Schlafparalysen: Erfahrungsbericht von Salome
Bereits als Kind hatte ich mit Ängsten, Depressionen und Essstörungen zu kämpfen. Ausserdem litt ich an Schlafstörungen. Ich konnte nicht einschlafen und wurde regelmässig von schrecklichen Alpträumen geweckt. Es wurde jedes Jahr schlimmer. Meine Nächte wurden zu einem schlechten Horrorfilm.

Salome spricht über ihre Erfahrung mit Schlafparalysen. (Privataufnahme)
Kennst du das Gefühl, wenn du im Traum davonrennen willst, aber nicht vorwärtskommst? Nun stell dir vor, du bist wach. Du weisst, dass du wach bist. Du siehst dein Zimmer. Doch du kannst dich nicht bewegen. Bist völlig gelähmt. Gefangen im eigenen Körper.
Plötzlich siehst du einen Schatten an deinem Bett. Du spürst, wie er sich nähert. Es fühlte sich an, als würde sich jemand meinem Bett nähern, sich auf meine Brust setzen und mir die Luft abschnüren. Zunächst fühlte es sich «nur» so an, als würde ich keine Luft mehr zu kriegen. Ich sah Schatten im Augenwinkel und hatte den Eindruck, dass etwas auf mir sass. Doch mit der Zeit wurde es schlimmer. Plötzlich begann ich, merkwürdige Wesen in meinem Zimmer zu sehen, die ich nicht einordnen konnte.
Ich spürte eine Bedrohung, die von diesem unbekannten Wesen ausging. Ich wollte schreien, aber kein Laut kam heraus. Meine Kehle war wie zugeschnürt. Ich versuchte stärker zu atmen. Ich versuchte, mich irgendwie zu bewegen. Doch es ging nicht. Die Panik stieg ins Unermessliche.
« Die Ärzte und Therapeuten sagten mir alle, das seien nur Albträume. Doch ich kannte Albträume leider sehr gut und diese Zustände fühlten sich anders an. Sie waren viel realer. »
Ich war ungefähr 14 Jahre alt, als diese Zustände anfingen. Anfangs traten sie nur sehr selten auf. Damals wusste ich zum Glück nicht, dass mich diese Zustände jahrelang verfolgen werden. Zu dieser Zeit war ich bereits aufgrund meiner Essstörungen, Depressionen und selbstschädigendem Verhalten in Therapie. Mit 15 in einer psychiatrischen Klinik.
Die Ärzte und Therapeuten sagten mir alle das Gleiche: «Das ist nichts. Das sind nur Albträume.» Doch ich kannte Albträume leider sehr gut und diese Zustände fühlten sich anders an. Sie waren viel realer. Ich fürchtete mich davor, schlafen zu gehen. Dieser Zustand machte mir unglaubliche Angst. Das Schlimmste war, dass mich niemand ernst nahm. Da ich keine Erklärung für diese Zustände erhielt, begann ich im Internet zu recherchieren. Dabei stiess ich nur auf Geschichten über Geister und Dämonen, die Menschen besetzen.
Erst mehr als zehn Jahre nach Beginn dieser Zustände erfuhr ich, was es wirklich war. Im Austausch mit anderen Menschen erkannte ich, dass es anderen ähnlich erging. Zu diesem Zeitpunkt hörte ich zum ersten Mal von Schlaflähmungen/Schlafparalysen.
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Schlafparalyse - Wenn der Geist wach ist, aber der Körper noch schläft
Die unmittelbare Ursache einer Schlafparalyse ist eine Fehlkopplung zwischen Bewusstsein und Muskelhemmung während des REM-Schlafs. Im REM-Schlaf hat jeder eine Muskelblockade. Die Muskeln sind gelähmt. (Schutzmechanismus, damit man seine Träume nicht körperlich auslebt), und das Bewusstsein ist abgeschaltet.
Im Normalfall wachen wir auf, schlagen die Augen auf und beginnen uns zu bewegen. Bei einer Schlafparalyse wacht das Bewusstsein auf, während der Körper noch gelähmt ist – diese Diskrepanz führt zu dem Gefühl, «wach, aber bewegungslos» zu sein.
Was ist eine Schlafparalyse?
Etwa acht bis vierzig Prozent der Menschen erleben mindestens einmal im Leben eine Schlafparalyse. Regelmässige Episoden sind jedoch selten: Nur rund sechs Prozent sind betroffen. Häufige Schlafparalysen treten oft im Zusammenhang mit anderen Erkrankungen auf, insbesondere bei psychischen Störungen, bei denen etwa dreissig Prozent betroffen sind. Besonders Jugendliche, junge Erwachsene sowie Menschen mit Schlafstörungen wie Narkolepsie oder posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) erleben sie häufiger. Zur Dauer gibt es unterschiedliche Angaben: Manche Forschende berichten von wenigen Sekunden, andere von mehreren Minuten. Betroffenen kommt die Lähmung oft deutlich länger vor. Schlafparalysen sind laut Expert:innen absolut ungefährlich, auch wenn sie als sehr unangenehm oder beängstigend empfunden werden. Wiederkehrende oder besonders belastende Episoden können jedoch auf eine zugrunde liegende Schlaf- oder Angststörung hinweisen.
Im Laufe der Jahre habe ich meine persönlichen Auslöser für Schlafparalysen identifizieren können:
- psychische Vorbelastung/ Erkrankung
- Schlafstörungen (Einschlaf und Durchschlafstörungen)
- Genetische Disposition
- Stress
- Ängste
- Traumata/PTBS
- Veränderungen
- bestimmte Lebensmittel
- Medikamente
Auch meine Symptome kann ich mittlerweile genau beschreiben:
- Bewegungsunfähigkeit bei vollem Bewusstsein
- Unfähigkeit zu sprechen oder sich bemerkbar zu machen
- Atemnot oder Druckgefühl auf der Brust
- Angst- und Panikgefühle
- Halluzinationen: sehr typisch sind visuelle, auditive oder taktile Halluzinationen (z. B. Schattenfiguren, Stimmen, Gefühl von Berührung)
- Gefühl einer «Präsenz» im Raum – oft als bedrohlich wahrgenommen
Diese Halluzinationen werden als hypnagoge (beim Einschlafen) oder hypnopompe (beim Aufwachen) Halluzinationen bezeichnet und sind neurologisch erklärbar.
Um Schlafparalysen möglichst zu vermeiden, helfen mir die folgenden Dinge:
- Regelmässiger Schlafrhythmus (fester Schlaf-Wach-Zyklus)
- Genügend Schlafzeit (sieben bis neun Stunden)
- Stressabbau durch Meditation
- Keine schweren Mahlzeiten/ kein Koffein vor dem Schlafen
- Vermeidung der Rückenlage beim Schlafen
- Gesprächstherapie
- Skills
- Gutes zureden: «Ich weiss, es geht vorüber. Ich weiss, es ist ungefährlich.»
- Austausch mit anderen Betroffenen
Wenn du Fragen hast, erreichst du mich auf Instagram unter: salome_skillskiste