Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer
Skip to Content Skip to Mainnavigation Skip to Meta Navigation Skip to Footer

Spastik nach einem Schlaganfall

Ein Schlaganfall ist ein einschneidendes Erlebnis, das sowohl die Psyche als auch den Körper langfristig beeinflussen kann. Eine häufige Folge ist die Spastik, die sich in den Armen oder Beinen manifestieren kann. In diesem Artikel erklären wir, warum Spastik nach einem Schlaganfall auftritt und warum eine frühzeitige Erkennung und Behandlung wichtig ist.

Ältere Frau, die auf dem Sofa in einer Arztpraxis sitzt und lächelt, während eine Krankenschwester, die allerdings im Bild nicht sichtbar ist, ihre Hände hält. | © iStock / fotostorm

Die Spastik nach einem Schlaganfall äussert sich in einer eingeschränkten Beweglichkeit oder auch in einer Fehlhaltung der Gelenke. (iStock / fotostorm)

Rund 40 Prozent aller Menschen, die einen Schlaganfall hatten, leben danach mit einem gewissen Grad an Spastik. Bis zu 13 Prozent sogar mit einer schweren Form. Die Spastik kann zeitnah oder mit einer Verzögerung von bis zu sechs Monaten danach auftreten. Doch wie kommt es zu einer Spastik nach einem Schlaganfall?

Schlaganfall, Hirnschlag oder «Schlegli»?

Für einen Schlaganfall werden mitunter ganz unterschiedliche Bezeichnungen verwendet, wie zum Beispiel Hirnschlag, Hirninfarkt oder in der Schweiz auch «Schlegli». Grundsätzlich kann ein Schlaganfall auch als Hirnschlag, «Schlegli», Insult oder Apoplexie bezeichnet werden. Es wird jedoch zwischen zwei Formen des Schlaganfalls unterschieden: dem «Hirninfarkt» und der «Hirnblutung». Während ein Hirninfarkt durch ein verstopftes Blutgefäss (Gefässverschluss) verursacht wird, entsteht eine Hirnblutung durch das plötzliche Platzen eines Blutgefässes. Hirninfarkte sind viel häufiger und machen rund 80 Prozent aller Schlaganfälle aus.

Lähmung und Spastik sind häufige Folgen eines Schlaganfalls

Bei jeder Form des Schlaganfalls, also sowohl bei einem Hirninfarkt als auch bei einer Hirnblutung, kommt es zu einer Durchblutungsstörung des Gehirns. Dieses wird dadurch nicht ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt, wodurch Gehirnzellen absterben können.

Ob sich die Betroffenen schnell erholen oder langfristige Behinderungen und/oder Krankheiten bleiben, hängt davon ab, welche Hirnregionen betroffen sind. Zu den häufigsten Folgen gehören halbseitige Lähmungen ebenso wie Aufmerksamkeits- und Konzentrationsschwierigkeiten. Eine Lähmung nach einem Schlaganfall entsteht dadurch, dass wichtige Signale zwischen dem Nervensystem und den Muskeln unterbrochen werden. Es kommt zu einer Störung auf dem Weg vom Bewegungsimpuls bis zur Ausführung im Muskel.

Dies bedeutet konkret, dass das Gehirn zwar den Befehl auslöst, den Muskel zu bewegen, dieser Befehl aber nicht, oder nur unvollständig, beim Muskel ankommt. Die Muskeln können entsprechend nicht mehr richtig kontrolliert werden, weshalb Mediziner:innen von einer Lähmung oder einer Spastik sprechen. Im Gegensatz zu einer schlaffen Lähmung, bei der die Muskelspannung plötzlich sehr niedrig ist, ist bei einer spastischen Lähmung die Spannung zu hoch. In seinem Erfahrungsbericht beschreibt es der Betroffene Gion so: «Meine Muskeln sind wie Gummibänder, sie lassen sich nie komplett entspannen.»

Weitere Folgen eines Schlaganfalls

Neben Lähmungen und Spastiken kann ein Schlaganfall auch zu Bewegungs- und Empfindungsstörungen, Sprach- und Schluckstörungen, Seh- und Bewusstseinsstörungen, Schwindel, Aufmerksamkeits- und Gedächtnisstörungen sowie Antriebslosigkeit führen. In den ersten Wochen nach dem Schlaganfall werden diese Symptome als besonders belastend wahrgenommen.

So äussert sich eine Spastik nach einem Schlaganfall

Mit einer Spastik ist gemeint, dass die Muskelspannung unkontrolliert zunimmt, wodurch sich die Muskeln der Betroffenen unkoordiniert verkrampfen und dauerhaft versteifen. Spastische Lähmungen können in einzelnen Muskeln oder in ganzen Muskelgruppen auftreten. Die Spastik äussert sich in einer eingeschränkten Beweglichkeit oder auch in einer Fehlhaltung der Gelenke.

Eine medizinische Fachperson bewegt den Arm einer Frau während einer therapeutischen Behandlung. Der Fokus liegt auf den Armen und Händen der beiden Personen. | © pexels Bei einer spastischen Lähmung ist oftmals das Zusammenspiel der Armmuskeln gestört. Physiotherapieübungen können helfen die Beweglichkeit zu verbessern. (pexels)

Bei Schlaganfall-Betroffenen tritt die armbetonte Spastik häufiger auf als die beinbetonte Spastik. Sie ist üblicherweise mit einem gebeugten Ellenbogen, einem gegen die Brust gepressten Arm und einer gebogenen Hand verbunden. Charakteristisch für eine beinbetonte Spastik sind eine Versteifung des Beins sowie eine häufig nach innen gedrehte Spitzfussstellung. Dies führt zu Gehstörungen, bei denen die betroffene Person das Bein in der Regel nachzieht, wobei die übliche Pendelbewegung des Arms ausbleibt.

Eine Spastik kann sich ausserdem in diesen weiteren Symptomen äussern:

  • Beeinträchtigung der Bewegungssteuerung/-koordination
  • Unkontrollierte Muskelbewegung
  • Schlaffe Lähmung
  • Kraftlosigkeit, Müdigkeit
  • Schmerzen und/oder Sensitivitätsstörungen
  • Unnatürliche Körperhaltung und Haltungsschäden
  • Übermässige Muskelaktivität
  • Muskelverspannungen
  • Schwierigkeiten bei Körperpflege und Hygiene
  • Überaktive Reflexe

Darüber hinaus sind Spastiken sehr schmerzhaft und können Auswirkungen auf die mentale Gesundheit haben. Viele Betroffene betonen gar, dass die psychische Belastung meistens ebenso gross oder gar grösser sei als die körperliche. Deshalb verwundert es nicht, dass rund 45 Prozent der Betroffenen eine Depression entwickeln.

Umso wichtiger ist es, dass sich Personen, die einen Schlaganfall hatten, frühzeitig mit den möglichen Folgen und Symptomen einer Spastik auseinandersetzen und sich professionelle Hilfe suchen. Ausserdem kann es hilfreich sein, sich mit anderen Personen auszutauschen, die mit Spastik ein zufriedenes und erfülltes Leben führen.

Eine Illustration von verschiedenen Menschen mit sichtbaren und nicht-sichtbaren Behinderungen. | © Stiftung MyHandicap / EnableMe

Haben Sie eine Frage zu spastischen Lähmungen?

Tauschen Sie sich anonym und kostenlos in unserem Selbsthilfe-Forum aus. In der EnableMe Community können Sie alle Ihre Fragen stellen. Erfahrene Fachpersonen aus Medizin, Psychologie oder Mobilität stehen Ihnen bei besonders herausfordernden Themen zur Seite.

Jetzt Frage stellen

Spastik nach Schlaganfall diagnostizieren

Da sich eine Spastik über einen längeren Zeitraum, gar über Monate, als Folge eines Schlaganfalls entwickeln kann, ist die Diagnose nicht ganz einfach. Umso wichtiger ist, dass sowohl der Schlaganfall selbst als auch die damit zusammenhängende Spastik rasch erkannt wird. Je früher nämlich eine Spastik diagnostiziert wird, desto erfolgreicher ist die Behandlung.

Die Diagnose einer Spastik nach einem Schlaganfall erfolgt durch eine Kombination aus körperlichen Untersuchungen, neurologischen Tests und bildgebenden Verfahren. Dabei wird ermittelt, wie stark die Einschränkungen durch die spastische Lähmung und die Intensität der Schmerzen sind. Ausserdem wird die Beweglichkeit der Gelenke beurteilt, ebenso wie Muskelkraft und Muskeltonus. Für letzteres können spezifische Bewertungsskalen zur Anwendung kommen, wie die Ashworth-Skala.

Ashworth-Skala

Die Ashworth-Skala (Ashworth, 1964) oder die modifizierte Ashworth-Skala (Bohannon und Smith, 1987) ist eine der am häufigsten verwendeten Skalen zur Beurteilung des Schweregrads der Spastik. Sie misst den Widerstand gegen passive Bewegungen in einem Gelenk, wobei die Muskelspannung auf einer Skala von 0 (keine erhöhte Muskelspannung) bis 4 (starre Muskelspannung) bewertet wird. Die Ashworth-Skala wird vor allem bei Patient:innen angewendet, die neurologische Schädigungen wie nach einem Schlaganfall erlitten haben.

Behandlung von Spastik durch Physiotherapie und Medikamente

Eine Spastik nach einem Schlaganfall bedarf in jedem Fall der medizinischen und physiotherapeutischen Behandlung. Durch einen individuell abgestimmten Therapieplan soll die betroffene Person die verloren gegangenen Fähigkeiten wieder erlangen. Ziel ist es, dass intakte Bereiche des Gehirns die Funktionen der geschädigten Areale übernehmen.

Die passenden Physiotherapieübungen richten sich nach den individuellen Spastik-Symptomen und sind abhängig davon, welche Therapieziele erreicht werden möchten. Eine Auflistung möglicher Therapieziele sowie des Vorgehens finden Sie auf spastik-info.ch. Darüber hinaus ist es möglich, gewisse Übungen zu Hause selbst durchzuführen. Dies kann einen positiven Einfluss auf die Beweglichkeit bestimmter Körperregionen haben.

Auch können ergänzende Medikamente hilfreich sein. Zur medikamentösen Behandlung einer Spastik stehen verschiedene Wirkstoffe zur Verfügung, unter anderem «klassische» Antispastika, wie Baclofen, Tizanidin oder Tolperison. Diese Medikamente wirken krampflösend und können dadurch Beschwerden lindern. Des Weiteren können krampflösende Medikamente, Benzodiazepine, Cannabis-Derivate (gegen Schmerzen) sowie lokal applizierte Muskelrelaxanzien wie zum Beispiel Botulinumtoxin eingesetzt werden. Diese medikamentöse Behandlung ist dabei Teil eines multidisziplinären Therapieansatzes, der auch Physiotherapie und andere Massnahmen wie Schienung oder Ergotherapie umfasst.

Um das passende Präparat zu bestimmen und über mögliche Nebenwirkungen informiert zu sein, ist es zwingend erforderlich, ärztliches Fachpersonal zu konsultieren, ehe ein Medikament gegen Spastik eingenommen wird. Hier finden Sie weitere Informationen zur Behandlung und Therapie von Spastik.

An wen können sich Spastik-Betroffene wenden?

Ärztliche Fachpersonen sind da, um Ihnen zu helfen. Deshalb ist ein offener Austausch wichtig. Die Diagnose und Therapie von Spasmen sollte zwischen Fachpersonen aus der allgemeinen Medizin, Neurologie, Physiotherapie und allenfalls Logopädie abgestimmt werden. Interessierte können sich über die Patientenwebsite www.spastik-info.ch über die Spastik sowie die Diagnose, Therapien und Anlaufstellen informieren. 


Ist dieser Artikel lesenswert?

Fehler gefunden? Jetzt melden.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?