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Vermehrter Speichelfluss bei Parkinson: Ursachen und Symptome

Parkinson ist eine komplexe neurologische Erkrankung, die oft mit Sialorrhoe, also übermässigem Speichelfluss, einhergeht. Diese Symptomatik kann den Alltag der Betroffenen stark beeinträchtigen. In diesem Artikel erfahren Sie alles über die Ursachen und Symptome von vermehrtem Speichelfluss (Sialorrhoe) bei Parkinson sowie über effektive Behandlungsmöglichkeiten und praktische Tipps für den Umgang mit dieser Herausforderung.

Eine ältere Frau mit grauen Locken sitzt nachdenklich auf einem Sofa. Sie stützt ihre Hände auf einen Gehstock und blickt ruhig in die Ferne. | © iStock

Sialorrhoe kann die Herausforderungen des täglichen Lebens mit Parkinson noch verstärken. Sich damit zu befassen, kann jedoch helfen die Lebensqualität zu verbessern. (iStock)

«Ich habe oft einen sehr trockenen Mund, aber der Speichelfluss kann völlig unerwartet und plötzlich auftreten. Zum Beispiel beim Yoga, wenn ich mich bücke. Das ist mir unheimlich peinlich.» So wie Els fühlen sich viele Menschen mit Parkinson, die unter vermehrtem Speichelfluss, auch Sialorrhoe genannt, leiden. Je nach Schwere empfinden Betroffene diese Störung als äusserst peinlich, da sie meistens ein Taschentuch vor den Mund halten müssen, um das sogenannte «Sabbern» zu vermeiden. Dadurch meiden sie oft die Öffentlichkeit und ziehen sich sozial zurück. Angehörige fühlen sich häufig ebenso beschämt und leiden gemeinsam mit ihren betroffenen Verwandten. 

Eine Auseinandersetzung mit dem Thema ist deshalb sehr wichtig, da es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten sowie Tipps für den Alltag gibt, die die Lebensqualität verbessern können.

Was ist Sialorrhoe und wie hängt sie mit Parkinson zusammen?

Von Sialorrhoe wird gesprochen, wenn Betroffene nicht mehr fähig sind, den Speichel zu schlucken. Bei Menschen mit Parkinson liegen die Gründe beispielsweise in der verminderten Beweglichkeit der Gesichtsmuskulatur oder einer gestörten Schluckfunktion. Ein weiterer Faktor bei Parkinson ist, dass Prozesse wie Denken und motorische, reflexartige Abläufe verlangsamt sind. Diese Symptome führen dazu, dass sich Speichel im Mund ansammelt, bevor der Schluckreflex einsetzt. Dadurch kann er unkontrolliert austreten.

Was ist Parkinson?

Parkinson ist ein medizinischer Begriff für eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die vor allem Bewegungsstörungen verursacht. Die Krankheit tritt auf, wenn die Nervenzellen im Gehirn, die Dopamin produzieren, geschädigt oder zerstört werden. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der für die Koordination und Steuerung der Bewegung wichtig ist. Zu den Hauptsymptomen von Parkinson gehören Zittern (Tremor), Steifheit (Rigor), langsame Bewegungen (Bradykinesie) und Gleichgewichtsstörungen (Posturale Instabilität).

Es ist wichtig zu wissen, dass der Speichelfluss meistens nicht durch eine Überproduktion an Speichel verursacht wird. Vielmehr produzieren Menschen mit Parkinson genauso viel oder manchmal sogar weniger Speichel wie jede:r andere. So beschreibt Els, dass sie «oft einen sehr trockenen Mund» habe.

Auswirkungen von Parkinson und Sialorrhoe auf den Alltag

Parkinson beeinflusst viele Aspekte des täglichen Lebens und Sialorrhoe verstärkt diese Herausforderungen noch. Sialorrhoe kann die Sprache der Betroffenen beeinträchtigen, was zu einer feuchten Aussprache und unkontrolliertem Tropfen von Speichel auf Kleidung und Umgebung führt. Die ständige Feuchtigkeit kann Ausschläge, Hautinfektionen und in schweren Fällen schmerzhafte Hautschädigung auslösen. Zudem erhöht Sialorrhoe das Risiko von Zahn- und Zahnfleischerkrankungen, da der überschüssige Speichel ein ideales Umfeld für Bakterienwachstum schafft.

Ein weiteres ernstes physisches Problem ist die Gefahr von Atemwegsinfektionen. Wenn Speichel in die Luftröhre gelangt, kann dies zu wiederholten Lungenentzündungen und anderen respiratorischen Komplikationen führen, besonders bei Menschen mit eingeschränkter Schluckfunktion oder bei älteren Personen.

Von Parkinson und Sialorrhoe Betroffene ziehen sich nicht selten aus dem sozialen Leben zurück oder isolieren sich gar vollständig. Dies kann im schlimmsten Fall zu Depressionen und einem niedrigen Selbstwertgefühl führen. Für Kinder und Jugendliche mit Parkinson ist Sialorrhoe besonders belastend, da sie sich in einer entscheidenden Phase ihrer sozialen Entwicklung befinden und sensibel für das Feedback von Gleichaltrigen sind.

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Die täglichen Herausforderungen und die Notwendigkeit ständiger Reinigung und Pflege können auch die Angehörigen von Menschen mit Parkinson und Sialorrhoe belasten. Die Unterstützung durch Familie und Freunde ist daher ein entscheidender Faktor, um den Betroffenen das Gefühl von Normalität und Akzeptanz zu vermitteln und ihre Lebensqualität zu verbessern. Ausserdem gibt es verschiedene Tipps sowie einfache Behandlungsmöglichkeiten, die helfen, den Alltag mit vermehrtem Speichelfluss zu meistern.

Umgang mit Parkinson und Sialorrhoe: Praktische Tipps für den Alltag

  • Schlucktraining: Übungen zur Stärkung der Schluckmuskulatur, durchgeführt von Logopäden und Logopädinnen, können die Schluckfähigkeit verbessern.

  • Bewegung und Physiotherapie: Regelmässige Bewegung und Physiotherapie lindern die motorischen Symptome von Parkinson und verbessern die allgemeine Gesundheit. 

  • Mundhygiene: Regelmässiges Zähneputzen und die Verwendung von Mundwasser helfen, Hautirritationen und Zahnprobleme zu vermeiden.

  • Schutzkleidung: Spezielle Halstücher können dazu beitragen, die Kleidung trocken zu halten und Hautirritationen zu verhindern.

  • Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann die allgemeine Gesundheit fördern und den Speichelfluss positiv beeinflussen. Nahrungsmittel, die die Speichelproduktion anregen, sollten Betroffene hingegen meiden. 

  • Hydration: Ausreichend Flüssigkeit zu trinken hilft, den Speichelfluss zu regulieren

Behandlungsmöglichkeiten für Parkinson und Sialorrhoe

Offen über Sialorrhoe zu sprechen, kann viel Überwindung kosten. Aber es ist wichtig, damit die medizinische Fachperson die Sialorrhoe feststellen und eine richtige Therapie einleiten kann. Die medizinischen Massnahmen sollten zwischen den Fachpersonen aus der allgemeinen Medizin, Neurologie, Otorhinolaryngologie, Phoniatrie und Logopädie abgestimmt werden. 

  • Medikamentöse Therapie: 

    • In die Speicheldrüse injiziertes Medikament, zugelassen für Kinder und Erwachsene

    • Systemisch wirkende Medikamente wie die Wirkstoffgruppe Anticholinergika

  • Chirurgische Eingriffe: In schweren Fällen von Sialorrhoe können chirurgische Massnahmen in Betracht gezogen werden, um die Speicheldrüsen zu entfernen oder ihre Funktion zu reduzieren. Bei Parkinson kann die tiefe Hirnstimulation (THS) eine Option sein, um die motorischen Symptome zu kontrollieren.

  • Technologische Hilfsmittel: Mobile Apps und spezialisierte Geräte zur Speichelkontrolle können die Selbstständigkeit fördern. Für Parkinson gibt es ebenfalls verschiedene technologische Hilfsmittel, die bei der Bewältigung der Symptome helfen.

Unterstützung und Ressourcen in der Schweiz

Für Menschen mit Sialorrhoe und ihre Angehörigen stehen in der Schweiz spezifische Unterstützungsangebote und Ressourcen zur Verfügung, die bei der Bewältigung des Alltags und der Verbesserung der Lebensqualität helfen:

Selbsthilfegruppen und Patientenorganisationen:

  • Pro Infirmis bietet umfassende Beratung und Unterstützung für Menschen mit verschiedenen Behinderungen und deren Familien an und kann auch bei Sialorrhoe unterstützen.

  • Die Schweizerische Parkinsonvereinigung bietet spezifische Ressourcen und Unterstützung für Parkinson-Patientinnen und Patienten.

Medizinische Fachgesellschaften:

Zusammenfassung

Parkinson und Sialorrhoe sind zwei komplexe Gesundheitszustände, welche die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Eine frühzeitige Diagnose und ein multidisziplinärer Behandlungsansatz sind entscheidend, um die Symptome effektiv zu managen. Durch eine Kombination aus medikamentöser Therapie, praktischen Alltagstipps und Unterstützung durch Familie und Fachkräfte lernen Betroffene und ihre Angehörigen, mit Parkinson und Sialorrhoe umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern. Der Austausch mit anderen Betroffenen kann ebenfalls sehr wertvoll sein. Wir ermutigen alle, die mit Sialorrhoe oder Parkinson leben, sich zu informieren und Unterstützung in der EnableMe Community zu suchen.

Häufig gestellte Fragen

Was sind die häufigsten Ursachen von Sialorrhoe?

Die häufigsten Ursachen von Sialorrhoe sind neurologische Störungen, die die Nerven beeinflussen, welche die Speichelproduktion und den Schluckreflex steuern. Dazu gehören Erkrankungen wie Parkinson, ALS, Cerebralparese oder Schlaganfall. Auch Medikamente, insbesondere solche, die zur Behandlung von psychischen Erkrankungen oder hohem Blutdruck verwendet werden, können Sialorrhoe als Nebenwirkung haben.

Sialorrhoe: welcher Arzt, welche Ärztin?

Bei Anzeichen von Sialorrhoe sollte zunächst der Hausarzt, die Hausärztin konsultiert werden, der/die eine erste Bewertung vornehmen und gegebenenfalls an spezialisierte Fachpersonen überweisen kann. Je nach Ursache und Schweregrad der Sialorrhoe kann eine Überweisung zu einem Neurologen, einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt, einem Zahnarzt oder einem Spezialisten für Schluckstörungen sinnvoll sein. Diese Fachpersonen können eine genaue Diagnose stellen und einen individuellen Behandlungsplan entwickeln.

Sialorrhoe: was tun?

Bei Sialorrhoe gibt es verschiedene Behandlungsoptionen, die je nach Ursache und Schweregrad der Erkrankung variieren. Konservative Massnahmen wie verbesserte Mundhygiene, spezielle Kopfpositionen beim Schlafen und der Einsatz von Saughilfen helfen, den Alltag zu erleichtern. Medikamentöse Therapien, einschliesslich Anticholinergika oder ein lokal appliziertes Muskelrelaxans, können den Speichelfluss reduzieren. In schweren Fällen werden chirurgische Eingriffe in Betracht gezogen. Eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt, der behandelnden Ärztin ist entscheidend, um die effektivste Strategie zu bestimmen.


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