Bildungssystem der Schweiz: Wie weiter nach der Oberstufe?
Wenn die Schule vorbei ist, stehen dir in der Schweiz viele Wege offen. Ob Berufslehre, Gymnasium oder Fachmittelschule – jeder Bildungsweg bietet unterschiedliche Chancen.

Wie es nach der Schule weitergeht, ist ganz allein deine Entscheidung. (pexels)
Lehre, Kantonsschule oder 10. Schuljahr? Es gibt verschiedene Wege nach der Oberstufe. Erfahre, welche Möglichkeiten dir das Bildungssystem der Schweiz bietet – auch mit einer Behinderung oder chronischen Krankheit.
Nach der Sekundarschule: Deine nächsten Schritte
Berufliche Grundbildung
Die Lehre ist in der Schweiz ein sehr beliebter Einstieg ins Berufsleben. Es gibt verschiedene Hauptformen:
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Eidgenössisches Fähigkeitszeugnis (EFZ): Diese drei- bis vierjährige Lehre bereitet dich gut auf das Berufsleben vor. Mit einem Eidgenössischen Fähigkeitszeugnis (EFZ) kannst du beispielsweise als Elektriker:in, Kauffrau/Kaufmann oder Informatiker:in arbeiten. Wenn du möchtest, kannst du zusätzlich die Berufsmaturität machen – entweder während oder nach der Lehre oder andere Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen.
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Eidgenössisches Berufsattest (EBA): Diese zweijährige Ausbildung ist praktisch orientiert und ideal, wenn du lieber mit den Händen arbeitest oder mehr Unterstützung brauchst. Nach dem Abschluss kannst du zum Beispiel eine verkürzte EFZ-Lehre anhängen.
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Praktische Ausbildung PrA: Die PrA ist für Jugendliche mit Behinderung, die keine EBA- oder EFZ-Lehre machen können. INSOS hat die Ausbildung, die sehr praktisch ausgerichtet ist, gestartet. Am Ende bekommen die Lernenden einen anerkannten Ausweis und einen Nachweis über ihre Fähigkeiten. Wer möchte, kann nach dem ersten oder zweiten Jahr in eine EBA- oder EFZ-Lehre wechseln.
Du fragst dich, was der Unterschied zwischen diesen Hauptformen ist? In unseren Beiträgen «EBA/EFZ: Gut zu wissen» und «INSOS: Erfolge für praktische Ausbildung» erfährst du es. Und wenn du dir sicher bist, dass eine Lehre das Richtige für dich ist, aber noch nicht weisst, was du werden willst, haben wir im Artikel «Lehrstellensuche: Welcher Job passt zu mir?» hilfreiche Tipps für dich zusammengestellt.
Allgemeinbildende Schulen
Wenn du gerne zur Schule gehst und dir ein Studium vorstellen kannst, sind diese Wege spannend:
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Gymnasium: Bereitet dich auf ein Universitätsstudium vor. Du schliesst mit der gymnasialen Matur ab.
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Fachmittelschule (FMS): Diese drei Jahre schulischer Ausbildung bereiten dich auf soziale, pädagogische oder gesundheitliche Berufe vor. Mit der Fachmaturität kannst du später an einer Fachhochschule studieren.
Brückenangebote
Du hast noch keine Lehrstelle gefunden oder willst dich besser vorbereiten? Dann könnte ein Brückenangebot das Richtige sein. Diese unterscheiden sich je nach Kanton, haben aber alle das Ziel, dich fit für den nächsten Schritt zu machen:
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10. Schuljahr: Vertieft dein Schulwissen und unterstützt dich bei der Berufswahl.
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Vorbereitung auf Mittelschulen: Hilft dir, dich auf FMS oder Gymnasium vorzubereiten.
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Praktika: Geben dir die Möglichkeit, Berufe hautnah kennenzulernen.
Berufsberatung.ch bietet eine Übersicht über die verschiedenen Möglichkeiten.
Nach der Grundbildung: Wie geht es weiter?
Egal, ob du dich für eine Lehre oder eine schulische Ausbildung entschieden hast – nach der Grundbildung stehen dir viele Wege offen. Du kannst zum Beispiel eine höhere Berufsbildung absolvieren, etwa durch eine Berufsprüfung oder den Besuch einer höheren Fachschule, um dein Wissen in deinem Beruf zu vertiefen. Wenn du die Berufsmaturität hast oder eine Zusatzprüfung bestehst, kannst du an einer Fachhochschule ein Studium beginnen. Und wenn du die gymnasiale Matura abgeschlossen hast, steht dir auch der Weg an eine Universität offen, wenn du zum Beispiel Arzt/Ärztin oder Ingenieur:in werden möchtest.
Wechsel von einem Weg in den anderen – geht das?
Auch wenn du dich für einen bestimmten Weg entschieden hast, heisst das nicht, dass du diesen für immer gehen musst. Das Bildungssystem der Schweiz ist durchlässig – das bedeutet, du kannst später noch den Weg wechseln. Wenn du zum Beispiel eine EFZ-Lehre gemacht hast, kannst du mit einer Berufsmaturität an eine Fachhochschule wechseln. Auch nach der Fachmittelschule (FMS) gibt es Möglichkeiten, etwa über ein Praktikum und eine Fachmaturität an eine pädagogische Hochschule zu gelangen. Und wenn du dich zunächst für ein Brückenangebot entscheidest, kannst du danach immer noch eine Lehre oder eine Mittelschule beginnen. Es ist nie zu spät, deinen Bildungsweg neu zu denken und anzupassen.
Dein nächster Schritt
Die Berufswelt wandelt sich ständig, und es entstehen immer wieder neue, spannende Berufsfelder. Besonders gefragt sind aktuell Fachkräfte im IT-Bereich, zum Beispiel Softwareentwickler:innen oder Spezialist:innen für nachhaltige Technologien.
Und keine Sorge: es ist okay, noch nicht genau zu wissen, was du willst. Wichtig ist, dass du dranbleibst und dir Unterstützung holst. Informiere dich, sprich mit Lehrpersonen, deinen Eltern oder mach eine Berufsberatung. Dein Weg ist so individuell wie du selbst – und er darf sich auch verändern.