheimervereinigung ALZ in einer Medienmitteilung. Die Empfehlungen decken sich mit den Forderungen der ALZ, die zwei Punkte herausgreift:
1. Diagnose – so früh wie möglich
Die Betroffenen müssen Zugang haben zu einer Frühdiagnose und pluridisziplinären Abklärung, zu den notwendigen medikamentösen und nicht-medikamentösen Therapien sowie zu Beratung und Information. In der Schweiz haben heute lediglich 50% der Menschen mit Demenz eine Diagnose. Demenzkranke und ihre Angehörigen brauchen zudem Hilfe, Unterstützung und Entlastung im täglichen Leben mit der Krankheit. Die Angebote und Leistungen müssen diesen Bedürfnissen angepasst und die Betreuenden entsprechend ausgebildet sein.
2. Einsatz von Neuroleptika
Neuroleptika (Arzneimittel zur Beruhigung) werden in Pflegeheimen häufig verwendet. Gemäss einer Studie von 2011 erhalten in der Schweiz über 40% der Heimbewohner mit einer Demenzdiagnose Neuroleptika. Diese Medikamente werden oft nicht fachgerecht eingesetzt. Ziel muss es sein, den Einsatz von Neuroleptika zu vermindern. Dafür braucht es Personal, das besser für den Umgang mit Demenzkranken ausgebildet ist, mehr Zeit und andere, nicht-medikamentöse Therapien, fordert die Alzheimervereinigung.
Adäquate und zielgerechte Leistungen gefragt
Indem für Menschen mit Demenz adäquate und zielgerechte Leistungen entwickelt werden, könne eine unkontrollierte Kostenexplosion vermieden werden, heisst es weiter. In der Schweiz und in anderen Ländern hätten zahlreiche solcher Angebote (Case Management ab Diagnose, Tages-/Nachtstätten, Entlastung zu Hause, Kurzaufenthalte in spezialisierten Institutionen, Wohngruppen für Menschen mit Demenz) ihre Wirksamkeit bewiesen – auch aus ökonomischer Sicht.
Die Schweizerische Alzheimervereinigung hat hohe Erwartungen in die nationale Demenzstrategie, die im Herbst vorliegen soll. (ALZ/MyHandicap/pg)