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Hochwirksam und ungefährlich: Fumarsäureester gegen MS

Hochwirksam und ungefährlich: Fumarsäureester gegen MS

Bochumer Erfolgsweg bei schubförmiger Multipler Sklerose.

Die Multiple Sklerose (MS) ist bis heute nicht heilbar. Mit modernen Medikamenten lässt sich ihr Verlauf zwar verlangsamen, jedoch sind die Wirkstoffe entweder in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt oder mit gravierenden Nebenwirkungen verbunden. Hoffnung kommt jetzt aus der Dermatologie. Bochumer Forscher haben entdeckt, dass ein seit langem gegen Schuppenflechte bewährter Wirkstoff auf Basis der Fumarsäure die MS-Symptome stark bessert.
Die Patienten erlitten 50 Prozent weniger MS-Schübe und hatten bis zu 90 Prozent weniger entzündlich aktive Herde. Nun gelang den Forschern der Nachweis, wie Fumarsäureester Nervenzellen schützen. Sie berichten in der aktuellen Ausgabe von RUBIN, dem Wissenschaftsmagazin der Ruhr-Universität Bochum.
Häufigste neurologische Ursache von Behinderungen bei jungen Erwachsenen
Die Multiple Sklerose ist die häufigste neurologische Ursache von Behinderungen bei jungen Erwachsenen. Bei MS greift das körpereigene Immunsystem die „Isolierschicht“ der Nervenfaserbahnen an und zerstört sie. Im Krankheitsverlauf werden typischerweise alle Regionen von Gehirn und Rückenmark betroffen. Die Folge sind Koordinationsstörungen, Störungen der Feinmotorik, aber auch Konzentrationsstörungen, Blasenfunktionsstörungen, Erschöpfungszuständen und depressiven Verstimmungen.
Fruchtsäure ist sogar in der Lebensmittelindustrie zugelassen
Seit den 1990er-Jahren gibt es verschiedene Medikamente, die das Immunsystem verändern und so den Verlauf der Krankheit verzögern können. Sie sind ungefährlich, aber in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt. In schweren Fällen kommen Chemotherapeutika zum Einsatz, die allerdings erhebliche teils lebensgefährliche Nebenwirkungen mit sich bringen.
Bochumer Forscher haben entdeckt, dass ein aus der Dermatologie seit langem bekannter Wirkstoff ungefährlich und hochwirksam gegen MS-Schübe ist: Fumarsäureester. Die Fumarsäure ist eine Fruchtsäure, die in vielen Pflanzen und auch im menschlichen Körper vorkommt und in der Lebensmittelindustrie zugelassen ist. Der Wirkstoff wird in der Dermatologie erfolgreich gegen Schuppenflechte eingesetzt.
50 % weniger Schübe, 90 % weniger Entzündungsherde
Die Entdeckung war Zufall: Bei MS-Patienten, die zugleich auch an Schuppenflechte litten, besserte sich die Symptomatik der MS auffällig unter der Einnahme von Fumarsäureester. Mehrere Studien folgten. Neurologen um Prof. Dr. Ralf Gold konnten jetzt nachweisen, wie Fumarsäureester wirkt: Er stösst schützende Stoffwechselwege in Zellen an.
Firewall für Nervenzellen
„Die Nervenzellen werden wie durch eine Firewall vor entzündlichen Botenstoffen geschützt, insbesondere freien Radikalen und Stickoxid“, berichtet Prof. Gold. In einer grossen Studie mit über 2400 Patienten zeigte sich:
Die Fumarsäureester reduzierten die MS-Schubraten um bis zu 50 Prozent und führten zu bis zu 90 Prozent weniger entzündlich aktiven Herden, die mit der Kernspintomografie sichtbar waren. Eine häufige Nebenwirkung von Fumarsäureester – Verdauungsbeschwerden, die beim dermatologischen Medikament bei rund 40 Prozent der Patienten vorkamen – liess sich durch eine abgewandelte Formulierung des Medikaments stark reduzieren auf drei bis fünf Prozent. „Hochwirksam und trotzdem ungefährlich – eine neue Erfahrung der MS-Therapie!“, freut sich Prof. Gold. (Ruhr-Universität Bochum/MyHandicap/pg)