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ADHS: Depression und weitere Begleiterkrankungen

Menschen mit AD(H)S haben ein höheres Risiko, an Angststörungen, Depressionen und Co. zu erkranken. Diese sogenannte Komorbiditäten können bei Neurodiversität auftreten, müssen es aber nicht.

Eine Frau mit langen Haaren trägt einen grünen Pullover und sitzt auf einem Hocker. Sie schaut in die Kamera. | © unsplash

Welche Begleiterkrankungen treten bei AD(H)S auf? (unsplash)

Begleiterkrankungen bei ADHS und Neurodiversität im Allgemeinen können sein:

Viele Kinder bleiben in der Schule unter ihren eigentlichen Leistungen. Sie können sich nicht konzentrieren. Dazu kommt es, dass neben der ADHS-Symptomatik eine Teilleistungsstörung bestehen kann. Dabei handelt es sich um eine Lese-Rechtschreib- und/oder eine Rechenschwäche. Zudem entwickeln viele von ihnen Ängste und Unsicherheiten und trauen sich weniger zu. Dies wirkt sich ebenfalls auf den schulischen Alltag aus.

ADHS und Autismus

ADHS und Autismus treten häufig gemeinsam auf. Studien belegen, dass 80 Prozent der Kinder mit Autismus auch eine ADHS haben. Andersherum haben fünfzig Prozent der Kinder, die eine ADHS haben, auch Autismus. Wie Autismus und die ADHS zusammenhängen, ist noch nicht klar. Ein genetischer Zusammenhang wird derzeit untersucht.

Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität sind die Kernsymptome einer ADHS. Gleichzeitig sind diese Symptome aber auch Begleiterscheinungen einer Autismus-Spektrum-Störung. Bei ADHS bessern sich die Symptome im Erwachsenenalter manchmal. Bei Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung nicht.

Was sind Gemeinsamkeiten von ADHS und Autismus?

  • Probleme, Arbeitsabläufe zu strukturieren
  • Desorganisation
  • Schwierigkeiten, das Grosse und Ganze im Blick zu halten
  • In Details verlieren
  • Probleme, zu priorisieren

ADHS und Depressionen

Häufige Begleiterkrankungen bei einer ADHS sind seelische Erkrankungen. Dazu gehört auch die Depression. Die Gründe einer Depression bei Menschen mit einer ADHS lassen sich durch verschiedene Aspekte erklären:

  • Schwierige Biografie
  • Kränkungen
  • Schwaches Selbstwertgefühl
  • Energie, um sich im Alltag anzupassen

Die Energie, die Menschen mit einer ADHS für ihren Alltag benötigen, führen zu einer Erschöpfung. Diese kann wiederum zu einer Depression führen. Ein Gefühl von Kraftlosigkeit und Überforderung wird immer stärker. Menschen «funktionieren» weniger, wodurch ein Gefühl von Minderwertigkeit resultiert. Weiterhin kann der Antrieb gestört sein und die negativen Gefühle überwiegen.

Ebenso gibt es bei Depressionen genetische Grundlagen. Zusätzlich können Stress, Konflikte und Überlastungen zu einer Depression führen.
Daher ist es wichtig, die Depression und ADHS zu erkennen, sodass beide medikamentös und/oder therapeutisch behandelt werden können.

Angststörungen bei ADHS

Ca. 25 Prozent der Erwachsenen haben Angststörungen.
Bei einer Angststörung reagieren Menschen auf bestimmte Reize mit starker Angst. Während Menschen ohne eine Angststörung nur mit einem leichten Gefühl von Angst reagieren.

Bei einer ADHS und Angststörung in Kombination sind folgende Verhaltensweisen typisch:

  • Aufschieben oder Prokrastination
  • Angst vor (erneuten) Misserfolgen
  • Unsicherer Umgang mit Angst
  • Innere Unruhe

Hier kann ebenfalls eine Psychotherapie weiterhelfen.

Menschen mit einer ADHS erwähnen auch häufiger, dass sie Minipaniken erleben. Diese treten auf, wenn etwas nicht so funktioniert, wie sie sich das vorgestellt haben. Es ist wichtig, diese zu erkennen und zu verstehen und die Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken.

Zwangsstörungen bei ADHS

Möglicherweise erkennen Sie hier einen Widerspruch? Denn bei ADHS scheint Ordnung dem Chaos zu weichen. Auch, wenn die genauen Gründe hier nicht erklärt werden können, so gehen einige Menschen mit einer ADHS in dieses Extrem. Ein Erklärungsansatz ist, dass versucht wird gegen das Chaos und die Vergesslichkeit zu arbeiten. Dadurch werden sie jedoch langsamer. Die Ordnung können sie für Aussenstehende aufrechterhalten. In versteckten Bereichen, wie beispielsweise dem Kleiderschrank, sieht es dann schon wieder anders aus.

Bipolare Störung bei ADHS

Die Bipolare Störung gehört zu den psychischen Erkrankungen. Ein Prozent der Weltbevölkerung hat eine Bipolare Störung. Bei einer ADHS und einer Bipolaren Störung wird meist eine Diagnose zuerst erkannt, während sich die Symptome der anderen Diagnose hinter der ersten Diagnose verstecken.
Die Bipolare Störung ist von depressiven und manischen Phasen geprägt.

Depressive Phase:

  • Niedergedrückte Stimmung
  • Wenig Energie und negative Gedanken
  • Wenig oder kein Interesse an Dingen oder Hobbys

Manische Phase:

  • Wenig Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf
  • Mehr Geldausgaben
  • Mehr Interesse an sexuellen Aktivitäten

In den manischen Phasen besitzen die Menschen viel Energie und ein erhöhtes Selbstbewusstsein. Die Phasen können sich auch mischen und schnell abwechseln. Männer und Frauen sind gleichermassen betroffen. Die bipolare Störung hat ein erhöhtes Suizid-Risiko.

10 Prozent der ADHSler:innen weisen eine bipolare Störung auf. Ebenfalls haben 20 Prozent der Menschen mit einer bipolaren Störung eine ADHS. Da sich die Auswirkungen beider Diagnosen überschneiden, kann es schwierig sein, zu erkennen, ob eine Diagnose oder beide vorliegen.

Auch die Ursachen beider Erkrankungen überschneiden sich. Die Ursachen der bipolaren Störung sind ebenfalls noch nicht ausreichen erforscht. Dabei spielt die Veranlagung eine wesentliche Rolle. Der Ausbruch der Erkrankung wird jedoch durch Umweltbedingungen beeinflusst. Hierzu zählen Stress, durch die Geburt oder Drogen- und/oder Alkoholkonsum. Ebenfalls geht man davon aus, dass in den Krankheitsphasen eine Verschiebung des Gehirnstoffwechsels stattfindet.

ADHS und Schlafstörungen

Schlafstörungen bei Erwachsenen mit einer ADHS kommen häufig vor. Dies liegt daran, dass sich viele Menschen mit einer ADHS abends besser auf die Arbeit konzentrieren können. Grund hierfür sind fehlende, störende Reize. Das führt dazu, dass sie oft bis spät in die Nacht arbeiten. So können sie alle wichtigen Aufgaben erledigen. Hierdurch fehlt ihnen der Schlaf.
Die Schlafstörungen können sich durch folgende Anzeichen äussern:

  • Spätes Einschlafen
  • Lange Einschlafzeit
  • Verschiebung des Schlaf-Wach-Rhythmus
  • Spätes ins Bett gehen
  • Wenig Schlaf
  • Tagesmüdigkeit

Schlafstörungen und die damit verbundene Müdigkeit können zu Konzentrationsstörungen, Aufmerksamkeitsproblemen und Reizbarkeit führen.

ADHS und chronische Fatigue

Müdigkeit oder auch die chronische Fatigue sind in Verbindung mit ADHS noch nicht gut genug untersucht. Es liegen zwar keine wissenschaftlichen Informationen vor, dennoch lässt sich beobachten, dass eine chronische Erschöpfung oder Tagesmüdigkeit bei dem unaufmerksamen Subtyp zu finden ist. Dies schliesst den hyperaktiven Typ natürlich nicht aus. Als Ursache für die Müdigkeit werden häufig die Depressionen und Schlafstörungen herangezogen.

Foto eines an eine weisse Wand gesprühten, traurigen Smileys. | © pexels Menschen mit AD(H)S leiden oft auch unter einer Persönlichkeitsstörung, wie zum Beispiel Borderline. (pexels)

Restless-Legs-Syndrom

Bei dem Restless-Legs-Syndrom handelt es sich um eine neurologische Störung, die häufig zusammen mit einer ADHS auftritt. Sie wird als kribbeln oder spannen in den Beinen empfunden. Die Symptome bereiten beim Einschlafen Schwierigkeiten. In den Phasen wird der Drang verspürt, sich zu bewegen oder die Muskeln anzuspannen. Beine und Füsse sind häufiger betroffen. Die Ursache ist nicht geklärt. Jedoch wird eine Störung in dem System, das zur Herstellung von Dopamin verantwortlich ist, in Betracht gezogen. Dies steht in Zusammenhang mit einer ADHS. 10 Prozent sind von dem RLS betroffen. Frauen deutlich häufiger. Eine Folge des RLS sind Schlafstörungen.

Persönlichkeitsstörungen bei ADHS

Auch, wenn eine ADHS oft nicht erkannt wird, so kommt es bei einer ADHS häufig zu Persönlichkeitsstörungen. Dies sorgt für Doppeldiagnosen. Beispielsweise eine ADHS und Borderline oder eine ADHS und die narzisstische Persönlichkeitsstörung. Bei den folgenden Persönlichkeitsstörungen handelt es sich um Störungen,

  1. die häufig anstelle von einer ADHS gestellt werden
  2. die mit einer ADHS zusammen auftreten.

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Diese wird Personen zugeschrieben, die einen theatralischen und übertriebenen Gefühlsausdruck haben:

  • Schneller Stimmungswechsel
  • Leicht beeinflussbar
  • Verlangen, im Mittelpunkt zu stehen
  • Fordern ständig Aufmerksamkeit
  • Sind verführerisch und verführbar
  • Müssen Attraktivität unter Beweis stellen
  • Suche nach Bestätigung

Emotional-instabile / Borderline-Persönlichkeitsstörung

Die Borderline-Persönlichkeitsstörung hat Überschneidungen mit dem impulsiven Typ der ADHS. Auch wissenschaftlich ist noch nicht geklärt, ob es sich bei der Borderline-Störung um einen Teil der ADHS handelt.

Charakteristisch für Borderline ist:

  • Instabile Stimmung, Stimmungswechsel
  • Intensive Gefühlsausbrüche
  • Impulsive Reaktionen
  • Kaum kritikfähig
  • Chronisches Gefühl innerer Leere
  • Intensive, aber unbeständige Beziehungen
  • Selbstverletzung / Selbstmordversuche

Dissoziale Persönlichkeitsstörung

Menschen mit einer dissozialen Persönlichkeitsstörung haben wenig Mitgefühl und Anteilnahme an Leid anderer.

  • Egozentrisch
  • Masslos
  • Sofortige Bedürfnisbefriedigung
  • Rücksichtslos gegenüber Bedürfnissen anderer
  • Wenig Verantwortung
  • Missachten soziale Normen, Regeln und Pflichten
  • Beziehungsunfähig
  • Geringe Frustrationstoleranz
  • Niedrige Aggressionsschwelle
  • Tendieren zu Gewaltausbrüchen
  • Zeigen kaum Moral und Schuldgefühle
  • Lernen wenig aus Erfahrung

Narzisstische Persönlichkeitsstörung

Die Persönlichkeitsstörung tritt häufig gemeinsam mit einer ADHS auf. Sie kann sich bereits im Kindesalter entwickeln.

Menschen mit dieser Persönlichkeitsstörung

  • haben einen Mangel an Empathie
  • überschätzen ihre Fähigkeiten
  • haben ein gesteigertes Verlangen nach Anerkennung
  • weisen geringe emotionale Wärme auf.

Dabei sollen bestimmte Subtypen der ADHS die Entwicklung der Persönlichkeitsstörung begünstigen. Gerade der kombinierte ADHS-Typ geht häufig mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung einher. Bei 12,5 Prozent mit diesem Subtyp konnte die Persönlichkeitsstörung nachgewiesen werden. Bei dem unaufmerksamen Typ waren es nur 2,5 Prozent und bei dem hyperaktiven-Typ 4,2 Prozent.

ADHS und Abhängigkeiten

Eine weitere Begleiterkrankung ist das Abhängigkeitssyndrom. Es kommt bei Menschen mit einer ADHS doppelt so häufig vor, wie bei Menschen ohne ADHS. Dreissig bis fünfzig Prozent der Menschen in Kliniken haben eine unerkannte ADHS. Aber wie kommt es dazu?

Das liegt daran, dass es Erwachsenen mit einer ADHS schwerer fällt, das richtige Mass zu finden. Zudem können Rauschmittel bei Menschen mit einer ADHS andere Wirkungen zeigen als bei Menschen ohne eine ADHS. Für Menschen mit einer ADHS wirken Substanzen oftmals beruhigend und nicht stimulierend. So können die ADHS-Symptome zum Teil unterdrückt werden. Gerade die innere Unruhe kann so gedämpft werden. Problematisch ist dies für Menschen, deren ADHS noch nicht diagnostiziert wurde. Diese wissen nicht, warum der Konsum eine beruhigende Wirkung auf sie hat. Sie können so schneller in eine Abhängigkeit geraten.

Jugendliche können in die Berührung mit Substanzen kommen, wenn sie einer Gruppe beitreten. Wenn sie von dieser Gruppe Akzeptanz und Bestätigung erfahren, dann kann diese Gruppe einen enormen Einfluss auf Jugendliche haben.
Aspekte sind auch, dass sie oft auf der Suche nach dem «Kick» sind und rebellisch sein können. Das führt dazu, dass sie eher straffällig werden können. Ihre Begeisterungsfähigkeit wie auch Neugier kann mit dazu beitragen, Substanzen zu probieren.
Auch wird es als «Sebstbehandlungsversuch» genutzt, um Stimmungsschwankungen, innere Leere oder auch Erfahrungen mit möglichen Versagensängsten zu übertönen.

Abhängigkeiten müssen bei Menschen mit ADHS nicht nur an Substanzen gebunden sein. Da Menschen mit ADHS Schwierigkeiten haben, das richtige Mass zu finden, können sich viele Dinge zu einer Obsession verwandeln. Beispielsweise:

  • Sport
  • Arbeiten
  • Zocken
  • Einkaufen
  • Musik hören
  • Messie-Syndrom
  • Süssigkeiten

Essstörungen

Essstörungen treten bei Menschen mit einer ADHS häufiger auf.

Essstörungen sind:

Das «Ganz-oder-gar-nicht-Prinzip» ist eine Eigenschaft von der ADHS. Dieses kann sich ebenfalls auf das Essverhalten auswirken. Es kann dazu führen, dass sie möglicherweise nichts Essen oder sie besonders viel Essen. Letztendlich können sie sich bis zum Tod hungern. Erst jetzt erkennt man langsam, dass bei vielen Menschen mit einer Essstörung eine unerkannte ADHS und eine Impulskontrollstörung vorliegt. Daher lassen sich bei der Behandlung deutlich bessere Ergebnisse erzielen, wenn die Essstörung und die ADHS behandelt werden.

Der Zusammenhang von ADHS und Allergien

Auch zwischen der ADHS und Allergien kann ein Zusammenhang gesehen werden. Dieser kann wissenschaftlich erklärt werden und ist in der Praxis bewiesen: Stress. Dieser schwächt das Abwehrsystem, wodurch es bei einer ADHS häufiger zu Infekten und allergischen Erkrankungen kommt. Bereits bestehende Allergien können verstärkt werden.

Stress belastet nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Daraus können psychische und psychosomatische Erkrankungen folgen. Informationen werden im Gehirn nicht gefiltert. Es kommt zu einer Reizüberflutung, welche psychische und körperliche Folgen haben kann.

Die Behandlung einer ADHS wirkt sich somit nicht nur auf die Symptome aus, sondern kann sich ebenso auf allergische Reaktionen auswirken. In einer Beobachtung von Dr. Helga Simchen wurde beobachtet, dass fast jedes 2. Kind allergische Reaktionen aufwies. Es ist wichtig zu unterscheiden, dass nicht die Allergie die Ursache für eine ADHS ist, sondern ADHS die Ursache für eine Allergie oder ihre Verstärkung.


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