Chronische psychische Beschwerden vor und nach einer Operation
Chronische psychische Beschwerden vor und nach einer Operation
Ein operativer Eingriff bedeutet für viele Menschen eine starke psychische Belastung verbunden mit hohem emotionalen Stress.
Ein operativer Eingriff bedeutet für viele Menschen eine starke psychische Belastung verbunden mit hohem emotionalen Stress. Wissenschaftler der Charité in Berlin und des Universitätsklinikums Leipzig konnten nun zeigen, dass diese Beschwerden oftmals keine vorübergehenden Sorgen hinsichtlich der bevorstehenden Operation sind, sondern häufig Hinweise auf klinisch bedeutsame und behandlungsbedürftige psychische Störungen darstellen.
Die Forschergruppe hat in ihrer Untersuchung zunächst erfasst, wie viele Patienten mit einer bevorstehenden Operation an psychotherapeutischen Gesprächen interessiert waren und inwieweit dieses Interesse mit der erhöhten psychischen Belastung vor der Operation in Zusammenhang stand. Schliesslich untersuchten die Wissenschaftler, ob es im Verlauf von sechs Monaten nach dem chirurgischen Eingriff zu Veränderungen der psychischen Beschwerden kam.
Keine vorübergehenden Sorgen und Stress wegen der Operation
„Es ist auffallend, wie beharrlich Depressivität, Ängste, allgemeine psychische Beschwerden und Alkoholprobleme nach einem halben Jahr bei den Patienten mit Psychotherapieinteresse erhöht bleiben“ sagt Privatdozent Dr. Henning Krampe von der Charité. „Diese Stabilität der Belastung in den verschiedensten Bereichen psychischer Störungen legt die Schlussfolgerung nahe, dass es sich dabei nicht um vorübergehende Sorgen und Stress wegen der Operation, sondern um chronische psychische Beschwerden handelt, die eine psychotherapeutische Behandlung erforderlich machen.“
Schlechtere Genesung
Nicht nur aus psychotherapeutischer, sondern auch aus medizinischer Perspektive ist es notwendig, psychische Beschwerden chirurgischer Patienten zu behandeln. Unbehandelte Depression, Ängste und Suchterkrankungen tragen zu operativen Komplikationen sowie zu einer schlechteren Genesung nach der Operation bei. Sie befördern so insgesamt einen ungünstigeren Krankheitsverlauf der organmedizinischen Krankheit bis hin zu erhöhter Mortalität.
„In weiteren Untersuchungen konnten wir zeigen, dass über 30 Prozent der operativen Patienten unter klinisch bedeutsamer Depressivität leiden und dass erhöhte Depressivität bei diesen Patienten einen wesentlichen Risikofaktor für eine längere Krankenhausverweildauer darstellt“, erklärt Prof. Claudia Spies von der Charité. (Charité/MyHandicap/pg)